Niederländer planen Freitod-Klinik

Eine breite Volksbewegung fordert die Ausweitung der Sterbehilfe.

Amsterdam. „Niemand ist verpflichtet zu leben.“ Unter diesem Leitsatz kämpft in den Niederlanden eine Bürgerinitiative für ein fast uneingeschränktes Recht auf Freitod. Die Kampagne wird nicht etwa von einer Handvoll Lebensmüder getragen, sondern von der weithin respektierten „Niederländischen Vereinigung für ein freiwilliges Lebensende“ (NVVE) mit 20 hauptamtlichen Mitarbeitern und mehr als 100 000 Mitgliedern, unter ihnen nicht wenige Prominente. Ihr neuestes Projekt: eine Freitod-Klinik, in der sich pro Jahr bis zu 1000 Menschen „würdig“ töten lassen oder selbst töten können.

Das sei keineswegs ein Horrorkabinett, beteuern die Befürworter. Wirklich grauenhaft, so argumentiert die Ärztin und NVVE-Direktorin Petra de Jong, sei es vielmehr, wenn Menschen, die aus dem Leben scheiden wollen, zu „furchtbaren Methoden des Selbstmords“ greifen. „Manche springen vor den Zug, andere hängen sich auf, und es gibt sogar Patienten in Pflegeheimen, die sich selbst in Brand stecken.“

Seit 1973 tritt die NVVE, die über ein Millionenbudget aus Spenden verfügen soll, für einen gesetzlichen Anspruch von Menschen jenseits der 70 auf den Freitod ein — ganz egal, ob sie krank sind oder nicht. Ihren bislang größten Erfolg feierte sie 2002, als die Niederlande als erstes Land der Welt aktive Sterbehilfe per Gesetz erlaubte.

Noch müssen nach dem sogenannten Euthanasie-Gesetz bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein: Sterbehilfe darf nur Schwerstkranken gewährt werden. Das genügt der NVVE und der Bürgerinitiative „Vollendetes Leben“ nicht. „Dem freien Menschen steht es zu, selbst zu bestimmen, wie und wann er stirbt“, heißt es in einer Petition, die rund 120 000 Niederländer unterschrieben haben.

Für Aufsehen sorgt die NVVE immer wieder. So im vorigen Jahr mit dem Projekt „Letzte-Wille-Pille“: Das Euthanasie-Gesetz soll so erweitert werden, dass jedem das Recht zusteht, einen tödlichen Pillen-Mix zu bekommen — inklusive einer Substanz gegen Brechreiz, damit alles „für Angehörige so aussieht, als sei jemand friedlich eingeschlafen“.