Welt-Aids-Tag Wann, wo, wie teuer? Die wichtigsten Fragen zu HIV-Tests

Berlin · Ungeschützten Sex gehabt - und nun Sorge, sich mit HIV angesteckt zu haben? Ein Test bringt Klarheit. Leider aber nicht direkt am Morgen danach. Ein Experte beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wann, wo, wie teuer? Die wichtigsten Fragen zu HIV-Tests
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Längst nicht jeder Sex mit einer HIV-positiven Person bedeutet, dass man sich ebenfalls infiziert. Hat man es mit Kondom getan, ist alles sicher - sofern das Gummi nicht abgerutscht oder gerissen ist. „Und was viele nicht wissen: Wenn der HIV-positive Sexpartner mit Medikamenten behandelt wird, ist keine Übertragung möglich“, sagt Holger Wicht, Pressesprecher der Deutschen Aidshilfe.

Doch manchmal gibt es Situationen, in denen sich die Frage stellt: Könnte ich mich angesteckt haben? Vielleicht ist da der Verdacht oder die Gewissheit, mit einer infizierten Person ungeschützten Sex gehabt zu haben. Oder man möchte sichergehen, bevor man in einer neuen Beziehung oder mit einem neuen Sexpartner das Kondom weglässt. „Gruppen mit erhöhtem Risiko, schwulen Männern etwa, empfehlen wir einen regelmäßigen Test einmal im Jahr“, sagt Holger Wicht.

Wer vermutet, dass es eine Ansteckung gegeben haben könnte, sollte auf jeden Fall aktiv werden. „Es gibt Menschen, die mit einem Test jahrelang warten, bis sie Symptome durch eine fortgeschrittene HIV-Infektion haben“, so Holger Wicht. Auf Dauer schwächen die Viren das Immunsystem so stark, dass es zum Beispiel zu anhaltenden Lymphknotenschwellungen oder Gürtelrosen kommt. Dabei gilt auch bei HIV: Je früher die Erkrankung erkannt wird, desto besser kann man sie mit Medikamenten behandeln - und mit ihr leben.

Was mache ich bei akuter Sorge vor Ansteckung?

Es ist ein Alptraum: Nach dem ungeschützten Sex zu erfahren, dass der Partner oder die Partnerin HIV-positiv ist und keine Medikamente nimmt. Was jetzt?

Wer das Gefühl hat, dass das Risiko für eine Übertragung wirklich hoch sein könnte, sollte die Notaufnahme aufsuchen, so Wicht. Denn eine Notfallmedikation kann eine Übertragung dann noch verhindern. Diese sogenannte Post-Expositions-Prophylaxe (PEP) sollte aber so schnell wie möglich beginnen - am besten zwei Stunden nach dem ungeschützten Sex, spätestens nach 48 Stunden. Einrichtungen, die eine PEP anbieten, findet man über die Suche der Deutschen Aidshilfe.

Doch nicht immer fällt es leicht, das mögliche Ansteckungsrisiko nach einer Situation einzuschätzen. Dabei kann das Beratungstelefon der Aidshilfe in Deutschland unterstützen. Erreichbar ist es unter der Nummer 0180 33 19411 (montags bis freitags von 9 bis 21 Uhr, samstags und sonntags von 12 bis 14 Uhr, 9 Cent pro Minute). Auch online kann man sich beraten lassen, welches Vorgehen jetzt sinnvoll ist.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für einen HIV-Test?

„Wenn man gestern ungeschützten Sex hatte, ist es nicht sinnvoll, heute direkt den Test zu machen“, sagt Holger Wicht. Grund: Ein HIV-Test weist nicht die Viren selbst nach, sondern die Antikörper, die der Körper in Auseinandersetzung mit ihnen bildet. Und bis die im Blut nachweisbar sind, kann es dauern.

Wer ein verlässliches Ergebnis will, muss also abwarten, bis er oder sie den Test macht. Wie lange? Das hängt von der Art ab. „Ein Labortest mit Blut aus der Vene ist nach sechs Wochen zuverlässig. Schnelltests, etwa der Selbsttest aus der Apotheke, sind weniger empfindlich, da ist die Frist zwölf Wochen“, sagt Holger Wicht. Diese Zeit sollte man also verstreichen lassen, wenn man sicher ausschließen möchte, dass etwas passiert ist.

Wo kann ich einen HIV-Test machen? Und was kostet er?

Es gibt verschiedene Anlaufstellen. Eine davon: (Haus-)Arztpraxen. Dort wird Blut aus der Vene entnommen und ins Labor geschickt. „Wenn der Test positiv ist, ist das Ergebnis auch sicher. Denn es wird im Labor aus derselben Blutprobe gleich ein Bestätigungstest durchgeführt“, sagt Holger Wicht. Gibt es einen Grund für den HIV-Test, trägt die Krankenversicherung in aller Regel auch die Kosten dafür.

Doch nicht jeder fühlt sich in der Arztpraxis in so einer Situation wohl - zum Beispiel, wenn man in einem kleineren Ort lebt oder der Arzt auch die eigenen Eltern kennt. Was auch ein Nachteil sein kann: „Wenn das Ergebnis positiv ist, landet es in der Patientenakte“, sagt Holger Wicht.

Eine alternative Anlaufstelle ist die Aidshilfe vor Ort. „Viele von ihnen haben sogenannte Checkpoints, wo man Tests machen lassen kann - teilweise Labortests, teilweise Schnelltests, teilweise auch assistierte Selbsttests“, sagt Holger Wicht. Hier kann man anonym bleiben. „Das ist für viele Menschen eine gute Sache, weil sie sich in diesen Einrichtungen akzeptiert und sicher fühlen“, sagt Holger Wicht. Auch Gesundheitsämter bieten mitunter anonyme Testmöglichkeiten an. Die Kosten liegen zwischen null und 30 Euro.

Wichtig ist einfach nur, einen Test zu machen, wenn es einen Anlass gibt. „Wenn man Hemmungen hat, irgendwo hinzugehen, ist ein Selbsttest oder auch ein Einsendetest eine gute Möglichkeit“, sagt Holger Wicht.

Selbsttests, bei denen man selbst etwas Blut aus der Fingerkuppe entnimmt, kosten rund 20 bis 30 Euro und liefern binnen Minuten ein Ergebnis. Verlässlich ist das aber nur, wenn mindestens zwölf Wochen seit der möglichen Übertragung vergangen sind. Und: Fällt er positiv aus, muss er durch einen Labortest bestätigt werden. Bei Einsendetests bestellt man ein Testkit, entnimmt selbst eine Blutprobe und sendet sie dann in ein Labor.

Gibt es frühe Symptome einer HIV-Infektion?

Ja, es gibt Symptome, die auf eine frühe Phase einer HIV-Infektion hindeuten - und die Betroffene kennen sollten. „Wenn man ungeschützten Sex hatte und ein bis zwei Wochen danach starke grippeähnliche Symptome hat. Das können zum Beispiel starkes Fieber, Nachtschweiß oder Lymphknotenschwellungen sein“, erklärt Holger Wicht. Das sollte man ärztlich abklären lassen, um die HIV-Infektion gegebenenfalls möglichst früh behandeln zu können.

© dpa-infocom, dpa:241129-930-302816/1

(dpa)