US-Präsident Obama für zweite Amtszeit vereidigt
Washington (dpa) - Historischer Augenblick in Washington: Rund zweieinhalb Monate nach seiner Wiederwahl hat US-Präsident Barack Obama offiziell seine zweite Amtszeit angetreten.
Bei einer kurzen formellen Zeremonie am Sonntag im Weißen Haus nahm der oberste Richter des Landes, John Roberts, dem ersten schwarzen Präsidenten der Vereinigten Staaten den Amtseid ab. Zuvor wurde auch sein Vize Joe Biden eingeschworen. Der feierliche Akt auf den Stufen des Kapitols mit allem traditionellen Pomp und Hunderttausenden Zuschauern findet an diesem Montag statt.
Bei der Vereidigung im „blauen Saal“ des Präsidentensitzes - wie von der Verfassung vorgesehen am 20. Januar vor 12.00 Uhr mittags - war der Demokrat Obama von seiner Frau Michelle und den Töchtern Malia und Sasha umgeben. „Ich habe es geschafft“ („I did it“), sagte er erleichtert, nachdem er seine Kinder umarmte und küsste. Enge Familienmitglieder und Reporter wurden ebenfalls persönlich Zeugen der Zeremonie.
Zuvor hatte Obama die rechte Hand zum Schwur gehoben und die Eidesformel gesprochen: „Ich, Barack Hussein Obama, schwöre feierlich, dass ich das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten getreulich verwalten und die Verfassung der Vereinigten Staaten nach besten Kräften erhalten, schützen und verteidigen will. So wahr mir Gott helfe.“ Seine linke Hand legte der 51-Jährige dabei auf eine Bibel aus dem Familienbesitz seiner Frau.
Grund für die zweifache Vereidigung des Präsidenten in diesem Jahr ist, dass das öffentliche Zeremoniell seit 1821 traditionell auf den Montag verschoben wird, wenn der gesetzlich vorgesehene Termin auf einen Sonntag fällt. In Washington wird das historische Ereignis stets mit einem Riesenspektakel gefeiert. Insgesamt werden zu den Feiern bis zu 800 000 Menschen erwartet. Schon am Wochenende herrschte in der US-Hauptstadt ein Ausnahmezustand. Rund 13 000 Soldaten kümmern sich um die Sicherheit und den reibungslosen Ablauf.
Durch die Verschiebung fällt die Vereidigung des Afro-Amerikaners auf den Gedenkfeiertag für den schwarzen Bürgerrechtler Martin Luther King. „Wir denken nicht so viel an die Amtseinführung, aber wir denken an den Geburtstag von Dr. King, den wir dieses Wochenende feiern“, sagte Obama am Samstag. Seinen Amtseid am Montag leistet er nicht nur auf einer Bibel seines Idols, dem Ex-Präsidenten Abraham Lincoln, sondern auch auf einer Bibel aus Kings Besitz. Umrahmt wird das Programm unter anderem von den Sängerinnen und Sängern Kelly Clarkson und James Taylor. Beyoncé singt die Nationalhymne.
Der Demokrat Obama hatte im vergangenen November mit klarer Mehrheit die Wahl gegen den republikanischen Kandidaten Mitt Romney gewonnen. Er hatte allerdings kaum Zeit, sich auf seinem Sieg auszuruhen. Der politische Alltag ging nahezu ohne Unterbrechung weiter, da er eine Reihe schwerer Herausforderungen zu überwinden hat.
So muss er mit dem weitgehend von oppositionellen Republikanern kontrollierten Kongress akute Haushaltsprobleme lösen. Massiven Widerstand erhält er auch für Vorschläge für Verschärfungen der US-Waffengesetze als Konsequenz aus dem Schulmassaker von Newtown. Außerdem ist es Obama noch nicht gelungen, sein Kabinett für die zweite Amtszeit aufzubauen. Er muss ein halbes Dutzend Ministerposten neu besetzen.
Vizepräsident Biden hatte den Amtseid am Sonntagvormittag abgelegt. Der 70-Jährige wurde in seinem offiziellen Wohnsitz in Washington, rund vier Kilometer vom Weißen Haus entfernt, von der Verfassungsrichterin Sonia Sotomayor vereidigt. Bidens Hauptaufgabe als Vize ist der Vorsitz im Senat.
Der Montag beginnt für die First Family mit der Teilnahme an einem Gottesdienst in einer episkopalischen Kirche, um 11.55 Uhr (17.55 Uhr MEZ) legt Obama dann öffentlich seinen Amtseid ab. Nach einem Mittagessen im Kapitol folgt eine Parade zum Weißen Haus - mit Musikkapellen und Festwagen. Einen Teil des Weges wird Obama voraussichtlich zu Fuß beschreiten. Am Abend tanzen die Obamas auf den traditionellen Vereidigungsbällen.