Notstand in Guinea: Gewalt eskaliert

Nairobi/Conakry (dpa) - Im westafrikanischen Guinea eskaliert nach dem Sieg der Opposition bei den Präsidentenwahlen ethnische Gewalt. Allein in der Hauptstadt Conakry sollen in den vergangenen Tagen mindestens zwölf Menschen getötet und etwa 200 verletzt worden sein.

Die westafrikanische Staatenorganisation Ecowas rief die Staatsführung zu Besonnenheit auf, nachdem zuvor die Übergangsregierung der Militärs den Notstand ausgerufen hatte. Mit der Wahl eines neuen Präsidenten sollte Guinea nach fast zweijähriger Militärregierung die erste demokratisch gewählte Regierung seit der Unabhängigkeit im Jahr 1958 erhalten.

Der Notstand einschließlich einer nächtlichen Ausgangssperre soll bis zur Bestätigung der Wahlergebnisse durch den Obersten Gerichtshof andauern. In einigen Städten wie in Labé im Norden des Landes gilt die Ausgangssperre auch tagsüber. Es gab Berichte über Plünderungen. In Online-Foren Guineas machten unterdessen Gerüchte über ethnische Gewalt bis hin zu einem befürchteten Völkermord an der Volksgruppe der Peul, die mit 40 Prozent die größte ethnische Gruppe ist, die Runde.

Die International Crisis Group warnte in einer in Brüssel veröffentlichten Stellungnahme vor einer Eskalation, falls das Militär nicht für Disziplin bei den zur Sicherung der Ruhe im ganzen Land stationierten Soldaten Sorge. Berichte über willkürliche Übergriffe gegen hilflose Zivilisten seien alarmierend. Zudem sollen Mitglieder der berüchtigten Roten Barette, der Präsidentengarde, gewaltsam gegen Peul vorgehen. Diese Militäreinheit wird auch in besonderem Maß für ein Blutbad mit mehr als 150 Toten bei der Niederschlagung einer Oppositionskundgebung im vergangenen Jahr verantwortlich gemacht.

Aus der Stichwahl war überraschend Oppositionsführer Alpha Condé als Sieger hervorgegangen. Anhänger des unterlegenen ehemaligen Ministerpräsidenten Cellou Dalein Diallo gingen daraufhin auf die Straße. Diallo sprach von „brutaler Unterdrückung“ der Proteste durch die Sicherheitskräfte. Er hatte seine Anhänger zuvor zur Besonnenheit und Ruhe aufgerufen und angekündigt, er wolle das Wahlergebnis vor Gericht anfechten.

Die Stichwahl war nach der ersten Wahlrunde im Juni wiederholt verschoben worden, weil es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern Diallos und des langjährigen Oppositionsführers Condé kam. Condé hatte nach der Wahl angekündigt, er wolle ein Präsident der Aussöhnung sein. Die beiden Politiker gehören unterschiedlichen ethnischen Gruppen an - Diallo ist ein Peul, Condé gehört zur Volksgruppe der Malinke, die stark im Militär vertreten sind.