Terroralarm in Genf: Polizei fahndet nach Verdächtigen

Genf (dpa) - Nach Warnungen vor möglichen Attentaten fahndet die Schweizer Polizei in Genf und Umgebung seit Donnerstag mit Hochdruck nach bis zu sechs Terrorverdächtigen.

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Besondere Schutzvorkehrungen wurden für den Genfer Sitz der Vereinten Nationen sowie für Synagogen, den internationalen Flughafen von Genf sowie mehrere Bahnhöfe getroffen, erklärten Behördensprecher. Die geheimdienstlichen Hinweise stünden teils im Zusammenhang mit den Anschlägen in Paris am 13. November.

Die Terrorwarnstufe für Genf wurde erhöht, teilte die dortige Sicherheitsbehörde mit. Es seien zusätzliche Einsatzkräfte mobilisiert worden. Sie würden wurden an potenziell besonders gefährdeten Orten eingesetzt. Die Bundesanwaltschaft in Bern teilte mit, es sei ein formelles Strafverfahren wegen der „möglichen Planung eines terroristischen Ereignisses“ gegen unbekannt eingeleitet worden. Es bestehe der Verdacht der Unterstützung krimineller Organisation sowie des Verstoßes gegen das Verbot der Terrorgruppierungen Al-Kaida und Islamischer Staat (IS) sowie ähnlicher Organisationen.

Die gesuchten Personen könnten sich in der Stadt oder auch der Region aufhalten, hieß es bei der Genfer Polizei. Man arbeite mit nationalen und internationalen Behörden zusammen, um die Gesuchten festnehmen zu können. Genf grenzt an drei Seiten an Frankreich.

In Schweizer Medienberichten hieß es, die Polizei suche insgesamt fünf Personen. Die Zeitung „Le Matin“ berichtete, einer der Gesuchten sei festgenommen worden. Das wurde von der Polizei zunächst aber nicht bestätigt. Der US-Geheimdienst CIA habe der Schweiz Warnungen vor möglicherweise geplanten Anschlägen zukommen lassen, schrieb „Le Matin“.

Die Hinweise bezögen sich unter anderem auf ein im Internet gefundenes Video, in denen vier bärtige Männer eine IS-Geste machten. Der fünfte Mann soll laut „Le Matin“ in einem Video mit Attentaten in Genf sowie den kanadischen Städten Vancouver und Ottawa gedroht haben.

Die Polizei wollte dazu keine Angaben machen. Sie verwies darauf, dass die Veröffentlichung von Einzelheiten die laufenden Ermittlungen stören könnten.

Auch für örtliche Medienberichte, wonach der Fahndungseinsatz im Zusammenhang mit am Freitag in Genf geplanten Gesprächen zwischen hochrangigen amerikanischen und russischen Diplomaten über den Syrien-Konflikt stehen könnte, gab es keine behördliche Bestätigung.

Bei den Gesprächen gehe es um die Vorbereitung eines weiteren Syrien-Friedenstreffens, erklärte ein UN-Sprecher. Sie fänden nicht am Genfer UN-Sitz statt, sondern an einem anderen Ort, der jedoch geheim gehalten werde. Teilnehmen soll unter anderem der russische Vize-Außenminister Gennadi Gatilow sein, wie zuvor die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti berichtet hatte.

Bereits vor mehreren Tagen seien an den Eingängen des Genfer UN-Sitzes die Kontrollen und das Wachpersonal verstärkt worden, berichteten UN-Diplomaten. Einige der UN-Sicherheitskräfte trugen laut Augenzeugen automatische Waffen, was dort nur bei besonderen Gefährdungslagen der Fall ist.

Aus einer vagen Bedrohung sei eine konkrete geworden, sagte Emmanuelle Lo Verso, die Sprecherin des Genfer Departements für Sicherheit, ohne Einzelheiten zu nennen. Es seien Beschreibungen mehrerer als gefährlich eingestufter Personen sowie die Beschreibung eines Fahrzeugs übermittelt worden. Auch die Schweizer Grenzwache hat in der Region Genf die Alarmbereitschaft erhöht. Das Überwachungsnetz sei sehr engmaschig aufgestellt worden, sagte Michel Bachar, Mediensprecher der Grenzwache, der Schweizer Nachrichtenagentur sda.

Der Verdacht einer württembergischen Spur zu den Pariser Anschlägen vom 13. November wurde derweil ausgeräumt. Bei den Anschlägen wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft keine Sturmgewehre eines 24-jährigen Waffenhändlers aus Magstadt bei Böblingen eingesetzt, wie zuvor vermutet worden war.

Der Kanton Genf will trotz der erhöhten Alarmstufe den traditionellen Festumzug Escalade am Sonntag nicht absagen. Für die erwarteten rund 800 Personen in historischen Kostümen werde man zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen treffen. Der Umzug zieht alljährlich Tausende von Schaulustigen an.