Syrien und US-Politik Putin: Eroberung von Aleppo war „humanitäre Rettungsaktion“

Damaskus (dpa) - Nach dem Ende der langen Schlacht um Aleppo konzentriert sich das Kampfgeschehen im Bürgerkriegsland Syrien zunehmend auf die nahe Islamisten-Hochburg Al-Bab. Nach jahrelangen Kämpfen hatte die syrische Regierung Aleppo mit russischer und iranischer Hilfe zurückerobert.

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Am Donnerstagabend zogen die letzten Rebellen von dort ab. In Al-Bab unterstützen türkische Truppen syrische Milizen bei einer Offensive gegen das vom IS ausgerufene „Kalifat“. Der Westen kritisiert Aleppos Rückeroberung wegen der vielen zivilen Opfer. Russlands Präsident Wladimir Putin stellte das auf seiner jährlichen Pressekonferenz ganz anders dar.

Die russische Luftwaffe und iranische Milizen unterstützen Syriens Präsidenten Baschar al-Assad und beherrschen militärisch die Lage am Boden. Beim Abzug der letzten Oppositionskämpfer aus Aleppo spielte die Türkei als Vermittler eine Rolle. Die drei Länder berieten in dieser Woche in Moskau erstmals gemeinsam.

Russland entsandte ein Bataillon Militärpolizisten nach Aleppo, die dort „für Ordnung sorgen“ sollen, wie Verteidigungsminister Sergej Schojgu am Freitag sagte. Baschar al-Assad wertete den Sieg in Aleppo nach vier Kriegsjahren auch als Sieg seiner Verbündeten Russland und Iran. Er gestand praktisch ein, dass die erschöpften syrischen Truppen alleine nicht in der Lage wären, die verlorenen Gebiete zurückzuerobern.

Putin sagte über die Rückeroberung Aleppos: „Das war die größte, ich will das betonen, damit es alle hören, das war die größte humanitäre internationale Rettungsaktion der Neuzeit.“ 100 000 Menschen seien aus der jahrelang umkämpften Stadt gebracht worden.

Bei türkischen Luftangriffen auf Al-Bab wurden unterdessen Menschenrechtlern zufolge seit Donnerstag mindestens 88 Zivilisten getötet. 72 Menschen seien bei den heftigen Bombardements am Donnerstag umgekommen, weitere 16 am Freitag, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Unter den Getöteten seien 24 Kinder. Al-Bab sichert den Weg zur Verwaltungszentrale des IS-Kalifats, Al-Rakka.

Die Nachkriegsordnung für Syrien will Russland mit den USA abstimmen. Zwar sei die neue Dreierkooperation Moskaus mit Ankara und Teheran im syrischen Krieg hilfreich, sagte Putin. „Aber es wäre nicht richtig, solche Fragen ohne die USA zu entscheiden.“

Die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldete am Freitag unter Berufung auf das türkische Militär, bei Luftangriffen sei das IS-Hauptquartier in Al-Bab zerstört worden. Dabei seien 18 Terroristen „neutralisiert“ worden, darunter auch die örtlichen IS-Anführer. Damit umschreiben türkische Behörden getötete, verwundete oder gefangen genommene Kämpfer.

Die Türkei hatte im August mit Bodentruppen in den Syrienkrieg eingegriffen und an der Seite sunnitischer Rebellen den IS im türkisch-syrischen Grenzgebiet zurückgedrängt. Seitdem wurden mindestens 37 türkische Soldaten getötet. Außerdem werden seit Ende November zwei Soldaten vermisst. Ein IS-Video soll zeigen, wie zwei gefesselte türkische Soldaten von IS-Kämpfern bei lebendigem Leibe verbrannt werden.

Als nächstes Etappenziel hat Ankara die Eroberung Al-Babs ausgegeben. Die von den USA geführte internationale Allianz bombardiert ebenfalls IS-Stellungen in Syrien. Die Türkei bekämpft in Nordsyrien zugleich die Kurdenmiliz YPG, die mit der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK verbunden ist. Al-Bab ist nur 44 Kilometer von Aleppo entfernt.

Die Wende in Aleppo kam über eine Abstimmung Russlands und des Irans mit der Türkei zustande, die die Rebellen bisher unterstützt. Die USA und die EU-Staaten waren daran nicht beteiligt.