Ernährungsexpertin: Veganer müssen wohlüberlegt einkaufen
Berlin (dpa) - Veganer, die ganz auf Tierprodukte verzichten, sollten ihre Speisepläne mit Bedacht zusammenstellen. Ohne die richtigen Ersatzlebensmittel fehlten ihnen wichtige Nährstoffe, sagt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung im Interview.
Ist vegane Ernährung ungesund?
Gahl: „Prinzipiell ist eine vegane Ernährung nicht ungesund, aber sie birgt gewisse Risiken. Je stärker die Lebensmittelauswahl eingeschränkt wird, desto schwieriger wird es, bestimmte Nährstoffe ausreichend aufzunehmen. Veganer sollten ihre Nahrung wohlüberlegt zusammenstellen können. Ohne entsprechendes Wissen halten wir das für kritisch. Für Säuglinge und Kleinkinder ist vegane Ernährung schlicht ungeeignet, weil ihr Nährstoffbedarf besonders hoch ist.“
Welche Stoffe aus Tierprodukten braucht ein gesunder Mensch?
Gahl: „Vitamin B12 kann zum Beispiel gar nicht von Pflanzen gebildet werden. Es gibt nur sehr geringe Mengen an B12 in milchsauer vergorenem Gemüse wie Sauerkraut, sauer eingelegten Gurken, sauren Bohnen und einigen Algen. Das klassische Mangelerscheinungsbild ist dann Blutarmut. Eisen ist auch kritisch. Wenn der Speiseplan recht abwechslungsreich ist, muss das kein Problem sein. Auch nicht für Veganer, wenn sie zum Beispiel Vollgetreide, Blattgemüse und angereicherte Lebensmittel essen. Der Mangel an Calcium lässt sich zum Beispiel mit Grünkohl, Spinat und Broccoli ausgleichen. Auch die Jodquellen sind bei einer veganen Ernährung arm gesät.“
Ist Tofu ein angemessener Ersatz für Fleisch?
Gahl: „Tofu ist ja ein quarkähnliches, aus Sojamilch hergestelltes Produkt. Der Vorteil ist: Es hat wenig Eigengeschmack, ist fettarm, kalorienarm, leicht verdaulich, es enthält wenig gesättigte Fettsäuren und hochwertiges Eiweiß. Es liefert auch Calcium, Magnesium und Eisen. Das macht es zu einem wertvollen Fleischersatz.“
Entgehen Veganer anderen Gesundheitsrisiken?
Gahl: „Zumindest für Vegetarier kann man sagen, dass sie seltener unter Übergewicht und hohem Blutdruck leiden. Es werden weniger gesättigte Fettsäuren und Cholesterin aufgenommen, die viel in Fleischwaren enthalten sind. Das Risiko für Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gicht und Krebs ist dann niedriger. Aber ob deshalb eine Ernährungsweise gesünder ist als die andere, lässt sich schwer sagen.“