Sarkozy und Hollande lieferten sich erbittertes TV-Duell
Paris (dpa) - Mit dem großen TV-Duell zwischen Nicolas Sarkozy und François Hollande ist der französische Präsidentschaftswahlkampf auf die Zielgerade gegangen.
Um 21.00 Uhr begann am Mittwochabend der erste und einzige direkte Schlagabtausch vor der Stichwahl am Sonntag. In beiden Lagern wurde die Rededebatte als mögliche Vorentscheidung im Rennen um die nächste Präsidentschaft gewertet. In Umfragen lag der sozialistische Herausforderer Hollande bis zuletzt klar vor dem konservativen Amtsinhaber Sarkozy. Etliche Wähler gaben aber an, noch unentschlossen zu sein.
Das TV-Duell startete gleich mit einem harten verbalen Schlagabtausch. Sarkozy versuchte mit Angriffen auf das Zahlenwerk im Wahlprogramm seines Kontrahenten zu punkten. Hollande dagegen konterte mit dem Hinweis auf die Regierungsbilanz des um eine zweite Amtszeit kämpfenden Staatschefs - und auf die hohen Arbeitslosenzahlen: „Sie suchen permanent Schuldenböcke, es ist nie Ihre Schuld“, betonte Hollande, als Sarkozy auf die Krise verwies. Dieser warf Hollande hingegen vor, sich nicht am erfolgreichen Modell Deutschland orientieren zu wollen. „Wettbewerbsfähigkeit ist das Schlüsselwort“, sagte Sarkozy.
Erste Analysen zum möglichen Einfluss des TV-Duells auf die Stimmung im Land wurden für diesen Donnerstag erwartet. Anhänger Sarkozys hofften, dass er mit einer überzeugenden Vorstellung doch noch einen Stimmungsumschwung auslösen würde.
Im Lager des Sozialisten herrschte hingegen Gelassenheit. Es sei äußert unwahrscheinlich, dass Sarkozy als Folge des TV-Duells einen Rückstand von rund sieben Prozentpunkten aufhole, hieß es. Meinungsforscher hatten Hollande am Mittwoch bei 53,5 bis 54 Prozent gesehen, Sarkozy bei nur 46 bis 46,5 Prozent.
Ein Topthema des Rededuells waren die Pläne der Kandidaten zum Abbau des französischen Haushaltsdefizits. Hollande will dazu unter anderem Spitzenverdiener deutlich höher belasten. Sarkozy plant, eine Schuldenbremse nach deutschem Vorbild in der Verfassung zu verankern. Im Bereich der Europapolitik will Hollande den mühsam ausgehandelten Fiskalpakt neu verhandeln und Ende 2012 die französischen Truppen aus Afghanistan abziehen. Sarkozy hält beide Vorschläge für unverantwortlich. Er hat aber ebenfalls angekündigt, den französischen Truppenabzug vorziehen zu wollen. Geplanter Termin ist Ende 2013.
In der zweiten Runde der französischen Präsidentenwahl sind an diesem Wochenende rund 46 Millionen Franzosen aufgerufen, das Staatsoberhaupt für die kommenden fünf Jahre zu wählen. Sollte Hollande gewinnen, käme 17 Jahre nach dem Ende der Amtszeit von François Mitterrand erstmals wieder ein Sozialist an die Macht.