Einfluss auf Staatsgeschäfte? Prozess gegen umstrittene Freundin von Südkoreas Präsidentin
Seoul (dpa) - Fast zwei Monate nach Bekanntwerden des Polit-Skandals um Südkoreas vorläufig entmachtete Präsidentin Park Geun Hye hat der Prozess gegen ihre umstrittene Vertraute begonnen.
Die wegen Machtmissbrauchs angeklagte Choi Soon Sil wies vor dem Bezirksgericht in Seoul alle gegen sie gerichteten Vorwürfe zurück, wie südkoreanische TV-Sender berichteten. Ihr Anwalt dementierte, dass sie geheime Absprachen mit der Präsidentin und einem ihrer früheren Sekretäre im Präsidialamt getroffen habe.
Choi ist die Schlüsselfigur in der Affäre, die der konservativen Staatschefin das Amt kosten könnte. Choi wurde bei der vorbereitenden Anhörung am Montag von zwei Wärtern in Gefängniskleidung in den Gerichtssaal gebracht. Sie wolle sich ehrlich dem Verfahren stellen, sagte sie den Berichten zufolge. Seit ihrer Festnahme Ende Oktober war sie nicht mehr öffentlich aufgetreten.
In dem Verfahren muss sie sich vor Gericht auch wegen des Vorwurfs des versuchten Betrugs und der Nötigung verantworten. Die Angeklagte soll ihre langjährige Beziehung zur Staatschefin genutzt haben, um auf Unternehmen Druck auszuüben, damit diese Geld für ihre zwei Stiftungen geben. Choi soll sich dabei auch persönlich bereichert haben. Park bestritt den Vorwurf der Mittäterschaft durch die Staatsanwaltschaft.
Die Präsidentin soll ihrer Freundin auch ohne öffentliches Amt erlaubt zu haben, Einfluss auf die Regierungsgeschäfte zu nehmen. Der Sender Arirang berichtete unter Berufung eines Sonderstaatsanwalts, dass es neue Hinweise dafür gebe, Choi habe sich auch in Personalfragen eingemischt. Beide Frauen kennen sich schon seit etwa 40 Jahren. Choi ist die Tochter eines früheren Sektenführers und Förderers von Park.
Das Parlament hatte am 9. Dezember mit großer Mehrheit für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Park gestimmt. Seitdem sind die Befugnisse der Präsidentin ausgesetzt. Die endgültige Entscheidung über ihre Absetzung trifft das Verfassungsgericht. Bis dahin führt Ministerpräsident Hwang Kyo Ahn kommissarisch ihre Amtsgeschäfte.
Der Prozess gegen Choi soll am Donnerstag der kommenden Woche fortgesetzt werden. Bei einer Verurteilung droht ihr eine mehrjährige Haftstrafe.