USA warnen Syrien vor Waffenlieferung an Hisbollah
Washington/Tel Aviv (dpa) - Nach dem israelische Luftangriff haben die USA Syrien vor Waffenlieferungen an die israelfeindlichen Hisbollah-Milizen im Libanon gewarnt.
„Syrien sollte die Region nicht weiter destabilisieren, etwa mit der Lieferung von Waffen an die Hisbollah“, sagte Ben Rhodes, der stellvertretende nationale Sicherheitsberater, am Donnerstag in Washington. Zudem würden die USA sehr genau die syrischen Chemiewaffen überwachen, fügte er vor Journalisten hinzu. Rhodes antwortete auf Fragen im Zusammenhang mit den jüngsten Spannungen zwischen Syrien und Israel.
Syrien drohte Israel wegen des Luftangriffs mit Vergeltung. Es gebe die „Möglichkeit eines Überraschungsschlags“, sagte der syrische Botschafter im Libanon, Ali Abdel Karim Ali, am Donnerstag nach Berichten des Hisbollah-Fernsehsenders Al-Manar. Ziel der israelischen Kampfjets war offenbar ein Konvoi mit syrischen Waffen für die israelfeindliche Hisbollah-Miliz im Südlibanon. Das zumindest wurde aus den USA berichtet.
Dagegen meldeten syrische Staatsmedien, der Angriff habe einem militärischen Forschungszentrum in der Nähe von Damaskus gegolten. Zwei Menschen seien dabei getötet, fünf weitere verletzt worden. Aus Israel gab es offiziell keinen Kommentar.
Es war der erste israelische Luftangriff auf das Nachbarland seit 2007 - damals zerstörten die Israelis einen Atomreaktor, den Syrien heimlich mit Hilfe Nordkoreas gebaut haben soll. Militärische Gegenschläge blieben zunächst aus. Auch die verbalen Reaktionen der mit Israel verfeindeten Nachbarn waren eher verhalten.
Der israelische Sicherheitsexperte Schlomo Brom teilte die Einschätzung, dass der Angriff einer Lieferung von Flugabwehrraketen an die libanesische Hisbollah-Miliz gegolten habe. „Dies sind Waffen, die Israel große Sorgen bereiten“, sagte Brom am Donnerstag in Tel Aviv. Israels Luftwaffe ist häufig im libanesischen Luftraum im Einsatz und wäre durch hochmoderne Abwehrraketen stark gefährdet.
Bei allen offiziellen israelischen Stellen war auf die Frage nach den Angriffen nur eine gleichlautende Antwort zu bekommen: „Wir kommentieren solche Berichte nicht.“ Es entspricht allerdings jahrelanger israelischer Gepflogenheit, selbst offensichtliche Angriffe nicht zuzugeben.
Das Außenministerium in Damaskus bestellte wegen des Angriffs den Leiter der UN-Beobachtermission auf den Golanhöhen ein. „Syrien hat ihm eine offizielle Beschwerde an die Vereinten Nationen übergeben, die den Verstoß gegen das Entflechtungsabkommen von 1974 betrifft“, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Sana.
Nach inoffiziellen Informationen aus Syrien galt der Angriff einem Forschungszentrum der Armee im Umland von Damaskus. Die Website All4Syria, die der Opposition nahesteht, schrieb unter Berufung auf Augenzeugen, das Zentrum in Dschamraja im Nordosten von Damaskus sei in der Nacht zum Mittwoch von neun „Granaten“ getroffen worden.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich besorgt und rief alle Beteiligten dazu auf, weitere Spannungen in der Region zu vermeiden und internationales Recht sowie die Souveränität der Staaten zu respektieren. Den Vereinten Nationen lägen bislang allerdings noch keine detaillierten Informationen zu dem Luftangriff vor, sagte Ban. „Wir können noch nicht unabhängig bestätigen, was genau passiert ist.“
Russland, einer der letzten Verbündeten Syriens, nahm die Angriffe ebenfalls mit „tiefer Besorgnis“ zur Kenntnis. „Wenn die Informationen bestätigt werden, wäre dies ein grober Verstoß gegen die UN-Charta“, teilte das Außenministerium in Moskau mit. Angriffe auf Ziele in einem souveränen Staat seien „nicht hinnehmbar“.
Die Arabische Liga verurteilte erwartungsgemäß den Angriff. Die libanesische Hisbollah warf Israel vor, Teil einer „Verschwörung“ gegen Syrien zu sein. Der Iran als eigentliche Schutzmacht des Assad-Regimes und der Hisbollah drohte Israel harsche, aber nicht weiter erläuterte Konsequenzen an. „Dieser Akt ist eine klare Verletzung der territorialen Integrität Syriens und beweist erneut, dass die Zionisten (Israel) und der Westen keine Stabilität und Sicherheit in Syrien wollen“, sagte Außenminister Ali-Akbar Salehi nach Angaben des staatlichen Fernsehsenders IRIB am Donnerstag.