UN starten Luftbrücke nach Somalia
Addis Abeba/Nairobi (dpa) - Hoffnung aus der Luft für die Hungernden am Horn von Afrika: Nach langem Gezerre mit dem kenianischen Zoll ist am Mittwoch ein erstes Flugzeug der Vereinten Nationen mit zehn Tonnen Hilfsgütern Richtung der somalischen Hauptstadt Mogadischu gestartet.
Die Maschine des Welternährungsprogramms (WFP) hob mit Nahrungsmitteln speziell für unterernährte Kinder ab. Die zehn Tonnen reichten aus, rund 3500 Kinder einen Monat lang zu ernähren, sagte WFP-Sprecherin Susannah Nicol der Nachrichtenagentur dpa.
Weitere Flüge sollen in den nächsten Tagen folgen und insgesamt 100 Tonnen Kindernahrung in das Krisengebiet bringen.
Die Vereinten Nationen hatten sich zu der Luftbrücke entschlossen, weil wegen der instabilen Zustände in dem Bürgerkriegsland Lieferungen auf dem Landweg sehr schwierig sind.
Viele Menschen waren in den vergangenen Wochen aus dem besonders hart von der Dürre getroffenen Süden in die Hauptstadt Mogadischu geflüchtet. „Eine Luftbrücke ist der schnellste Weg, Lebensmittel ins Land zu bringen“, sagte Nicol. Die Hilfsgüter sollen in ein Warenhaus gebracht und vor Ort von humanitären Organisationen verteilt werden.
Ursprünglich war der Start der Luftbrücke bereits für Dienstag geplant. Jedoch hatte der kenianische Zoll am Flughafen von Nairobi wegen bürokratischer Probleme blockiert. „Eltern müssen ihren Kindern beim Sterben zusehen. Wir müssen endlich alles tun und schnell handeln, damit diese armen Familien mit Nahrungsmitteln, Trinkwasser und Medikamenten versorgt werden“, mahnte UNESCO-Sonderbotschafterin Ute-Henriette Ohoven.
Die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ rügte unterdessen die kenianische Regierung für ihren Umgang mit somalischen Flüchtlingen, die in ein schlechter ausgestattetes Lager umgesiedelt werden. Die Aktion des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) und der kenianischen Regierung laufe ohne Absprache mit den Flüchtlingen und den Organisationen vor Ort ab, beklagte die Hilfsorganisation in Berlin.
Seit Montag werden demnach etwa 200 Familien am Tag in ein Erweiterungslager gebracht, wo es nur wenige Wasser- und Sanitäreinrichtungen und eine spärliche Grundversorgung gebe. Es sei zu befürchten, dass das Lager insgesamt 60 000 Flüchtlinge aufnehmen solle. Es sei aber nur für 40 000 ausgelegt.
Obwohl jetzt Wasser mit Lastwagen in das neue Lager gebracht und schnell Latrinen gegraben würden, erfülle das Lager nicht die humanitären Mindeststandards. Darüber hinaus verfüge das Lager über kein Krankenhaus.
Das Flüchtlingskomitee wies die Vorwürfe zurück und erklärte auf Nachfrage der dpa, es seien sowohl Wasser als auch Gesundheitsversorgung in dem Lager gewährleistet. Schuld an Verzögerungen habe wiederum die kenianische Regierung, die den Bau des Camps zeitweise gestoppt habe, erklärte Fatoumata Lejeune-Kaba von UNHCR.
Die Versorgung der somalischen Flüchtlinge in den Zentren in Kenia gestaltet sich nach Darstellung der Deutschen Welthungerhilfe (DW) aber sehr schwierig. Neuankömmlinge in den Lagern rund um das Dorf Dadaab bekämen am Tag nur eine Packung Kekse, solange sie nicht offiziell registriert seien, sagte der Regionalkoordinator der Organisation in Nairobi, Johann van der Kamp, der dpa. „Das kann leider Wochen dauern. Das ist eine sehr besorgniserweckende Situation.“
Die Organisation treffe mit Partnern vor Ort Vorbereitungen, um den Neuankömmlingen ein Grundausstattungspaket übergeben zu können, darunter Decken, Kanister und Seife. Durch die Flüchtlinge aus Somalia verschärfe sich die Lage in Kenia selbst, machte van der Kamp deutlich. „Das Problem ist nicht nur Dadaab und Somalia, sondern ganz Kenia braucht Unterstützung.“ So fehle angesichts der verheerenden Dürre Saatgut. Das bedeute, dass sich die Hilfe für das Land voraussichtlich mindestens über zwölf Monate erstrecken müsse. Das Deutsche Rote Kreuz weitet derweil seine Hilfe für den Norden Kenias aus. Rund 200 000 Schulkinder in mehr als 300 Schulen werden nach Angaben der Hilfsorganisation ab sofort mit einer regelmäßigen Mahlzeit für den gesamten Verlauf der Dürrekatastrophe versorgt. Zudem wird Bauern das geschwächte Vieh abgekauft, um eine weitere Flüchtlingswelle abzuwenden.
Deutschland hat bisher 30 Millionen Euro Soforthilfe für den gebeutelten Osten Afrikas zugesagt. Ein Großteil der Mittel fließe über das Welternährungsprogramm, ein kleinerer Teil über deutsche Hilfsorganisationen. Zudem sei Deutschland an den 160 Millionen Euro EU-Soforthilfe mit rund 20 Prozent beteiligt, sagte ein Sprecher des Entwicklungsministeriums. Diese Gelder für Not- oder Soforthilfe würden zusätzlich zu den Mitteln gewährt, die zur langfristigen Entwicklungshilfe für die Staaten in dieser Region zur Verfügung gestellt werden.