„Merry Christmas!“ „Feliz Navidad!“ Oh, Pardon, falsches Fest. Aber natürlich weiß jeder, welcher Anlass gemeint ist. „Happy Easter“ oder „Felices Pascuas“, also gute Wünsche zum Osterfest, sind als internationale Grüße weniger geläufig. Oder wurde Ihnen jemals „Linskmu Šventu Velyku!“ zugerufen?
So sagt man nämlich „Frohe Ostern“ in Litauen. Das kleine baltische Land ist nicht nur jederzeit eine Reise wert, sondern dort werden auch hübsche Osterbräuche gepflegt. Zum Beispiel die kunstvolle Bemalung ausgeblasener Eier, die anschließend Zimmer und Gärten schmücken – und die mit Supermarkt-Eierbemalung hierzulande wenig gemeinsam hat.
Exemplarisch: die Kunstwerke aus der Werkstatt von Marija Banikonienė, die über die Grenzen Vilnius’ hinaus Bekanntheit erlangt haben. Noch mit mehr als 85 Jahren zeigte die Litauerin, wie die zarten Eierschalen bearbeitet werden, gab ihr Wissen auf Seminaren, in Schulen oder an Damenkränzchen weiter, von denen viele ebenfalls das im Baltikum bekannte Brauchtum pflegen.
Eine Zauberküche
als Atelier
Ihr Atelier glich dabei einer Zauberstube. Mit einem Esslöffel über einem flackernden Teelicht, das ein beißend riechendes Gemisch erhitzte, war man fast an eine Drogenküche erinnert. Doch im Mittelpunkt stand die Kunst. Bereits als junges Mädchen hatte Maija in ihrer Freizeit Eier verziert, und schon damals waren flüssiges Wachs und Paraffin die unerlässlichen Zutaten des Farbgemischs: „Je länger man es erhitzt wird desto dunkler wird die Farbe“, erklärte sie gern Besuchern. Dann tunkte sie den Griffel in die heiße Flüssigkeit und tupfte einen brauen Punkt auf die Schale eines ausgeblasenen Eis. Der erste Punkt von vielen hundert weiteren, die das schöne Relief entstehen lassen. Rund eineinhalb Stunden Arbeit sind für ein Ei erforderlich – in einem Jahr hatte die Künstlerin anlässlich zweier Ausstellungen einmal mehr als 600 Exemplare gestaltet. Jedes einzelne von einem feinen Relief unzähliger dunkler Wachstropfen überzogen. „Versuchen Sie es selbst einmal“, so wurden die Besucher des Ateliers an der Literatu gatvė stets ermuntert. Die Straßen im Künstlerviertel sind das Ziel vieler Kreativer und Touristen in Vilnius. Denn langweilig wird die Kunst nie – und kein Ei gleicht dem anderen.
Tausende Eier
für Riesenomelette
Hartkochen und anmalen: Das war und ist der Klassiker, Eier zu Ostern zu verarbeiten. Im südfranzösischen Bessiéres nahe Toulouse hat man sich für eine schmackhaftere Option entschieden: Hier kommen Tausende Eier in eine Pfanne von der Fläche einer Kleinküche und werden zu einem gigantischen Omelette verrührt. Die Tradition gibt es seit 1973. Wer Glück hat, kann eine Portion der riesigen Eierspeise abgreifen. Sie wird kostenlos verteilt.
Zu Ostern gehört natürlich die Eiersuche. Im Schloss Vaux-le-Vicomte nahe Paris wird der Suchspaß auf die Spitze getrieben: Tausende Pralinen werden auf dem 33 Hektar großen Gelände versteckt. Für den Sucherfolg wird das Areal unterteilt. Wer bis fünf Jahre alt ist, darf im Gemüsegarten auf die Pirsch gehen, für die Sechs- bis Zwölfjährigen geht es in den Wald. Die Suche steigt an drei Tagen von Karsamstag bis Ostermontag.
Das größte
Osterei der Welt
Die kanadische Stadt Vegreville, rund 100 Kilometer östlich von Edmonton, nimmt für sich in Anspruch, das größte Osterei der Welt zu haben. Das tonnenschwere Gebilde ist beeindruckende acht Meter lang. Das Riesenei, das ganzjährig zu bestaunen ist, wurde in den 1970er Jahren von einem kanadisch-ukrainischen Künstler designt.
Ein ganzes
Museum fürs Ei
In Sonnenbühl-Erpfingen, unweit von Reutlingen, steht das Ostereimuseum – und zwar seit 1993. Es sei damit das Erste in Deutschland, so die Betreiber. Geöffnet hat das Haus nur um die Osterzeit herum
Übrigens: Wer meint, die Osterinsel sei ein passendes Ziel zur Osterzeit, könnte enttäuscht werden. Das abgelegene Eiland im Südpazifik mit seinen Steinstatuen hat nichts mit Ostern zu tun. Es wurde eben nur an einem Ostertag im Jahr 1722 von einem niederländischen Seefahrer entdeckt.
Ohnehin gilt: Für Reiseziele mit Ostern im Namen muss man nicht erst Richtung Pazifik fliegen. Oder überhaupt weit reisen. Es gibt viel nähere Orte, die auch noch mit Ostern zu tun haben. Ostereistedt zum Beispiel. Das Dorf, auf halbem Weg zwischen Bremen und Hamburg, hat ein Osterhasenpostamt. Wer dorthin schreiben möchte, adressiert an Hanni Hase, Am Waldrand 12, 27404 Ostereistedt. Geht der Brief bis eine Woche vor Karfreitag ein, antwortet der Osterhase.
Weitere Osterziele, die qua Namen eine Reise wert sind: Die österreichische Gemeinde Egg im Bregenzerwald ist wohl der perfekte Ort für eine Eiersuche, auch in der Schweiz nahe Zürich gibt es ein Egg. Oder doch lieber Hase statt Ei? Dann ab ins Dorf Bunny im englischen Nottinghamshire.
Und was ist mit der eigentlichen Bedeutung des Osterfests?
Zwar wird Papst Franziskus dieses Ostern möglicherweise nicht selbst den Segen „Urbi et Orbi“ erteilen, aber dennoch ist die Ostermesse im Vatikan eine der zentralen Gottesdienste des Jahres – und Rom bleibt ein klassisches Osterziel, insbesondere für gläubige Christen, die auch aus Deutschland zahlreich anreisen. Zu Ostern feiern sie das Fest der Auferstehung Jesu Christi.
In Sevilla werden die gesamte Karwoche über Prozessionen gefeiert, bei denen geschnitzte Heiligenfiguren durch die Gassen getragen werden. Und in der Stadt Antigua im Hochland von Guatemala werden zu Ostern die sogenannten Alfombras ausgelegt – vergängliche Teppiche aus Blumen, Farben und Sägemehl. Mit Material von dpa