Zwölf Tote bei Explosionskatastrophe auf Zypern
Nikosia (dpa) - Bei einer Serie von Explosionen auf einem Marinestützpunkt im Süden der Mittelmeerinsel Zypern sind nach offiziellen Angaben zwölf Menschen getötet worden. 62 Menschen wurden verletzt.
Die Marinebasis Mari glich einem einzigen Trümmerfeld.
Auch das wichtigste Kraftwerk der Insel wurde schwer beschädigt. Die Regierung geht von einem Unfall aus: „Das Szenario eines Sabotageaktes gilt nicht“, sagte Regierungssprecher Stefanou im Fernsehen. Die genaue Ursache war zunächst unbekannt.
In weiten Teilen der Insel fiel nach den Explosionen der Strom aus. Auch der Betrieb auf den Flughäfen von Larnaka und Paphos wurde behindert. Probleme gab es auch bei der Wasserversorgung, da zahlreiche Entsalzungsanlagen ausfielen.
Die Behörden rechnen mit langfristigen Problemen. Das ausgefallene Kraftwerk produzierte knapp die Hälfte des auf der Insel benötigten Stroms. Nun hängt die Versorgung von zwei kleineren Anlagen ab. Das Wasser wurde in der Hauptstadt Nikosia und der Hafenstadt Larnaka rationiert. Dort soll es ab sofort nur noch jeden zweiten Tag Wasser geben - für jeweils 12 Stunden, teilten die Behörden mit.
„Wir sind erschüttert“, sagte der Präsident der Republik Zypern, Dimitris Christofias, nach einem Besuch des Stützpunkts. „Untergang ist das richtige Wort“, meinte Parlamentspräsident Giannakis Omirou im staatlichen Fernsehen. Als Reaktion auf die Katastrophe traten Verteidigungsminister Kostas Papakostas und der Kommandeur der zyprischen Nationalgarde zurück. Auf Zypern begann am Montag eine dreitägige Staatstrauer.
„Es ist ein weiterer schwarzer Juli für unser Land und unser Volk“, meinte Präsident Christofias und verglich die Explosionskatastrophe mit der Teilung der Insel im Juli 1974. Damals war Zypern nach einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärintervention geteilt worden.
Nach Angaben der Nationalgarde waren auf dem Stützpunkt aus noch unbekannten Gründen mehrere seit Jahren dort lagernde Container mit Munition explodiert. Sie stammten aus einem illegalen Munitionstransport und waren vor drei Jahren an Bord eines Frachters vor Zypern beschlagnahmt worden.
Medien kritisierten, die Munition sei nicht korrekt gelagert worden. Aus diesem Grund musste der Verteidigungsminister seinen Hut nehmen. Der bei den Explosionen getötete Kommandeur des kleinen Marinestützpunktes soll seine Vorgesetzten vor dem Unglück bereits schriftlich darüber informiert haben, dass die Container beschädigt und deformiert gewesen seien.
Nach Augenzeugenberichten war auf dem Stützpunkt am frühen Morgen gegen vier Uhr zunächst ein Brand ausgebrochen. „Wir konnten es von hier sehen und haben die Feuerwehr benachrichtigt“, sagte ein Angestellter des benachbarten Kraftwerks. Dann sei es zu mehreren kleinen und einer gewaltigen Explosion gekommen.
Der gesamte Stützpunkt, aber auch das Kraftwerk und umliegende Gebäude, Tavernen und Bars am Strand wurden schwer beschädigt. Zum Zeitpunkt der Explosionen waren etliche Gebäude und die Restaurants aber leer. Hotels und Touristen gibt es in der Region nicht. In der Ortschaft Mari seien fast alle Gebäude durch die Druckwellen der Explosionen beschädigt worden.
Dutzende Autofahrer wurden auch auf der Autobahn Larnaka-Limassol durch Splitter verletzt. „Es kamen aus dem Himmel Holzlatten, Eisenstangen, ganze Teile von Dächern auf uns runter“, schilderte eine Autofahrerin ihre Erlebnisse im Fernsehen. Die Detonationen seien „ohrenbetäubend“ gewesen. Feuerwehrleute und Rettungsmannschaften mussten zerstückelte Leichen bergen, berichteten Augenzeugen.
Zyperns Elektrizitätsgesellschaft rief alle Bürger auf, Strom zu sparen. „Bitte benutzen Sie Generatoren und stellen Sie ihre Klimaanlagen aus“, hieß es in einer Erklärung der Gesellschaft. Wegen des Ausfalls des Kraftwerks drohe ein allgemeiner Stromausfall, hieß es. Die Krankenhäuser riefen die Bürger zu Blutspenden auf.