ANZEIGE 75 Jahre NRW NRW von A bis Z
NRW von A bis Z
Amelunxen, Rudolf (1888 bis 1969) war erster ernannter Ministerpräsident. Am 24. Juli 1946 überredeten die Briten den parteilosen Oberpräsidenten der Provinz Westfalen, Chef der ersten Landesregierung zu werden. Damit begann der ziemlich eilige und improvisierte Aufbau des Landes.
Bonn: Es war der erste Coup des neuen Landes. Staatskanzleichef Hermann Wandersleb schaffte es mit List, Tücke, Überredungskunst und Hilfe Konrad Adenauers, die Hauptstadt der neuen Bundesrepublik an den Rhein zu holen. Eine besondere Nähe zwischen Düsseldorf und Bonn wollte sich jedoch nicht einstellen.
Chemie ist eine der wichtigsten Industriebranchen im Land. In Leverkusen kam das Aspirin zur Welt. Populär ist die Branche trotz ihres riesigen Erfolges nie geworden. Jede Landesregierung – auch jene mit grüner Beteiligung – war jedoch froh, wenigstens eine stabile Branche im Land zu haben.
Düsseldorf: Wurde Landeshauptstadt, weil die Briten auf die zentrale geografische Lage, die Nähe zum Ruhrgebiet als industrieller Herzkammer des Landes und die Verfügbarkeit von intakten Gebäuden für die Verwaltungsbeamten Wert legten. Das einwohnerstärkere Köln schaute etwas neidisch rheinabwärts.
Essen war mal gleichbedeutend mit Krupp, Kanonen, Kohle und Stahl. Villa Hügel und Zeche Zollverein erzählen bis heute diese Geschichte. Heute ist Essen Medien, Handel, Kirche, Hochschule, Museen und Medizin. Der Strukturwandel hat ganze Arbeit geleistet und der Himmel über der Ruhr strahlt blau wie nie.
Fußball ist es, was das Land zusammenhält und könnte eigentlich hier erfunden worden sein. Der Malochersport integriert die vielen Zuwanderer perfekt. Schalke kann da schöne Geschichten erzählen. Fußball-Tradition findet sich aber auch in Dortmund, Duisburg, Essen, Bochum oder Wattenscheid.
Gründung: Aus deutscher Sicht eher unter Ausschluss der Öffentlichkeit und auch der deutschen Politiker. Die Briten gaben den Takt vor. Sie ordneten die Gründung aus dem Norden der ehemaligen preußischen Rheinprovinz und der Provinz Westfalen im Sommer 1946 einfach an.
Holland: Nachbarland im Westen, heißt eigentlich Niederlande. Seine Küstengewässer sind die Badewanne von NRW, dafür sind die NRW-Autobahnen die Urlaubsrollbahn für niederländische Wohnwagengespanne. Ähnliche Einwohnerzahl wie NRW. Ein Viertel aller Übernachtungsgäste im Land spricht Niederländisch.
IT-NRW ist der Landesbetrieb Information und Technik und zugleich das Statistische Landesamt. Rund 2750 Menschen sind dort beschäftigt, kümmern sich um die IT-Versorgung und ermitteln alle möglichen Zahlen und Daten.
Janz weit draußen: NRW ist zwar geprägt von den dichten Siedlungsgebieten an Rhein und Ruhr. Gerade deshalb fahren die Menschen gern nach jwd. Davon hat das Land reichlich: Eifel, Sauer-, Siegerland. Fast ein Viertel der Fläche ist bewaldet, 14 Naturparks bieten Erholung. Fast die Hälfte des Grund und Bodens in NRW wird landwirtschaftlich genutzt.
Köln, Millionendorf am Rhein. Hat es verwunden, nicht Landeshauptstadt zu sein, nimmt es Düsseldorf aber dennoch übel. Seine Bewohner sind sich meist selbst genug. Partyzentrale von NRW. Hier sind noch andere berühmte K’s zu Hause: Kölsch, Klüngel, Karneval.
Lippe ist so etwas wie das Nesthäkchen der drei Landesteile. Das kleine Land war rund 800 Jahre alt, als es sich 1947 unter dem legendären Regierungschef Heinrich Drake in den Lippischen Punktationen ein paar Sonderrechte einräumen ließ, die Niedersachsen nicht herausrücken mochte.
Montanindustrie: Sie war der eigentliche Grund für die Landesgründung. Kohle, Eisen und Stahl hatten sich an der Ruhr im 19. und frühen 20. Jahrhundert zum Wirtschaftsfaktor von internationaler Bedeutung entwickelt. Den hätten Franzosen und Sowjets 1945 gern unter Kontrolle gehabt. Die Briten reagierten mit der Gründung des Landes, denn die Ruhr lag eben im Rheinland und in Westfalen.
