Störung der Inneren Uhr kann dick machen
London (dpa) - Wer nachts arbeitet oder zu wenig schläft, ist anfälliger für Übergewicht und Diabetes. US-Forscher haben einen möglichen Grund für diesen Zusammenhang gefunden: Die unnatürlichen Zeiten bringen die Innere Uhr durcheinander - und den Insulinhaushalt.
Für das Körpergewicht ist es nicht nur wichtig, was man isst, sondern auch wann man isst oder schläft. Wie US-Forscher an Mäusen zeigten, ändert sich im Tagesverlauf die Wirkung des Hormons Insulin, das den Blutzuckerspiegel reguliert. Wird diese von der Inneren Uhr gesteuerte Tagesrhythmik gestört, entwickeln die Nager eine Insulinresistenz und werden anfällig für Übergewicht, berichten US-Wissenschaftler im Fachblatt „Current Biology“. Die Berücksichtigung der biologischen Uhr könne auch eine Möglichkeit sein, beim Menschen Stoffwechselstörungen und Übergewicht zu behandeln.
In früheren Untersuchungen haben Forscher beim Menschen bereits nachgewiesen, dass Störungen des Schlafrhythmus, etwa durch Nachtarbeit oder Jetlag, das Körpergewicht und den Stoffwechsel beeinflussen. Ebenso zeigten Wissenschaftler, dass bestimmte Varianten sogenannter Uhrgene, die die Innere Uhr steuern, mit Übergewicht, Diabetes und Bluthochdruck in Verbindung stehen. Inwieweit sich die Wirkung des Hormons Insulin rhythmisch verändert, sei aber noch nicht gut untersucht gewesen, schreiben die Forscher um Shu-qun Shi von der Vanderbilt University in Nashville.
Sie fanden nun in ihrer Studie, dass nachtaktive Mäuse am Tag - also während ihrer natürlichen Ruhephase - am stärksten insulinresistent sind. Infolgedessen ist auch ihr Blutzuckerspiegel in dieser Zeit am höchsten, weil weniger Zucker aus dem Blut transportiert wird. In der Nacht, wenn die Mäuse und ihr Stoffwechsel aktiv werden, steigt die Insulinwirkung, der Blutzuckerspiegel sinkt. Genetisch veränderte Mäuse, deren Innere Uhr gestört ist, bleiben Tag und Nacht in dieser Phase der Insulinresistenz, berichten die Wissenschaftler weiter. Auch bei Mäusen, die konstant Licht ausgesetzt sind, gehe der biologische Rhythmus verloren und damit auch die Schwankungen der Insulinwirkung. Bekamen sie eine fettreiche Diät verabreicht, lagerten diese Tiere mehr Fett ein.
Dass die Insulinwirkung über den Tag schwankt, sei nur natürlich, schreiben die Forscher. Schließlich verändere sich die Umwelt ja auch rhythmisch. Lebewesen, die sich auf solche Schwankungen einstellten und ihr Verhalten, ihren Stoffwechsel und ihre Genaktivität daran anpassten, hätten bessere Überlebenschancen als solche, die all diese Funktionen konstant hielten. Diäten, bei denen der Zeitpunkt der Mahlzeit reguliert werde, würden die Übergewichts-Epidemie sicher nicht umkehren, aber sie könnten möglicherweise bei ihrer Bekämpfung helfen, sagte Carl Johnson, einer der beteiligten Forscher.