Viele Menschen hungern Plünderungen: Militär kontrolliert Supermärkte in Venezuela

Caracas (dpa) - Nach Plünderungen im ganzen Land kontrolliert das Militär Venezuelas die Zugänge zu Supermärkten und überwacht von der Regierung angeordnete Preissenkungen.

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Als Reaktion auf die galoppierende Geldentwertung hatten die Behörden für 26 Ketten angeordnet, die Preise für bestimmte Lebensmittel zu senken, die wegen der Inflation, der höchsten der Welt, erhöht worden waren.

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Da der monatliche Mindestlohn nur noch ein paar Euro wert ist und die Bürger immer weniger Essen dafür bekommen, war es in den letzten Tagen landesweit zu Plünderungen und Protesten gekommen. Das von Nicolás Maduro mit harter Hand regierte sozialistische Land hat zwar die größten Ölreserven der Welt, verkommt aber zum Armenhaus Südamerikas.

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Am brenzligsten war die Lage in der Stadt Caicara. Über 20 Geschäfte wurden dort ausgeraubt, insgesamt wurden 48 Personen festgenommen. Unbestätigten Berichten zufolge wurden bei den Auseinandersetzungen auch zwei Menschen getötet. Zunächst hatten sich Händler geweigert, die praktisch wertlosen 50- und 100-Bolivar-Scheine anzunehmen. Caicara liegt am Orinoco, rund 460 Kilometer südlich von Caracas.

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In Caracas und anderen Städten bildeten sich lange Schlangen, als sich herumsprach, dass Preissenkungen verfügt worden waren. Um weiteres Chaos zu vermeiden, waren vor vielen Geschäften Soldaten und Polizei zu sehen. Sie ließen vielerorts nur in bestimmten Abständen eine Anzahl an Leuten zum Einkaufen in die Supermärkte hinein, in denen aber - wegen der Inflation und wegen fehlender Devisen zum Kauf von Lebensmitteln im Ausland - meist viele Regale ohnehin leer sind.

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Die Zwangsmaßnahmen mit Preissenkungen richteten sich vor allem gegen private Supermärkte, wie Ismael García, Oppositionsabgeordneter des entmachteten Parlaments, kritisierte. Er warf Maduro zudem vor, nicht energisch genug gegen Plünderungen vorzugehen und diese sogar anzufeuern, wie er dem Portal „El Nacional“ sagte. Maduro will sich in wenigen Monaten im Amt bestätigen lassen, einen Termin gibt es noch nicht - García warf ihm vor, das Elend sogar auszunutzen, denn für die ärmere Bevölkerung gibt es stark subventionierte Pakete mit den wichtigsten Dingen des täglichen Bedarfs wie Milch, Mehl, Eier, Reis und Öl - aber nur, wenn man sich schriftlich zur Unterstützung der Regierung bekennt.

Die Privatwirtschaft ist im Land praktisch zum Erliegen gekommen, es fehlt allein schon Saatgut für Getreide. Internationale Unternehmen haben Aktivitäten auf ein Minimum zurückgefahren. Wegen der Inflation wird es immer schwieriger, Lebensmittelimporte zu bezahlen, die in Dollars abzurechnen sind. Maduros wichtigster Rückhalt ist bisher das Militär, das von linientreuen Generälen geführt wird.

Seit Monaten wird die Lage immer brenzliger, zudem droht dem Öl-Staat die Pleite. Auch in den Krankenhäusern fehlt es an allem, im Internet fahnden verzweifelte Eltern nach Medizin für ihre Kinder. Für einen Euro gibt es auf dem Schwarzmarkt mittlerweile rund 160 000 Bolivar - als größter Schein wurde zuletzt die 20 000-Bolivar-Note eingeführt.

Zudem will sich Maduro mit einer mit den Ölreserven abgesicherten Kryptowährung („Petro“) unabhängiger von der Inflation und den Finanzmärkten machen. Das Land ist nach 19 Jahren sozialistischer Regierung und zunehmender Repression weitgehend isoliert, die USA verhängten am Freitag Finanzsanktionen gegen vier führende Militärvertreter, Maduro ist schon lange auf der schwarzen Liste. Das bedeutet unter anderem, dass Vermögen in den USA eingefroren werden.

Maduro sagte, er werde die „Aggression der USA“ nicht hinnehmen und eine „machtvolle Protestnote“ überreichen lassen. US-Finanzminister Steven Mnuchin rief zur „Isolierung des repressiven Regimes“ Maduros auf. Im August war das von der Opposition dominierte Parlament entmachtet worden, bei Protesten starben über 120 Menschen.

Der monatliche Mindestlohn wurde zwar immer wieder angehoben auf nun knapp 800 000 Bolivar inklusive Sozialhilfen - aber das sind auch nur noch fünf Euro. Ein Grund für fehlende Devisen zum Lebensmittelimport ist auch die milliardenschwere Subventionierung von Benzin, das weit billiger ist als Wasser. Für einen auf dem Schwarzmarkt getauschten Euro können in Venezuela mehrere tausend Liter getankt werden - das wiederum hat den Benzinschmuggel nach Kolumbien kräftig angefacht.