Die Stimmungen, die Caspar David Friedrich (1774-1840), der wohl berühmteste Maler der deutschen Romantik, im Bild festhielt, lassen sich auch heute noch nachempfinden. Die jahrhundertealten Buchen im Biosphärenreservat Südost-Rügen und im Nationalpark Jasmund bilden ab Mitte Oktober goldgelbe Kathedralen. Traubeneichen breiten ihre knorrigen Arme aus und verstreuen verschwenderisch ihre Eicheln. Die lichter werdenden Baumkronen gewähren der Herbstsonne Einlass und lassen Sonnenkringel über den moosgrünen Waldboden tanzen. Bald ist er bedeckt von einem bunten Laubteppich, über den sich herrlich durch die Wälder wandern lässt. An der Steilküste, wo Meer und Land miteinander ringen und auf Jasmund die imposanten Kreidefelsen in der Morgensonne weiß erstrahlen, breitet sich die Ostsee aus, ein Meer aus Grün, Blau und Türkis, mal sanft, mal wild und immer unvergesslich. Vogelstimmen, Blätterrascheln und Waldluft umspielen die Sinne bei kurzen Spaziergängen oder ausgedehnten Wanderungen. Wen die faszinierende Insellandschaft zu eigenen Kunstwerken inspiriert, den nimmt Künstlerin Rike Übermuth im September 2024 mit - auf kreative Exkursionen zur Steilküste bei Binz. Entlang des Weges entstehen, ganz im Stil von Caspar David Friedrich, Naturstudien, Zeichnungen und Aquarelle, die Lichtstimmung und Schönheit dieser romantischen Naturkulisse einfangen.

Als Hommage an den Romantik-Maler Caspar David Friedrich präsentiert das Ostseebad Binz im September 2024 die eindrucksvolle Theater- und Artistikshow »Varieté Romantique Rügen« im Kurhaus-Saal Binz. Konzept und Inszenierung stammen von der Berliner Kreativ-Compagnie »Die Artistokraten« unter der künstlerischen Leitung von Martin van Bracht. Das Publikum wird Zeuge inspirierender romantischer Begegnungen, wenn der Maler Caspar David Friedrich auf Wanderschaft geht und unter anderem die Komponistin und Rügenliebhaberin Clara Schumann trifft. Die Bühnencharaktere - Akrobaten, internationale Artisten und Musiker - erleben wundervoll skurril-idyllische Begegnungen in einem eigens für die Aufführung entworfenen Bühnenbild. Friedrichs Reise wird begleitet von Briefwechseln, einem Duell, dem Liebestod, einem Ball und einem Wunder. Letzte Station ist schließlich das bekannteste Bild des Ausnahmekünstlers: Die Kreidefelsen von 1818.

Während den Malern der Romantik lediglich Steilufer, Felsvorsprünge oder Hügel einen erhöhten Ausblick auf die Insellandschaft boten, haben die Wanderer von heute gleich mehrere imposante Aussichtsplattformen zur Auswahl, um den Blick über die Insel Rügen im farbenfrohen Herbstkleid schweifen zu lassen. Gleich um die Ecke vom Ostseebad Binz bietet der Baumwipfelpfad mit Aussichtsturm im Naturerbe Zentrum Rügen beste Aussicht auf die grüne Seite Proras und weite Teile der Binzer Bucht. Natur und Artefakt sind hier in bestem Einvernehmen zu erleben. Der Pfad schwingt sich über 1.250 Meter sanft in die Höhe und ermöglicht auch Menschen mit Handicap eine himmlische Aussicht. Wer auf fürstlichen Spuren wandeln möchte, ist im Jagdschloss Granitz, nur drei Kilometer von Binz entfernt, genau richtig. Es thront dort, wo der Weg durch die Granitz in 107 Metern Höhe endet. Vor mehr als 180 Jahren verwandelte Fürst Wilhelm Malte I. seinen bescheidenen Jagdsitz in ein imposantes Schloss mit edlem Interieur für illustre Gesellschaften. Der Bau ist gekrönt von einem Turm, der mit seinen 38 Metern den Ostseehimmel zu berühren scheint und auf eine Idee des Architekten Karl Friedrich Schinkel zurückgeht. Das schwindelerregend schöne Rügen-Panorama von der Aussichtsplattform wusste schon der Fürst zu schätzen. Es lohnt auch heute noch den Aufstieg über die 154 gusseisernen Stufen. Höhepunkt jeder Rügen-Reise ist der Besuch des Königsstuhls, Wahrzeichen der Insel im Nationalpark Jasmund. Über der markanten, 118 Meter hohen Felsformation am Nationalpark-Zentrum Königsstuhl »schwebt« seit Frühjahr 2023 ein 185 Meter langer Skywalk. Er ermöglicht spektakuläre Ausblicke auf die raue Schönheit der bizarren Kreideküste.

