Pakistan und der Fluch des Osama bin Laden
Die USA misstrauen dem Verbündeten. Ohne das Land ist aber der Krieg in Afghanistan nicht zu gewinnen.
Islamabad. Pakistan bemüht sich, die Spuren Osama bin Ladens zu tilgen. Im Februar machten schwere Maschinen das Anwesen des getöteten Al-Kaida-Chefs in Abbottabad, wo der meistgesuchte Terrorist der Welt in der Nachbarschaft der Armee untergetaucht war, dem Erdboden gleich.
Noch vor dem ersten Jahrestag der Tötung Bin Ladens am kommenden Mittwoch sollten seine Witwen, Kinder und Enkel in ihre Heimatländer Saudi-Arabien und Jemen abgeschoben werden. Doch den Fluch Bin Ladens wird Pakistan nicht los.
Ausgiebig feierten die Amerikaner im vergangenen Mai den Tod ihres Staatsfeindes Nummer eins. Die Pakistaner dagegen, offiziell Verbündete der USA im Anti-Terror-Kampf, waren empört. Washington hatte Regierung und Armee vorab nicht informiert.
Seit Jahren wird besonders dem pakistanischen Militärgeheimdienst ISI vorgeworfen, ein doppeltes Spiel zu spielen und heimlich Terroristen zu unterstützen. Dass Bin Laden jahrelang im Land untertauchen konnte, nährte den Verdacht. Auch wenn Pakistan verkündete, man habe von Bin Ladens Aufenthaltsort nichts gewusst: Das bereits beschädigte Image war ruiniert.
Bis heute hat sich das bilaterale Verhältnis nicht von dem Tiefschlag erholt: Die Beziehungen sind schlecht wie nie in den vergangenen zehn Jahren. Und die Operation gegen Bin Laden war zwar der bislang schwerste, aber nicht der letzte amerikanische Affront gegenüber Pakistan.
Die Forderungen Islamabads nach einem Ende von US-Drohneneinsätzen ignoriert Washington. Im November töteten US-Truppen dann 24 pakistanische Soldaten im Grenzgebiet zu Afghanistan. Die USA äußerten ihr Bedauern. Zu einer Entschuldigung konnte sich die Regierung nicht durchringen.
Pakistan kappte daraufhin die Nachschubrouten für die Nato-Truppen im Nachbarland und boykottierte die Afghanistan-Konferenz in Bonn.
Derzeit ist das Land weit davon entfernt, gemeinsam mit der Staatengemeinschaft nach einer Lösung des Afghanistankonflikts zu suchen. Dabei drängt die Zeit, die Nato will ihren Kampfeinsatz dort bis 2014 beenden.
Ohne die Unterstützung Islamabads sind Frieden und Stabilität in Afghanistan nicht zu erreichen. Ein Scheitern des internationalen Einsatzes am Hindukusch aber wäre posthum Genugtuung für Bin Laden.