Karneval im Büro: Nicht jeder will „gebützt“ werden
Bonn (dpa/tmn) - Karnevalisten drängen sich im Büro besser nicht den Kollegen auf. Das Verteilen von „Bützchen“ - also Küsschen - mag zum Beispiel nicht jeder. An Weiberfastnacht einfach alle anderen ohne deren Einverständnis abzuknutschen, geht daher nicht.
„Das ist total daneben“, sagte der Etikette-Trainer Horst Hanisch aus Bonn. Denn wenn anderen solche Rituale aufgezwungen werden, dürften Mitarbeiter kaum darauf hoffen, damit auf Gegenliebe zu stoßen.
In den Karnevalshochburgen wie Köln und Mainz sei es zwar allgemein akzeptiert, dass an den jecken Tagen Schlipse abgeschnitten und Küsschen verteilt werden. Alles erlaubt ist dort aber auch nicht. „Manche Frauen kommen sich dann ja wie Freiwild vor, weil einige denken: 'Ich darf jetzt alles.'“, sagt Hanisch.
Karnevalisten im „Exil“ müssten sich umso mehr zurückhalten. „Der Rest der Welt versteht das nicht. Wenn man dann einem Geschäftspartner einfach den Schlips abschneidet, dürfte der ziemlich brüskiert sein.“ Auch müssten Mitarbeiter Rücksicht auf ausländische Geschäftspartner nehmen. Sie dürften nur in das närrische Treiben eingebunden werden, wenn sie vorgewarnt wurden und mitmachen wollen.
Etwas einfacher macht es die Sache für Karnevalfans, wenn es zur fünften Jahreszeit eine Betriebsfeier gibt. Dort gelten dann die Regeln der Narren - sie dürfen sich bei anderen also nach Herzenslust zum Schunkeln einhaken und sie zur Polonaise bewegen. „Da kann ich mich dann ja auch heraushalten, wenn ich das nicht will“, erklärte Hanisch.
Zurückhaltung sei in jedem Fall beim Thema Alkohol angesagt, mahnte Hanisch. „In vielen Unternehmen gilt ja inzwischen die Regel, dass gar kein Alkohol getrunken werden darf.“ Wer um 11.11 Uhr an Weiberfastnacht mit einem Glas Sekt anstoßen will, holt sich dafür also besser die Erlaubnis vom Chef.