Kursrekorde oder Einbruch? Was für Anleger 2018 wichtig wird

Berlin (dpa/tmn) - Die Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump, die Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland, die Brexit-Verhandlungen, der Konflikt mit Nordkorea - 2017 war politisch ein spannendes Jahr.

Foto: dpa

Geldanleger haben davon aber eher wenig gemerkt.

„Letztlich muss man feststellen, dass sich politische Einflüsse kaum oder nur kurzfristig ausgewirkt haben“, sagt Uwe Görler, Vermögensverwalter bei Wellinvest - Pruschke & Kalm in Berlin. Mit der richtigen Strategie konnten Anleger ein deutliches Plus erwirtschaften. „Jeder Anleger, der ein gut strukturiertes Portfolio mit einer Beimischung von 40 Prozent bis 50 Prozent internationalen Aktien hatte, sollte eine ordentliche Wertsteigerung seins Vermögens erlebt haben“, erklärt Görler. Umgekehrt gilt: „Wer sein Geld immer noch zu 100 Prozent auf Festgeld und Sparbuch gehalten hat, konnte keine Rendite erzielen.“ Stellt sich die Frage: Geht das so weiter?

Zumindest für Deutschland rechnet der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) damit, dass sich das kräftige Wirtschaftswachstum fortsetzen wird. „Im Jahr 2018 dürfte das preisbereinigte Bruttoninlandsprodukt um 2,2 Prozent zulegen“, lautet die Prognose von BVR-Vorstand Andreas Martin. 2017 werde der Anstieg voraussichtlich bei 2,3 Prozent liegen. Gute Aussichten also für den Deutschen Aktienindex Dax.

Ganz anders sind die Erwartungen vieler Experten bei den Zinsen. Zentralbanken haben in den vergangenen zehn Jahren eine dominierende Rolle an den Märkten gespielt, erklären zum Beispiel die Experten der Allianz Global Investors, der Investment-Tochter der Allianz. Daran dürfte sich 2018 nichts ändern. „Nach unserer Einschätzung wird uns das niedrige Zinsniveau noch länger erhalten bleiben“, heißt es im Ausblick.

Das glaubt auch Max Herbst von der FMH-Finanzberatung in Frankfurt/Main: „Die Zinsen bleiben erst einmal unten.“ Rendite können Sparer mit sicheren Zinsprodukten auch künftig kaum rausholen. Wer 10 000 Euro auf ein Festgeldkonto mit dreijähriger Laufzeit anlegt, bekommt laut Herbst maximal 1,65 Prozent Zinsen pro Jahr. Bei einem Anlagezeitraum von sechs Monaten sind es maximal 0,9 Prozent. Die Zinsen für Tagesgeldkonten oder Sparbücher liegen fast bei 0 Prozent.

Diese ungleiche Entwicklung der Anlageklassen ist für die meisten Sparer ein Problem. An vielen Bundesbürgern geht der Aufschwung an den Aktienmärkten vorbei, denn die Aktienkultur ist in Deutschland bisher nicht stark ausgeprägt. Ein Fehler, findet Klaus Müller: „Skepsis ist am Aktienmarkt immer angebracht“, sagt der Chef des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen (vzbv). Bei einem langfristigen Anlagehorizont über 30 oder 40 Jahre hätten Aktienmärkte aber bisher jede andere Anlageform geschlagen. „Menschen, die auf geringere Risiken gesetzt haben, haben den Kürzeren gezogen.“

Grundsätzlich sollten sich Anleger beim Einstieg in Aktien immer der Risiken bewusst sein, rät Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg: „Stellen Sie sich gedanklich auf eine Kurskorrektur ein.“ Wer sein Vermögen über verschiedene Anlageklassen verteilt, muss keine Sorgen vor Kursrückgängen haben, ergänzt Jeremy Blaser, Portfolio Manager der Finanz Konzept AG in Zürich. „Ein gewisses Restrisiko bleibt natürlich bestehen, aber in der Regel kann man durch sorgfältige Verteilung des Vermögens auch bei Kurseinbrüchen oder Crashs sein Vermögen schützen.“

Für Nauhauser ist der Jahreswechsel eine gute Zeit, das Depot wieder in die richtige Balance zu bringen. Haben zum Beispiel die Aktien stark zugelegt, können Anleger einen Teil davon verkaufen. Die Mittel können sie zum Beispiel in Anleihen investieren, damit das einst festgelegte Verhältnis von Aktien und Anleihen wieder stimmt. Wer mit Blick auf steigende Zinsen in den USA lieber nicht in Anleihen investieren möchte, kann auch den Liquiditätspuffer erhöhen.

Wie sich die Aktienmärkte 2018 entwickeln, lässt sich nicht verlässlich vorhersagen. „Wir sind in der Spätphase einer Hausse, die im wesentlichen zinsgetrieben war“, erklärt Frank Wieser, Geschäftsführer bei PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf. „Erst jetzt stellt sich das erforderliche sich selbst verstärkende Wirtschaftswachstum ein.“ Historisch gesehen liegt zwischen einer zinsgetriebenen und einer wachstumsgetriebenen Hausse laut Wieser eine Phase von bis zu einem Jahr. „Gut möglich also, dass 2018 ein Übergangsjahr wird, wo der Anleger am Ende weder gewonnen noch verloren hat.“

Literatur:

Stefanie Kühn, Markus Kühn: „Handbuch Geldanlage - Aktien, Fonds, Anleihen, Festgeld, Gold und Co.“, Stiftung Warentest 2017, 416 Seiten, 34,90 Euro, ISBN-13: 978-3-86851-395-0