Fotos Yanis Varoufakis - ein Ex-Minister mit Hang zur Theatralik
Er war nur ein halbes Jahr im Amt - eine rasante und vor allem unberechenbare Zeit, in der das europäisch-griechische Verhältnis immer neue Tiefstände erreichte. Yanis Varoufakis, seit Dienstag ehemaliger Finanz-Minister Griechenlands, liebt den unerwarteten Auftritt. Im Foto verlässt er mit seiner Frau Danae Stratou das Ministerium. Mit seinem Motorrad war er stets morgens vor dem Finanzministerium vorgefahren, hatte die Maschine abgestellt, den Helm vom kahlen Kopf abgenommen und den wartenden Journalisten kurze Interviews gegeben.
Der 54-jährige Wirtschaftswissenschaftler ist einer der Köpfe und Sieger der Volksabstimmung vom Sonntag, die den Sparauflagen der EU eine deutliche Absage erteilt hat.
Mit seiner undiplomatischen Art, die auch vor Beleidigungen nicht zurückschreckte, trug er einiges dazu bei, dass das Verhältnis zwischen der EU und Griechenland in den letzten Monaten deutlich verschlechterte.
Ganz und gar keine besten Freunde: Varoufakis und der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble.
Auch mit dem holländischen Finanzminister und Präsdenten der Eurogruppe, Jeroen Dijsselbloem, lief es nicht gut: Gleich zu Beginn seiner Amtszeit im Januar löste der Grieche einen Eklat aus. Bei seinem ersten Treffen mit Jeroen Dijsselbloem verkündete Varoufakis zu Verhandlungen mit EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Weltwährungsfonds: „Unser Land weigert sich, mit der Troika zu kooperieren.“
Ganz anders sein Verhältnis zu Premier Alexis Tsipras, der ihn immer wieder bedrängt hatte, für seine Syriza-Partei zu kandidieren.
Gleichwohl zog ihn der Ministerpräsident im April bei den Verhandlungen mit den Geldgebern in Brüssel aus vorderster Front ab.
Varoufakis war sich der Ablehnung durchaus bewusst, die ihm bei Griechenlands Gläubigern entgegenschlug. „Ich werde die Abscheu der Kreditgeber mit Würde tragen“, verkündete er in seiner Rücktrittserklärung am Montag.
Am Sonntag gab er seine Stimme zusammen mit seinem Vater Giorgos Varoufakis (vor ihm) ab.
Der gebürtige Athener ist viel in der Welt herumgekommen und international gut vernetzt. Er lehrte unter anderem in Sydney, in Glasgow und zuletzt an der Universität von Texas in Austin (USA).
Varoufakis ist verheiratet und lebt mit seiner Frau in einem Penthouse im teuersten Stadtviertel von Athen unterhalb der Akropolis. Er hat eine Tochter aus erster Ehe.
In einem seiner Bücher erklärt er seiner Tochter, die in Australien lebt, die Finanzen der Welt. Im Internet betreibt Varoufakis seit Jahren einen populären englischsprachigen Blog.
Nach seinem Jubel über das „Nein“ im Referendum postete er dort die Ankündigung seines Rücktritts.
Viel Empörung löste er auch durch seine Äußerungen gegenüber der Presse aus. So hielt er letzte Woche der EU gar „Terrorismus“ vor. „Was man mit Griechenland macht, hat einen Namen: Terrorismus“, sagte er der spanischen Zeitung „El Mundo“.
In seinem Blog verkündete er seinen Rücktritt und zeigte erneut seinen Hang zur Theatralik und zu großen Worten. „Kein Minister mehr!“, schrieb er. „Die Volksabstimmung vom 5. Juli wird als einzigartiger Moment in die Geschichte eingehen, als eine kleine europäische Nation sich gegen die Schulden-Knechtschaft erhoben hat.“