Pariser Polizei erschießt mutmaßlichen islamistischen Angreifer
Paris (dpa) - Am Jahrestag des Terroranschlags auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ haben Pariser Polizisten einen mutmaßlichen Islamisten bei einem Angriff auf eine Polizeistation erschossen. Der Täter hatte eine Bombenattrappe bei sich.
Er lief vor einem Kommissariat mit einem Schlachterbeil bewaffnet auf die Polizisten zu und rief dabei auf Arabisch „Allah ist groß!“, wie die Pariser Staatsanwaltschaft mitteilte. Sie eröffnete ein Untersuchungsverfahren wegen Terrorismus.
Ermittler fanden bei dem Mann eine Abbildung der Flagge der sunnitischen Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Neben einem Mobiltelefon entdeckten sie zudem ein „eindeutiges“ handschriftliches Bekenntnis in arabischer Sprache. Darin soll er sich der IS-Führung verpflichtet und seine Tat mit den französischen Angriff in Syrien begründet haben, wie die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Ermittler meldete.
Der Täter soll 20 Jahre alt, im marokkanischen Casablanca geboren und im Zusammenhang mit einem gemeinschaftlichen Raub 2013 in Südfrankreich polizeibekannt sein. Justizministerin Christiane Taubira sagte im Sender iTélé, was von ihm bekannt sei, habe keinen Zusammenhang mit Radikalisierung und Gewaltbereitschaft.
Zunächst hatte es geheißen, der Angreifer habe möglicherweise einen Sprengstoffgürtel dabei. Nach dem Angriff wurde deshalb die Leiche des Täters auf dem Bürgersteig vor dem Kommissariat von einem Roboter untersucht. Der verdächtige Gegenstand stellte sich als eine Attrappe heraus; er bestand aus einer Tasche mit Klebeband, aus der ein Kabel herausragte, wie AFP unter Berufung auf Justizkreise meldete. Sprengstoff wurde nicht gefunden.
Ein Bericht des Nachrichtensenders BFMTV, wonach auf dem Handy des Mannes Nachrichten auf Arabisch und Deutsch gespeichert waren, wurde zunächst nicht bestätigt. Laut AFP soll er vor kurzem mehrere europäische Länder besucht haben, darunter Deutschland und Italien.
Der Tatort nahe dem bei Touristen beliebten Viertel Montmartre im Norden der französischen Hauptstadt wurde weiträumig abgesperrt. Viele Geschäfte und Restaurants mussten zwischenzeitlich schließen, auch Metro-Linien wurden unterbrochen.
„In einem Land, in dem das Bedrohungsniveau extrem hoch ist, stehen Polizisten, Gendarmen und Sicherheitskräfte in vorderster Linie“, sagte Innenminister Bernard Cazeneuve am Tatort. Auch der für Terrordelikte zuständige Staatsanwalt François Molins machte sich ein Bild von der Lage.
Bei den Anschlägen auf „Charlie Hebdo“, eine Polizistin und einen koscheren Supermarkt hatten Islamisten im Januar 2015 in Paris insgesamt 17 Menschen getötet. In den folgenden Monaten war Frankreich immer wieder das Ziel islamistischer Terroristen. Gewalttätiger Höhepunkt war die Mordserie in Paris und Saint-Denis im November, bei der 130 Menschen getötet wurden. Seitdem gilt in Frankreich der Ausnahmezustand.
In dieser Woche wird mit zahlreichen Gedenkveranstaltungen an die Opfer der Januar-Anschläge erinnert. Am Donnerstag warb Präsident François Hollande vor Vertretern von Polizei, Gendarmerie und Militär erneut für eine Verschärfung der Sicherheitsgesetze. Auch die Leitlinien der Sicherheitskräfte müssten an die terroristische Bedrohung angepasst werden. Informationen sollten besser zwischen den verschiedenen Behörden ausgetauscht werden.
Die Regierung bereitet derzeit ein Gesetz vor, das den Behörden neue Kompetenzen gibt. Zudem sollen die Regelungen für den Ausnahmezustand in die Verfassung aufgenommen werden.