Nervöse Spannung in saudischer Öl-Region

Die Nerven in Saudi-Arabien liegen blank. Denn die Sorge ist groß, dass der Konflikt überspringt.

Dammam. Hastig eilen die Gläubigen zur Imam-Faisal-Ibn-Turki-Moschee. Das islamische Gotteshaus in der saudischen Öl-Stadt Dammam ist voll besetzt. Die Beamten fahren mit ihren Dienstfahrzeugen immer wieder um die Moschee herum. Sie und eine Handvoll Ermittler in Zivil achten darauf, dass sich nach dem Gebet keine Menschenansammlungen auf der Straße bilden. Denn in der Ost-Provinz — dort, wo das Öl lagert, das den Motor dieser islamisch-konservativen Gesellschaft schmiert — ist die Stimmung angespannt.

Die Brücke ins benachbarte Königreich Bahrain, wo einige Bewohner von Dammam gerne hinfahren, um den strengen Regeln der Heimat für ein paar Stunden zu entkommen, ist gesperrt. Die einzigen Saudis, die momentan über diese Brücke fahren dürfen, sind die Soldaten, die Mitte März von König Abdullah nach Bahrain geschickt wurden, nachdem dort der Konflikt zwischen dem sunnitischen Herrscherhaus und der mehrheitlich schiitischen Opposition eskaliert war.

Außerdem hatte es auch in der Ost-Provinz, wo die meisten Angehörigen der schiitischen Saudis leben, zuletzt kleinere Protestkundgebungen gegeben. Slogans gegen König Abdullah hatte dabei zwar niemand gerufen. Der König ist, im Gegensatz zu einigen anderen Mitgliedern der Herrscherfamilie, relativ beliebt. Doch drückten einige der Demonstranten wohl Sympathien für ihre bedrängten schiitischen Glaubensbrüder in Bahrain aus. Und da schrillten die Alarmglocken.

Denn die meisten Monarchen am Golf haben Angst, dass der Iran — der im Irak durch den Sturz von Saddam Hussein und die Wahl einer von Schiiten dominierten Regierung an Einfluss gewonnen hat — seine Macht in der Region weiter ausweiten könnte. Zum Beispiel, indem er die arabischen Schiiten gegen ihre sunnitischen Herrscher aufstachelt. Das Herrscherhaus von Bahrain glaubt sogar, dass auch die pro-iranische Schiiten-Miliz Hisbollah aus dem Libanon ihre Finger mit im Spiel hat.

Nachdem die Hisbollah, die irakischen Schiiten-Parteien und die Regierung in Teheran allesamt Kritik an ihrem harten Kurs gegenüber den Demonstranten geübt hatten, strich die bahrainische Führung alle Flüge nach Irak, Libanon und Iran. In Bahrain stellen die Schiiten die Mehrheit der Bevölkerung, etwa zwölf Prozent der Saudis bekennen sich zum schiitischen Islam.