Nicht alles abnehmen: Kinder müssen selbstständig werden

Fürth (dpa/tmn) - Was ist noch angemessene Eltern-Liebe, und wann beginnt das Betüddeln? Wenn Kinder älter werden, sind Eltern oft unsicher, wie viel Fürsorge noch angemessen ist. „Irgendwann heißt Fürsorge nicht mehr, den Kindern etwas abzunehmen“, sagt Maria Große Perdekamp.

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Sie ist Leiterin der Onlineberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung. Fürsorge bedeutet dann: Das Kind in seiner Selbstständigkeit fördern. Beispielsweise mit 14 Jahren sollte es selbstverständlich sein, dass Kinder sich um die eigene Körperpflege kümmern, Zähne putzen oder von allein saubere Sachen anziehen. „Natürlich sollte man schon vorher damit beginnen, das zu vermitteln“, rät die Expertin.

Auch ihre Aufgaben rund um die Schule wie Hausaufgaben, die richtigen Materialien haben oder sich bei einer Ganztagsschule Essen zu bestellen, sollten Kinder selber regeln. „Eltern können mal darauf hinweisen, sich interessieren und das verfolgen - aber nicht danebenstehen oder abnehmen“, sagt Große Perdekamp.

Auch beim eigenen Zimmer sollten Kinder selbst die Verantwortung tragen: So dürfen sie die Wände nach ihrem eigenen Geschmack gestalten - müssen im Gegenzug aber auch für Ordnung sorgen. Und in der Freizeit sollten Schulkinder selber ihre Treffen mit Freunden organisieren.

Zu Verabredungen und Hobbys sollten Kinder ruhig mal mit dem Bus oder Rad fahren. Von ständigen Hol- und Bringdiensten hält die Expertin wenig. „Auch wenn Selbstständigkeit oft anstrengend ist, ist sie doch sehr wichtig für das Selbstbewusstsein.“

Für Eltern heißt es also: Auch mal loslassen. „Bei zu viel Fürsorge sind die Kinder später zu eng an die Eltern gebunden, und es wird schwierig, Aufgaben selbst zu bewältigen.“