Neue Zusammenstöße in Jerusalem

Jerusalem/Ankara (dpa) - Israelische Polizisten sind den zweiten Tag in Folge gegen militante palästinensische Jugendliche auf dem Tempelberg und in der Altstadt von Jerusalem vorgegangen.

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Die Jugendlichen warfen wie an den Tagen zuvor Steine und versuchten, jüdische Gläubige am Betreten der den Muslimen heiligen Anhöhe zu hindern. Zwei Palästinenser seien festgenommen und fünf Polizisten leicht verletzt worden, berichtete Radio Israel.

Nach Angaben des palästinensischen Roten Halbmonds mussten Dutzende verletzte Palästinenser versorgt werden. Sie litten in den engen Gassen der Altstadt nach Tränengaseinsatz unter Atemnot.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kritisierte Israel scharf und rief die Vereinten Nationen auf, in den Konflikt einzugreifen. In einem Telefonat mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon habe er den israelischen Polizeieinsatz auf dem Tempelberg als „nicht hinnehmbar“ bezeichnet. Muslime seien darüber „sehr empört“, meldete die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu. Ban betonte nach Angaben eines Sprechers, die Gewalt zeige, dass ein Friedensabkommen zwischen Israel und Palästinensern dringend notwendig sei.

Am Sonntag hatte die israelische Polizei die Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg von palästinensischen Jugendlichen geräumt, die sich dort verschanzt hatten. Die Behörden hatten das Tempelberg-Plateau oberhalb der Klagemauer am Vorabend des jüdischen Neujahrsfests (Rosch Haschana) für den allgemeinen Besuch freigegeben.

Die sowohl Juden wie auch Muslimen heilige Anhöhe in der Altstadt von Jerusalem steht häufig im Mittelpunkt von Spannungen. Die Klagemauer am Fuße der Anhöhe ist ein Überrest des zweiten jüdischen Tempels und ein wichtiger Gebetsort der Juden. Auf dem Plateau des Tempelbergs stehen der Felsendom und die Al-Aksa-Moschee, zwei zentrale Heiligtümer der Muslime. Nach Mekka und Medina ist die Anhöhe die drittheiligste Stätte des Islam.

Im Prinzip ist es nur Muslimen erlaubt, auf dem Tempelberg zu beten. Zu bestimmten Anlässen wird das Plateau aber auch für jüdische Besucher geöffnet. Davon machen meist nur radikale Juden Gebrauch. Die Muslime empfinden dies als Provokation. Pläne radikaler Juden, den vor fast 2000 Jahren zerstörten zweiten Tempel wieder aufzubauen, heizen die Atmosphäre immer wieder an.