USA wollen nach Massenentführung in Nigeria bei Suche helfen

Abuja (dpa) - Nach der Veröffentlichung eines Bekennervideos der radikalislamischen Terrorgruppe Boko Haram wollen die USA die Suche nach 200 in Nigeria verschleppten Mädchen unterstützen. Jedoch fehlt auch gut drei Wochen nach der Massenentführung noch jede Spur von den Schülerinnen.

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Boko-Haram-Anführer Abubakar Shekau kündigte in dem Video an, er werde seine Geiseln verkaufen. Häufig werden entführte Frauen als Sexsklavinnen missbraucht. Die verzweifelten Eltern fordern, dass die Regierung in Abuja noch stärker nach den Mädchen im Alter zwischen 15 und 18 Jahren fahndet.

Am Dienstagmorgen schlugen die Extremisten erneut zu und verschleppten in der gleichen Region weitere acht Mädchen. Sie wurden in dem Dorf Waranbe im Bundesstaat Borno gekidnappt, wie die Zeitung „Sahara Reporters“ berichtete. Gleichzeitig habe die Boko Haram in der Nähe der Grenze zu Kamerun mehrere Kontrollposten von Polizei und Militär angegriffen. Die Gruppe will in Nordnigeria einen Gottesstaat errichten.

Die USA und auch Großbritannien sicherten der nigerianischen Regierung Hilfe bei der Suche nach den Entführten zu. Die Regierung von Präsident Goodluck Jonathan wirkt völlig machtlos im Kampf gegen die Extremisten. Washington werde relevante Geheimdienstinformationen mit Abuja austauschen, sagte ein US-Behördenvertreter dem Fernsehsender CNN. Man werde sich auch diplomatisch und militärisch damit befassen, aber keine Truppen schicken. Jedoch sei eine Beteiligung an einer möglichen Rettungsaktion denkbar, zitierte der Sender einen anderen US-Beamten.

Auch die ehemalige Kolonialmacht Großbritannien will Nigeria „praktische Hilfe“ anbieten, wie Außenminister William Hague dem Sender Sky News sagte. Junge Mädchen für Terrorzwecke zu missbrauchen, sei „abscheulich und unmoralisch“. Die Bundesregierung forderte ebenfalls die unverzügliche Freilassung der Entführten. „Wir sind entsetzt über das Ausmaß an menschenverachtender Gewalt, mit der religiöse Fanatiker der Sekte Boko Haram im Norden Nigerias die Bevölkerung terrorisieren“, erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin.

Die Schülerinnen waren in der Nacht zum 14. April aus einer Schule in dem Ort Chibok im nordöstlichen Bundesstaat Borno verschleppt worden. Mehreren Dutzend der Mädchen gelang die Flucht. Eines von ihnen sagte Journalisten: „Ich habe viel über die Boko Haram gehört, über die schlimmen Dinge, die die Gruppe tut und über die Morde, die sie begeht.“ Deshalb habe sie sich dazu entschieden, aus dem Lastwagen zu springen, auf dem die Täter die Schülerinnen mitgenommen hatten, obwohl sie wusste, dass sie sich dabei verletzen könnte.

„Ich habe eure Mädchen gekidnappt“, erklärte Shekau in einem einstündigen Bekennervideo in der lokalen Sprache Hausa. Es gebe einen Markt für die Schülerinnen, und er werde sie verkaufen, so Shekau. Zudem drohte er mit weiteren Angriffen. „Glaubt nicht, dass wir aufhören werden“, zitierte die Zeitung „Premium Times Nigeria“ den Terrorchef. „Wir sind auf dem Weg in die Hauptstadt Abuja, und wir werden auch dem Süden einen Besuch abstatten, um die dortigen Ölraffinerien zu zerstören.“ Bisher war die Gruppe hauptsächlich im Norden aktiv.

Wie viele Mädchen sich noch genau in der Gewalt der Extremisten befinden, ist unklar, jedoch sollen es über 200 sein. Shekau erklärte in dem Video: „Allah sagt, ich soll verkaufen, er befiehlt mir, zu verkaufen. Ich werde Frauen verkaufen.“ Er sagte sinngemäß, die Mädchen sollten verheiratet werden, anstatt zur Schule zu gehen. Der Name Boko Haram bedeutet übersetzt so viel wie „Westliche Bildung ist verboten“.

Die Terrorgruppe ist seit 2002 aktiv und verübt vor allem seit 2009 immer wieder blutige Anschläge. Dabei wurden mehr als 6000 Menschen getötet. Allein in diesem Jahr gab es schon über 1500 Opfer. Mitte April waren bei einem Bombenattentat auf einen Busbahnhof in Abuja mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen. Am vergangenen Donnerstag schlug die Gruppe nur wenige Meter entfernt erneut zu. Zwölf Menschen wurden getötet und 19 weitere verletzt, als ein Auto explodierte.

Erst am Sonntag hatte der nigerianische Staatschef Jonathan in einer Fernsehansprache zugegeben, dass seine Streitkräfte trotz wochenlanger Suche unter anderem mit Flugzeugen und Helikoptern bisher keine Spur von den Schülerinnen haben. Er versprach jedoch, dass die Mädchen befreit würden.