Erneuter Start Nordkorea provoziert mit Raketentest
Pjöngjang/Seoul/Washington (dpa) - Nordkorea hat mit einem weiteren Raketenstart die Regierung von US-Präsident Donald Trump herausgefordert. Das Militär Südkoreas stufte den Test im Nachbarland allerdings als Fehlschlag ein.
Die Rakete habe nach dem Start nördlich der Hauptstadt Pjöngjang eine Höhe von höchstens 71 Kilometern erreicht, bevor sie in der Luft auseinandergebrochen sei, teilte der Generalstab der südkoreanischen Streitkräfte mit. Das südkoreanische Außenministerium warf Nordkorea Provokation vor. Mit dem Test habe das Nachbarland erneut gegen UN-Resolutionen verstoßen, die Pjöngjang den Start ballistischer Raketen verbieten.
Auch das US-Pazifikkommando bestätigte den Start der Rakete, „die nordkoreanisches Territorium nicht verlassen“ habe. Während Südkorea von einer zunächst nicht identifizierten ballistischen Rakete sprach, gingen US-Militärs nach Berichten amerikanischer Medien von einer Mittelstreckenrakete des Typs KN-17 aus. Zwei Tests mit solchen Raketen seien im April bereits misslungen.
Inzwischen hat ein Flottenverband um den US-Flugzeugträger „Carl Vinsson“ die Gewässer um die koreanische Halbinsel erreicht. Wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf die Marine berichtete, nahm der Verband noch am Samstag im Japanischen Meer (Ostmeer) an einem gemeinsamen Seemanöver mit Südkoreas Streitkräften teil. Die Entsendung des Flugzeugträgers durch die USA wird auch als Demonstration der Stärke gegenüber Pjöngjang gewertet.
Auf einem Gipfel der Gemeinschaft Südostasiatischer Staaten (Asean) in Manila äußerten sich die Staats- und Regierungschefs der zehn Mitgliedsländer am Samstag „extrem beunruhigt“ über die zunehmenden Spannungen zwischen Nordkorea und den USA. Japans Regierungschef Shinzo Abe bewertete die nordkoreanischen Raketentests als „schwere Bedrohung“ für sein Land und „inakzeptabel“. Der jüngste Test sei eine „klare Kampfansage an die internationale Gemeinschaft“, sagte Abe bei einem Besuch in Großbritannien.
Das Auswärtige Amt in Berlin warf der Führung in Pjöngjang einen „aggressiven Konfrontationskurs“ vor. Der Raketentest verletze Sicherheitsratsresolutionen und sei ein „erneuter Völkerrechtsbruch“. Der Konflikt könne allerdings „nicht militärisch, sondern nur auf diplomatischem Weg eingedämmt und langfristig gelöst werden“.
In Südkorea wurde der neue Raketenversuch als Signal der kommunistischen Führung Pjöngjangs gewertet, auch angesichts des wachsenden Drucks der USA im Streit um ihr Raketen- und Atomprogramm nicht einlenken zu wollen. Die Regierung in Washington hatte zuvor gewarnt, das Land noch stärker wirtschaftlich und diplomatisch isolieren zu wollen.
Trump sah in dem Verhalten Pjöngjangs eine „Missachtung der Wünsche Chinas“. Das twitterte Trump in der Nacht zum Samstag - dem Tag, an dem er 100 Tage im Amt war. Die USA erwarten von China, dass es seinen Einfluss auf die Regierung in Pjöngjang einsetzt, um Nordkorea von weiteren Raketen- und Atomtests abzubringen. Trump hatte zuvor mehrfach mit Alleingängen gegen Nordkorea gedroht.
Wenige Stunden vor dem Raketentest warnte US-Außenminister Rex Tillerson bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats in New York: „Ein Versagen, bei dieser dringendsten globalen Sicherheitsangelegenheit jetzt zu handeln, könnte katastrophale Konsequenzen haben.“ Tillerson forderte eine neue Strategie, um Nordkorea dazu zu bringen, sein Nuklearprogramm aufzugeben. Alle UN-Mitgliedsstaaten müssten „ab sofort“ bestehende Sanktionen besser umsetzen. Wer sich nicht daran halte, dem drohten die USA ebenfalls mit Sanktionen.
Die USA befürchten, dass Nordkorea bei seinem Atomprogramm größere Fortschritte gemacht hat als bislang angenommen und nordkoreanische Atomraketen eines Tages das amerikanische Festland erreichen könnten.