Syrischer Minister will Oppositionsführer außer Landes treffen
Damaskus/Istanbul (dpa) - Das syrische Regime sendet widersprüchliche Signale aus. Wenige Stunden, nachdem an der syrisch-türkischen Grenze ein Anschlag auf einen Konvoi der Opposition fehlgeschlagen war, schlug ein Minister ein Treffen mit Oppositionsführer Moas al-Chatib in Genf vor.
Der syrische Minister für nationale Aussöhnung, Ali Haidar, sagte der britischen Zeitung „The Guardian“: „Ich bin bereit, Herrn Chatib in jeder ausländischen Stadt zu treffen, in die ich reisen kann, um über Vorbereitungen für einen nationalen Dialog zu diskutieren.“ Al-Chatib, Vorsitzender der Nationalen Syrischen Koalition, hatte dem Regime von Präsident Baschar al-Assad im Januar einen Dialog angeboten, der im Ausland oder in den von Rebellen kontrollierten Gebieten in Syrien stattfinden könnte. Bis dato ist die Regierung darauf offiziell nicht eingegangen.
„Der Dialog ist ein Mittel, einen Mechanismus bereitzustellen, um zu freien Parlaments- und Präsidentschaftswahlen zu kommen. Das ist ein Punkt, der am Verhandlungstisch besprochen werden wird. So etwas könnte das Ergebnis von Verhandlungen sein, aber keine Vorbedingung“, sagte Haidar. „Einen Dialog, nur für die Übergabe der Macht von einer Seite zur anderen, lehnen wir ab.“
Die Opposition will in den Verhandlungen den Rückzug Assads von der Macht erreichen. Für sein Angebot, direkt mit Vertretern des Regimes zu reden, um das seit 2011 andauernde Blutvergießen zu beenden, hatte Al-Chatib im Januar viel Kritik aus den eigenen Reihen kassiert. Der saudische Außenminister Prinz Saud al-Faisal forderte die Vereinten Nationen auf, die Verantwortung für eine Lösung der Syrienkrise zu übernehmen. „Das syrische Regime lehnt einen Machtwechsel ab“, betonte er. Dessen müsse sich die internationale Gemeinschaft bei der Suche nach einer Strategie bewusst sein.
Unterdessen wurde bekannt, dass der tödliche Anschlag an der türkisch-syrischen Grenze vom Montag wahrscheinlich einer Delegation des Syrischen Nationalrates (SNC) galt. Das regimekritische Nachrichtenportal All4Syria berichtete, die Autobombe sei zu einer Zeit explodiert, als die Führungsriege des SNC an dem Grenzübergang Bab al-Hawa erwartet wurde. Laut türkischen Medienberichten stieg die Zahl der Todesopfer inzwischen auf 13. Bei den Toten handele es sich um zehn Syrer und drei Türken. Von den insgesamt 30 Verletzten befanden sich 10 am Dienstag noch in einem kritischen Zustand.
Die Mitglieder des SNC wurden nicht verletzt, weil sich ihr Zeitplan etwas geändert hatte. Der SNC-Vorsitzende George Sabra sagte dem Nachrichtensender Al-Arabija, sein Konvoi habe sich wegen heftiger Regenfälle verspätet; die Bombe sei eine halbe Stunde vor seiner Ankunft an der Grenze explodiert.
Beobachter sehen in dem Anschlag einen Beweis dafür, dass es an der von Rebellen kontrollierten Grenze Informanten des Regimes von Präsident Baschar al-Assad gibt. Der SNC ist ein Mitglied der Nationalen Syrischen Koalition, deren Vorsitzender Al-Chatib ist.
In der Provinz Aleppo eroberten die Rebellen den Militärflughafen Al-Dscharah. Sie veröffentlichten im Internet anschließend ein Video, auf dem ein Flughafen, Munition und rund zwei Dutzend Militärmaschinen zu sehen sind, darunter Kampfjets des russischen Typs Mig.