Neue libysche Regierung soll in zwei Wochen übernehmen

Tripolis/Kairo (dpa) - Nach dem Ende der Kämpfe in Libyen stellt der Übergangsrat jetzt die Weichen für einen politischen Neuanfang. Er wählte den Ingenieur und Geschäftsmann Abdulrahim Al-Kib zum Chef einer neuen Übergangsregierung, deren Minister binnen zwei Wochen ernannt werden sollen.

Al-Kib sagte dem Sender Radio Sawa: „Es gibt sehr viel zu tun, doch das Wichtigste sind jetzt Sicherheit, Versöhnung und Wiederaufbau.“ Die libysche Zeitung „Qurayna al-Jadida“ zitierte Al-Kib mit den Worten: „Die libysche Revolution ist gerade erst vorbei, deshalb bitte ich darum, uns die Gelegenheit und die Zeit zu geben, um in Ruhe über alles nachzudenken, denn wir wollen unser Heimatland aufbauen. Wir wollen einen Staat schaffen, der die Menschenrechte respektiert.“

Dschalal al-Gallal, ein Sprecher des Übergangsrates in der einstigen Rebellenhochburg Bengasi, sagte über den neuen Regierungschef: „Er ist liberal, aber ich denke, dass ihn auch die Islamisten akzeptieren werden.“ Der amtierende Chef der Übergangsregierung Mahmud Dschibril, der sich nicht zur Wahl gestellt hatte, war von Islamisten aus den Städten Tripolis und Misrata mehrfach scharf kritisiert worden.

Der Vorsitzende des Übergangsrates, Mustafa Abdul Dschalil, hatte dagegen viele liberale Libyer vor den Kopf gestoßen, als er in seiner Rede zur „Befreiung Libyens“ gesagt hatte, jedes Gesetz, dass nicht dem islamischen Recht („Scharia“) entspreche, sei ab sofort ungültig.

Das saudische Nachrichtenportal „Al-Weeam“ schrieb, eine Gruppe mit dem Namen „Frauen des freien Libyens“ werfe Abdul Dschalil „diktatorische Methoden“ vor. Er habe in seiner Rede nämlich auch erklärt, jeder libysche Mann dürfe ab sofort ohne jede Einschränkung bis zu vier Ehefrauen gleichzeitig haben.

Abdul Dschalil traf am Dienstag in Kairo ein, um mit der ägyptischen Militärführung zu sprechen, die nach der Entmachtung von Präsident Husni Mubarak im Februar die Macht übernommen hatte. Am Montag hatte er Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen getroffen, der am letzten Tag des Libyen-Einsatzes des Militärbündnisses nach Tripolis gereist war.