Neheim-Hüsten im Sauerland war am 1. März 1946 Schauplatz des Beschlusses über das erste Programm der CDU in der britischen Zone. Vorbereitet hatte es Konrad Adenauer. Es gilt als wichtige Wegmarke der Abkehr der CDU vom christlichen Sozialismus. Bei der ersten Landtagswahl 1947 wurde sie stärkste Partei.
Olympische Spiele sind ein Traum an Rhein und Ruhr. Der geniale Gedanke: Weil schon alle Stadien und Hallen da sind, muss es gar nicht so teuer werden. Klingt nach der Idee eines Lippers, hat aber ihre Wurzeln im Rheinland und wird privat vorangetrieben. Mit 2032 wird es nichts, aber die Macher wollen nicht aufgeben.
Porta Westfalica: für die einen mystischer Ort der Germanen, für andere Standort eines Autobahn- und Wasserstraßenkreuzes. Die Weser durchbricht hier das Mittelgebirge und schafft ein schönes Tal. Den Germanen gefiel die schöne Landschaft wohl auch schon.
Quellen der Pader: Sie gehören zu den stärksten Deutschlands. Insgesamt hat der kleinste Fluss des Landes 200 Quellen, die in zwei Nischen 5000 Liter Wasser pro Sekunde an die Oberfläche in der Paderborner City transportieren.
Rhein: Mehr als nur Namenspate des Landes. Zwischen Drachenfels und Niederrhein der Haupttransportweg für Güter, Achse eines Ballungsraums mit über fünf Millionen Einwohnern und identitätsstiftend für alle Rheinländer. Die wohnen auch in Rheinland-Pfalz, denn der Süden der alten preußischen Rheinprovinz kam 1945 zur französischen Besatzungszone und dann zu Rheinland-Pfalz.
SPD: Sie fühlt sich bis heute ein wenig als die Staatspartei des Landes, obwohl ihre Wahlergebnisse das kaum noch hergeben. 48 Jahre regierte sie das Land, unter Johannes Rau von 1980 bis 1995 sogar mit absoluter Mehrheit. Das lag an geschickten Wahlkämpfen und einer ziemlich desolaten CDU. Ursprünglich nämlich waren das Rheinland und Westfalen Hochburgen der katholischen Zentrumspartei und später der CDU.
Tourismus: 2019 begrüßte NRW 24,3 Millionen Übernachtungsgäste. Im Bundesvergleich liegt das Land damit auf Platz zwei hinter Bayern. Wie es nach Corona aussehen wird, steht in den Sternen.
Unter Tage arbeiteten in den Fünfzigern um die 600 000 Kumpel. Bis zum Ende des Steinkohlebergbaus im Dezember 2018 waren es noch gut 4000. Rentabel war das schon lange nicht mehr.
Vaterland ist Nordrhein-Westfalen auf keinen Fall. Aber mit ihrem Slogan „Wir in Nordrhein-Westfalen“ hat es die SPD in den 80er Jahren geschafft, so etwas wie eine Landesidentität herzustellen.
WDR: Der Sender ist mit dem Land eng verbunden – beide sind britische Gründungen. Anfangs gehörte er zum NWDR (Nordwestdeutschen Rundfunk) in Hamburg. Heute ist er ein wesentlich gebührenfinanzierter Medienkonzern mit zahlreichen Radiowellen, TV-Programmen und -Produktionen. Immer wieder gibt es Kritik: Manchen gilt er als „Rotfunk“, anderen als schwerfällig, bürokratisch und sparunwillig.
Xanten: An vielen Orten in NRW haben die Römer ihre Spuren hinterlassen. Aber nirgendwo werden sie so sichtbar wie in der Stadt am Niederrhein. Im Archäologischen Park wird die Colonia Ulpia Traiana, Xantens antike Vorgängerstadt, zu neuem Leben erweckt.
Yen: Das Zahlungsmittel des Kaiserreiches Japan, dessen Bewohner die Stadt Düsseldorf ganz fest ins Herz geschlossen haben. Dort gibt es eine der größten japanischen Gemeinschaften außerhalb des Heimatlandes.
Zukunft gibt es eigentlich immer. Frage ist nur: welche? Nordrhein-Westfalen ist Meisterin des Strukturwandels. Hier wickelte man eine riesige Textil- und dann die Kohle-, Eisen- und Stahlindustrie ab. Man verlor eine Hauptstadt und demnächst die Braunkohle. Das Land ächzt darunter, hat aber immer Wege gefunden, Neues und Erfolgreiches zu beginnen. Man lebt gut im Herzen Europas und am Ende ist es noch immer gutgegangen.