Drei Kilo Sprengstoff gefunden Terroranschlag vor Wahl in Frankreich vereitelt

Paris (dpa) - Wenige Tage vor der französischen Präsidentenwahl hat die Festnahme von zwei Terrorverdächtigen in Marseille die Nervosität im Land erheblich verstärkt.

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Die „radikalisierten Männer“ - eine Umschreibung für mutmaßliche Islamisten - wollten laut Behörden unmittelbar vor der am Sonntag geplanten Wahl einen Anschlag verüben.

Ermittler fanden bei einer Razzia drei Kilo des gefährlichen Sprengstoffs TATP und mehrere Waffen. Das teilte Anti-Terrorstaatsanwalt François Molins mit. TATP war auch bei den Pariser Terroranschlägen vom November 2015 von islamistischen Gewalttätern verwendet worden. Die Ziele der festgenommen Terrorverdächtigen seien noch nicht klar, so Molins. Bei der Durchsuchung sei auch eine Fahne der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gefunden worden.

Staatspräsident François Hollande lobte die Ermittler-Arbeit: „Das ist ein bemerkenswerter Fang.“ Innenminister Matthias Fekl will bei den beiden Wahlgängen am Sonntag und am 7. Mai jeweils mehr als 50 000 Polizisten, Gendarmen und Soldaten einsetzen, um die Sicherheit der Bürger und der Kandidaten zu gewährleisten.

Der sozialiberale Anwärter Emmanuel Macron sagte, Frankreich werde seit Jahren vom Terrorismus bedroht, die Wahl sei ein besonders kritischer Augenblick. Terroristen wollten nicht anderes als „unsere Spaltung“. Sein konservativer Kontrahent François Fillon erklärte: „Die Demokratie darf vor den Bedrohungen und Einschüchterungen der Terroristen nicht einknicken.“

Fotos der beiden Verdächtigen waren bereits vergangene Woche an die Sicherheitsteams mehrerer Präsidentschaftskandidaten übermittelt worden, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die Sicherheitsbeamten von Fillon seien über Gefahren für den Kandidaten informiert worden, berichteten Kreise der konservativen Republikaner.

Beamte des Inlandsgeheimdienstes DGSI nahmen die beiden Terrorverdächtigen, die 1987 und 1993 geboren wurden, am Dienstag mit Unterstützung einer Spezialeinheit fest, so Ressortchef Fekl. Die Zeitung „Le Figaro“ berichtete unter Berufung auf Ermittlerkreise, dass bei einer Durchsuchung eine Waffe und Sprengstoff gefunden worden seien.

Le Pen kämpft gegen sinkende Umfragewerte und wirbt vor diesem Hintergrund mit harten Aussagen gegen Einwandung und gegen die EU bei ihrer Kernklientel. „Die massive Einwanderung ist keine Chance für Frankreich, sie ist ein Drama für Frankreich“, sagte die Chefin der Front National (FN) am Montagabend vor tausenden Anhängern in Paris.

Beim ersten Wahlgang wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen Le Pens mit dem unabhängigen Konkurrenten Macron erwartet. Der europafreundliche Macron kommt laut einer Umfrage des Instituts Ifop Fiducial auf 23 Prozent der Stimmen, während Le Pen 22 Prozent erreicht.

Der Linksaußen-Politiker Jean-Luc Mélenchon liegt demnach auf Platz drei mit 19,5 Prozent, gefolgt von Fillon mit 19 Prozent. Der 65-Jährige Mélenchon vertritt ein radikales Programm: Er fordert einen Austritt aus der Nato und eine Neuverhandlung der europäischen Verträge - er droht andernfalls mit einem EU-Austritt. Le Pen will den Euro verlassen und die Franzosen über die EU-Mitgliedschaft abstimmen lassen. Wegen Unsicherheiten bei den Umfragen wird allen vier Bewerbern zugetraut, in das entscheidende Duell am 7. Mai zu gelangen. Selten war die Lage vor einer Präsidentenwahl so kompliziert, kommentieren politische Beobachter.

Le Pen kündigte am Montagabend an, als Präsidentin sofort ein Einwanderungs-Moratorium durchzusetzen, bis härtere Regeln in Kraft seien. Sie will die Vergabe von Langzeit-Visa vorerst aussetzen. Sie sprach sich auch für Grenzkontrollen nach den Wahlen aus. „Meine erste Maßnahme als Präsidentin der Republik wird es sein, Frankreich die Grenzen zurückzugeben.“ Sie bekräftigte ihre Forderung, aus dem europäischen Schengenraum für ein Reisen ohne Grenzkontrollen auszusteigen. Frankreichs Souveränität sei an „Technokraten in Brüssel“ abgegeben worden.

Frankreich war in den vergangenen Jahren das Ziel mehrerer schwerer Terroranschläge mit 238 Todesopfern seit Anfang 2015. Seit der Pariser Terrornacht vom 13. November 2015 gilt der Ausnahmezustand.