Kirchenoberhaupt unter Druck Papst in Vertuschungsaffäre: Gegnern mit Schweigen antworten

Rom (dpa) - Papst Franziskus hat sich nach Vorwürfen der Missbrauchs-Vertuschung Unruhestifter und Intriganten vorgeknöpft. „Menschen, die nur Skandale, nur Spaltung suchen“, könne man nur mit Schweigen und mit Gebeten begegnen.

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Das sagte der Pontifex bei der Frühmesse im Vatikan laut der Medienplattform des Kirchenstaates. „Die Wahrheit ist sanftmütig, die Wahrheit wirkt im Schweigen.“

Der ehemalige US-Botschafter des Vatikans, Carlo Maria Viganò, hatte Franziskus beschuldigt, Missbrauchsvorwürfe gegen den ehemaligen US-Kardinal Theodore McCarrick jahrelang ignoriert zu haben. Der italienische Erzbischof Viganò forderte den Papst deshalb zum Rücktritt auf. Zuletzt legte er mit neuen Vorwürfen nach. Dabei geht es um ein umstrittenes Treffen des Papstes mit einer amerikanischen Anti-Gay-Aktivistin, als Franziskus 2015 in den USA war.

Der Papst hat sich zu den Vorwürfen Viganòs bisher nicht direkt geäußert. Viele Beobachter sehen darin eine Kampagne ultrakonservativer Kirchenmänner gegen Franziskus. Viganò hatte in seinen Anschuldigungen gegen Franziskus auch seine eigene Ablehnung Homosexueller kundgetan. Der Papst hat sich dagegen wiederholt gegen die Diskriminierung Schwuler und Lesben ausgesprochen. Unklar ist auch weiterhin, wie hart Benedikt XVI. zuvor gegen McCarrick durchgegriffen hatte - Viganò behauptet, es habe eine formale Maßregelung mit Sanktionen geben. Andere Quellen sagen, Benedikt habe ihn lediglich um öffentliche Zurückhaltung gebeten.

Der selbst im Missbrauchsskandal wegen Vertuschungsvorwürfen unter Beschuss stehende Erzbischof von Washington, Kardinal Donald Wuerl, hatte am Sonntag erklärt, es gebe zunehmende Bestrebungen gegen Franziskus unter den US-Katholiken. Wuerl, gegen den es Rücktrittsforderungen gibt, wurde während einer Messe am vergangenen Sonntag persönlich angegangen. Aus den Reihen der Gläubigen stand ein Mann auf, als Wuerl für Franziskus beten ließ und sagte: „Schämen Sie sich!“

Wuerl antwortete, wenn er könne, würde er die vergangenen 30 Jahre rückgängig machen, und er wünsche, er könne alles stets richtig machen. Der Kardinal ist Nachfolger von McCarrick, der unter Missbrauchsvorwürfen aus dem Kardinalskollegium ausgetreten war. Viganò hatte in einem Brandbrief unter anderem behauptet, dass Wuerl von diesen Missbrauchsfällen gewusst habe.

Die katholische Reformbewegung „Wir sind Kirche“ appellierte an die Deutsche Bischofskonferenz, sich öffentlich an Franziskus' Seite zu stellen und sich mit aller Kraft „für die weitere Aufklärung sexualisierter klerikaler Gewalt auf allen Ebenen“ einzusetzen. So offen und direkt wie Franziskus habe sich noch kein Papst in aller Öffentlichkeit zum Missbrauch in der katholischen Kirche und zu den Fehlern der Kirchenleitung in dieser Sache bekannt. „Dafür verdient er großen Respekt, aber auch jede Unterstützung“, hieß es.