Nach Treffen mit Putin Nach halbherzigem Rückzieher reitet Trump neue Attacken

Washington (dpa) - Nach massiven Protesten und einer Klarstellung in eigener Sache hat US-Präsident Donald Trump umgehend wieder in den Angriffsmodus geschaltet.

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„Einige Menschen hassen die Tatsache, dass ich gut mit Präsident (Wladimir) Putin aus Russland ausgekommen bin. Sie würden lieber in den Krieg ziehen, als so etwas zu sehen“, twitterte Trump am Mittwochmorgen. Kritikern warf er vor, sie würden unter einem „Trump-Umnachtungssyndrom“ leiden.

Am Rande einer Kabinettsitzung am Mittwochmittag nahm Trump dann den Faden noch einmal auf: Kein Präsident sei mit Russland so hart umgegangen wie er. „President Putin weiß das besser als jeder, auf jeden Fall besser als die Presse. Er ist nicht sehr glücklich darüber“, sagte er.

Vorausgegangen war am Dienstag ein seltener und deshalb denkwürdiger öffentlicher Rückzieher Trumps. Nach nicht enden wollender, parteiübergreifender Kritik, einem verheerenden Medienecho, Druck aus der eigenen Partei und guten Ratschlägen von Unterstützern korrigierte Trump eine besonders strittige Aussage, die er während der Pressekonferenz mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin am Montag in Helsinki gemacht hatte. Trump erklärte alles mit einem Versprecher.

Der zentrale Streitpunkt: Die US-Geheimdienste werfen Russland vor, sich in die Präsidentenwahl vom November 2016 eingemischt zu haben, Putin bestritt das am Montag in Helsinki vehement.

Trump stellte Putin daraufhin nicht zur Rede, sondern sagte: „Ich sehe keinen Grund, warum es (Russland) wäre.“ Dies legte den Schluss nahe, dass Trump auf einer Linie mit Putin sei und seinen eigenen Geheimdiensten während einer Pressekonferenz mit dem beschuldigten Putin in den Rücken fällt.

Trump stellte den ganzen Streit dann am Dienstag als großes Missverständnis dar. Er habe bei einer Durchsicht einer Abschrift seiner Aussagen gemerkt, dass er sich versprochen habe. Der Satz müsse richtig lauten: „Ich sehe keinen Grund, warum es nicht Russland wäre.“

Der Präsident ergriff schließlich auch Partei für die Geheimdienste: „Ich akzeptiere die Schlussfolgerung unserer Geheimdienste, dass eine Einmischung Russlands bei der Wahl 2016 stattgefunden hat.“ In Helsinki klang das noch ganz anders. Da bezeichnete Trump das Dementi von Putin noch als „extrem stark und kraftvoll“.

Mit seinem Rückzieher, wie es der Trump nahe stehende Fernsehsender Fox News bezeichnete, landete der Präsident aber keinen richtigen Befreiungsschlag. „Es ist 24 Stunden zu spät, und am falschen Ort. Wenn der Präsident (Trump) Präsident Putin nicht direkt sagen kann, dass er Unrecht hat und wir Recht und dass unsere Geheimdienste Recht haben, ist es ineffektiv und schlimmer, ein weiteres Zeichen der Schwäche“, sagte der Oppositionsführer im US-Senat, der Demokrat Chuck Schumer. Fox-News-Moderatorin Dana Perino, damalige Sprecherin von Ex-Präsident George W. Bush, sagte: „Ich würde das in 24 Minuten klarstellen und nicht in 24 Stunden.“

Die „New York Times“ zeichnete nach, warum Trump erst nach so vielen Stunden einlenkte. Dutzende Mitglieder von Trumps Republikanern hätten sich distanziert, Kritik sei nicht nur von den üblichen Verdächtigen gekommen. Trump-Unterstützer Newt Gingrich sprach vom „schwerwiegendsten Fehler seiner Präsidentschaft“. Weiter schreibt das Blatt: Berater hätten Trump bekniet, die oppositionellen Demokraten mit Anhörungen gedroht, manche Kritiker sogar von Verrat gesprochen.

Und dann kam der ganz große Schock: In Trumps Lieblingssendung am Morgen, „Fox & Friends“, schien sich Moderator Brian Kilmeade am Dienstag direkt an den Präsidenten zu wenden. „Das ist etwas, das korrigiert werden muss.“

Warum Trump der Schritt so schwerfiel, beschreibt die „Washington Post“. Trumps Vater und der befreundete Anwalt Roy Cohn hätten ihm beigebracht: niemals zurückweichen, niemals entschuldigen, schlag härter zurück als du getroffen wirst. Und von seiner Mutter habe er gelernt: Falls man wirklich etwas zurücknehmen muss, dann so, dass es sich wie ein sinnentleertes Ritual oder wie eine förmliche Verpflichtung anfühlt. Dem Zuhörer soll klar werden, dass die zuerst gemachte Aussage zählt und nicht die formale Entschuldigung.

Stunden nach seiner Klarstellung vermittelte Trump dann schon wieder den Eindruck, dass er seinen Schritt bereute. „Das Treffen zwischen Präsident Putin und mir war ein großer Erfolg, außer in den Fake-News-Medien“, twitterte er. Mit diesem Begriff meint Trump pauschal alle Medien, die ihm nicht freundlich gesonnen oder kritisch gegenüber eingestellt sind.

In einem am Montag aufgezeichneten und am Dienstagabend ausgestrahlten Interview mit Fox News trat Trump dem Vorwurf entgegen, er hege zu große Sympathien für Russland. „Ich bin nicht pro-russisch, ich bin für niemanden“, sagte er.

Auf die Frage, ob er Russland als größten Widersacher der USA sehe, sagte Trump: „Ich würde nicht einmal das Wort Widersacher benutzen. Wir können alle zusammenarbeiten.“ Es könne allen gut gehen und alle könnten in Frieden leben.

In Washington ging am Mittwochmorgen gerade die Sonne auf, als Trump via Twitter aus dem Weißen Haus schon wieder nachlegte. So viele führende Mitarbeiter in den Geheimdiensten hätten seine Pressekonferenz mit Putin wirklich gemocht, schrieb er. „Wir kommen gut miteinander aus, was viele Hasser, die einen Boxkampf sehen wollten, wirklich stört. Große Ergebnisse werden kommen!“