Straßenkämpfe in Bangkok
Nach einer Woche friedlicher Proteste gegen die Regierung arten Demonstrationen aus — aus Frust über mangelnden Erfolg.
Bangkok. Wie im Bürgerkrieg hat es am Sonntag an den Brennpunkten der Massendemonstrationen in Thailands Hauptstadt Bangkok ausgesehen: umgeworfene Autos mit zerstochenen Reifen und eingeschlagenen Scheiben, Polizisten in Kampfmontur hinter meterhohen Betonbarrieren, Nebelschwaden in der Luft.
Eine Woche haben die Demonstranten friedlich versucht, die Regierung zu stürzen. Eine Woche bei 30 Grad marschieren, eine Woche martialischer Reden vom baldigen Sieg — am Sonntag hatten sie die Nase voll davon.
Deshalb kanalisierten die Protestanführer den Frust geschickt in einen Alles-oder-Nichts-Marsch auf die Machtzentrale: den Sitz der Regierungschefin. Die Konfrontation war programmiert. Eine bewusste Provokation, damit die Armee dem Treiben ein Ende setzt?
„Wir wissen, dass die Protest—anführer es darauf anlegen, die Sicherheitskräfte zur Gewalt zu provozieren, um davon zu profitieren“, sagt der stellvertretende Regierungschef Phongthep Theokanjana.
Der zum obersten Straßenkämpfer mutierte frühere Vizeregierungschef Suthep Thaugsuban (64) hat den Demonstranten bisher vergeblich den Sieg versprochen. Behörden besetzen, Regierung lahmlegen und der Staatsapparat knickt ein, war sein Kalkül. Aber die Polizei ließ die Menschen gewähren. Das Kalkül: warten, bis ihnen die Puste ausgeht.
Daraufhin heizte Suthep die Stimmung an: „Wenn wir nicht siegen, bin ich bereit auf dem Schlachtfeld zu sterben“ — obwohl bis dahin von „Schlacht“ keine Rede war. „Wir lassen uns lieber als schwache Regierung verdammen, als dass wir Gewalt gegen die Demonstranten einsetzen“, sagte Regierungschefin Yingluck Shinawatra.
Die Wunden der Massenproteste von 2010 sind noch nicht verheilt. Damals regierte die Gegenseite, mit Suthep in der Führungsriege, und Tausende wollten die Regierung stürzen. Er ordnete hartes Durchgreifen an, 92 Menschen starben. Er ist deshalb wie sein damaliger Chef Abhisit Vejjajiva wegen Mordes angeklagt.
Die Demonstranten treibt die Wut auf die selbstgefällige Regierung von Yingluck an. Suthep hat ihnen das Ende des „Thaksin-Regimes“ versprochen. Ein obskures Volkskomitee mit ihm an der Spitze soll übernehmen. „Ich verstehe dieses Konzept nicht so ganz“, meint nicht nur der Vizechef der Oppositionspartei, Korn Chatikajanij.
Wie will Suthep die Revolte beenden? Wenn die Proteste ausarten und den Sicherheitskräften die Kontrolle entgleitet, könnte die Armee ihm die Aufgabe mit einem Putsch abnehmen.