Nordkorea-Konflikt: USA verstärken Raketenabwehr
Washington/Seoul (dpa) - Mit einer verstärkten Raketenabwehr reagieren die USA auf die jüngsten Angriffsdrohungen aus Nordkorea.
Verteidigungsminister Chuck Hagel teilte am Freitag mit, dass dazu auf US-Boden bis Ende 2017 zusätzlich 14 Systeme bodengestützter Abwehrraketen in Alaska aufgestellt werden sollen. Außerdem werde nach einer Vereinbarung mit Tokio ein zweites Radarsystem in Japan stationiert. Zur Finanzierung der neuen Pläne soll am umstrittenen Schutzschild in Mitteleuropa gespart werden.
Demnach werden am Ende weniger Raketen in Polen stationiert, als ursprünglich geplant. Der Bau des Raketenschilds in den Phasen eins bis drei des Programms, darunter Stationierungen und Radaranlagen in Polen und Rumänien, werde wie geplant bis 2018 für den Schutz des gesamten europäischen Nato-Territoriums sorgen, sagte der Staatssekretär im Verteidigungsministerium, James Miller vor Journalisten. Gestrichen werde die vierte Phase des Programms.
In dieser Schlussphase sollten Raketen eines anderen Typs - SM-3 IIB - das Arsenal in Polen komplettieren. Doch die jetzt geplante Verstärkung des Abwehrraketensystems auf US-Boden erlaube es, darauf zu verzichten. Einzelheiten zur Zahl der Raketen gab es nicht.
Hagel betonte, dass der Schutz Europas von der Umstrukturierung nicht betroffen sei. Die USA seien weiterhin der Nato-Raketenabwehr verpflichtet, sagte der Pentagonchef. „Diese Verpflichtung ist eisenhart.“ Die geplanten Schritte würden die Verteidigungsfähigkeit der USA stärken, ihre Verpflichtungen gegenüber den Verbündeten aufrechterhalten „und es der Welt klarmachen, dass die Vereinigten Staaten stark gegen Aggression stehen“.
Wie Hagel weiter sagte, haben die USA China über diese Schritte informiert. Der Pentagonchef erwähnte in diesem Zusammenhang ausdrücklich die zugespitzte Lage im Konflikt mit Nordkorea, aber auch den Dauerkonflikt mit dem Iran um dessen Atomprogramm.
Bisher haben die USA 30 Abfangraketen (ground based interceptors - GBI) an ihrer Westküste stationiert, davon 4 in Kalifornien und 26 in Alaska. Die Verstärkung kostet laut Hagel eine Milliarde Dollar (760 Millionen Euro). Der Minister kündigte weiter an, dass Standorte auch an der US-Ostküste für mögliche weitere Abwehrraketen geprüft würden.
Auf der koreanischen Halbinsel bleibt die Lage angespannt. Nordkorea feuerte nach der Aufkündigung des Jahrzehnte alten Waffenstillstandsabkommens mit Südkorea testweise zwei Raketen mit kurzer Reichweite ab. Es habe sich vermutlich um Raketen des Typs Kn-02 gehandelt, die schätzungsweise 120 Kilometer weit fliegen können, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am Freitag unter Berufung auf Militärs. Die Raketen seien an der Ostküste vermutlich bei Truppenübungen abgefeuert worden.
Nordkorea testet regelmäßig Raketen mit kurzer Reichweite. Die jüngsten Versuche könnten jedoch nach Meinung von Militärs auch eine Reaktion auf die laufenden südkoreanisch-amerikanischen Truppenübungen in Südkorea sein, meldete Yonhap.
Nordkorea hatte zuletzt verkündet, den Waffenstillstand von 1953 zur Beendigung des Korea-Kriegs sowie sämtliche Entspannungsabkommen mit Südkorea nicht mehr anzuerkennen. Das kommunistische Land reagierte damit auf die Ausweitung von UN-Sanktionen und auf die Militärübungen in Südkorea. Die UN hatten die Sanktionen wegen des nordkoreanischen Atomtests vom 12. Februar verhängt.