Verpuffende Drohung
US-Präsident Barack Obamas Drohung, die USA würden eingreifen, falls Assad Gas gegen das eigene Volk einsetzt würde, droht zu verpuffen.
Zwar lässt Washington Marineschiffe vor der syrischen Küste auffahren, doch deutet vieles darauf hin, dass es sich mehr um eine weitere Drohung handelt, statt um reale Angriffsvorbereitungen. Dabei müsste er nach zweieinhalb Jahren Passivität eigentlich handeln, um seine Glaubwürdigkeit wieder herzustellen.
Obama hat dazu den richtigen Zeitpunkt verpasst. Nun scheint es, dass sich das Assad-Regime wieder gefestigt hat. Doch nicht nur das lässt ihn zögern: Nach den teuren Kriegen im Irak und in Afghanistan wollen die Amerikaner kein neues Abenteuer auf der anderen Seite der Welt.
Hinzu kommt, dass das Umfeld in Nahost durch die Aufstände und Machtwechsel unberechenbarer geworden ist. Mit einem Angriff könnten die USA einen Flächenbrand auslösen, in den auch Syriens Schutzmacht Iran hineingezogen werden könnte. Würde Teheran aktiv, wäre das auch für Israel das Signal zum Losschlagen. Die Katastrophe wäre komplett.
Assad hat also gute Gründe, darauf zu spekulieren, dass Obama nur blufft. Konsequenz: Er kann die Eskalation erneut ausweiten — ungestraft und ohne absehbares Ende.