Das Meer und die Insel Rügen haben eine lange Geschichte als Quelle der Inspiration für Künstlerinnen und Künstler. Ob Caspar David Friedrich, Clara Schumann und Johannes Brahms, Ulrich Müther, Klaus Ender oder Karl Friedrich Schinkel, sie alle fanden hier ihre musische Heimat. Ließen sich vom Meer küssen. Ihren künstlerischen Spuren in der Binzer Bucht folgt das Hörspiel »Vom Meer geküsst«, exklusiv zum Caspar-David-Friedrich-Jahr 2024 produziert. Es ergründet die Geschichten der Werke und ihrer Erschaffer und erzählt vom Zauber der verführerischen »Muse Meer«. Das Hörspiel ist über einen QR-Code mit dem Smartphone abrufbar oder über Kopfhörer zu erleben, die gegen Pfand im Binzer Haus des Gastes erhältlich sind. Der Dramaturgie des Hörspiels folgend wandelt der Zuhörer durch das Ostseebad Binz und taucht an Ort und Stelle in die künstlerische Welt von Malern, Komponisten, Architekten, Dichtern und Fotografen ein. Das etwa vierzigminütige Hörspiel kann aber auch bequem im Strandkorb, auf dem Balkon oder im Lieblingssessel genossen werden, um die Gedanken auf Reisen zu schicken, während die Füße ausruhen.

UFO-gleich ragt ein außergewöhnliches Gebäude aus den Dünen am Binzer Strand: Ein filigraner Standfuß und breite Fensterfronten, die von zwei muschelartigen Betonschalen von oben und unten eingefasst sind. Erdacht und erbaut hat diesen ehemaligen Rettungsturm der Landbaumeister und Hyparschalen-Spezialist Ulrich Müther (1934-2007) aus Binz, der in diesem Jahr seinen 90. Geburtstag gefeiert hätte. Im November 2024 erfüllen das Turminnere jeden Freitag- und Samstagabend sphärisches Licht und die Klänge der Gute-Nacht-Geschichten. Zu hören sind Geschichten und Gedanken zur Nacht – zentrales Motiv der Romantik, die durch Caspar David Friedrichs 250. Geburtstag in diesem Jahr besonders in den Fokus rückt. Mit neu vertonten Gedichten und Klängen der Romantik finden die Nachtgedanken als multimediale Toninstallation ihren Weg ins Heute. In der besonderen Atmosphäre des Müther-Turms, der sich sonst nur für Hochzeiten öffnet, entsteht eine Symbiose aus Klängen, Lichtinstallation und Natur.

Die Besucher tauchen ein in die Nacht und die Schönheit dieses einmaligen Baudenkmals. Es reiht sich ein in die lange Liste von außergewöhnlichen Bauwerken, die Ulrich Müther erschuf. Seine Schalentragwerke gelten als in Beton gegossene Leichtigkeit und Perlen der architektonischen Moderne. Er faltete Beton auf eine vorher nie bekannte Weise, legte ihn wie Samt aus oder hisste ihn wie Segel gegen den Wind. Als Vorbild diente Müther dabei die Natur seiner Heimatinsel. Die futuristisch anmutenden Bauten, die berühmten Hyparschalen, finden sich auf ganz Rügen und sogar weltweit. Sie sind noch immer Zeugen seiner epochalen Vision und kreativen Strahlkraft, die sein Tun weit über die Grenzen seines Heimatortes und der DDR bekannt gemacht haben. Mit einer Themenwoche vom 30. September bis 6. Oktober 2024 erinnert das Ostseebad Binz an Müthers Werk, das auf einer geführten Bustour über die Insel sowie bei Vorträgen und Filmabenden sowie Besichtigungen des Müther-Turms in besonderer Weise erlebbar ist.