Thailands Juntachef lässt sich zum Regierungschef wählen

Bangkok (dpa) - Drei Monate nach dem Militärputsch in Thailand hat sich Junta-Führer Prayuth Chan-ocha (60) zum Regierungschef wählen lassen. Die gesetzgebende Versammlung, ein von ihm selbst ernanntes Übergangsparlament, wählte ihn einstimmig.

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Mehr als die Hälfte der Mitglieder des Gremiums sind aktive oder pensionierte Militärs. Es gab keinen anderen Kandidaten. Prayuth hat ein Reformprogramm angekündigt. Wählen lassen will er frühestens im Oktober 2015.

Der Karrieresoldat hatte die gewählte Regierung am 22. Mai nach monatelangen Straßenprotesten, bei denen fast 30 Menschen umkamen, gestürzt. Prayuth verhängte das Kriegsrecht, scheiterte aber bei dem Versuch, zwischen Demonstranten und Regierungsvertretern zu vermitteln.

Prayuth will nach eigenem Bekunden die tiefe Spaltung der Gesellschaft überwinden. Seit der Regierungszeit des 2006 gestürzten Premierministers Thaksin Shinawatra sind Anhänger und Gegner Thaksins verfeindet. Bei den Reformen geht es vor allem um mehr Transparenz in Staatsbetrieben und ein Ende der Korruption.

Nach dem Putsch 2006 hatte das Militär innerhalb weniger Wochen einen Technokraten als Regierungschef ernannt. „Wenn Putschisten die Macht an Zivilisten abgeben, gewinnt die Regierung an Legitimität“, sagte Fouadi Pitsuwan, thailändischer Politikwissenschaftler an der Harvard-Universität. „Bei dieser Junta ist das nicht gegeben.“

Der bekannte Kommentator und Kritiker der Militärregierung, Pravit Rojanaphruk, meinte: „Was bringt es, wenn eine vom Militär ernannte Versammlung den Juntachef zum Regierungschef wählt?“