Zwischenbilanz: Spargelpreis lässt wieder nach

Hannover (dpa) - Der warme Frühling hat den Spargel viel rascher als sonst angetrieben. Die Branche spricht von einem historisch frühen Start der Saison. Wo man sich auch umhört - alle haben einen Grund, zufrieden zu sein.

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Der jüngste Trend? Bunt statt Weiß.

Spargel so früh wie noch nie: Mit der ersten Ernte schon Anfang März blicken die Fans des Edelgemüses in dieser Saison bereits auf etwa drei Monate Spargelzeit zurück. Und wenige Wochen vor dem traditionellen Ende der Spargelperiode am 24. Juni ist auch bereits klar: Billiger als im Vorjahr war es diesmal auch noch. Das Geschäft mit den beliebten Stangen kennt daher zur vorläufigen Bilanz für 2014 praktisch nur Gewinner: Spargel satt so früh wie nie, keine Kapriolen bei der Menge, ordentliche Preise, zufriedene Bauern. Und auch an bemerkenswerten Trends mangelt es nicht: Spargel wird bunter.

Die Verbraucher zahlten diesen Mai für ein Kilogramm weißen Spargel erster Klasse im bundesweiten Schnitt 5,67 Euro. Das hat die Bonner Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (Ami) berechnet, die die Preise in Supermärkten, Hofläden und Spargelverkaufsständen beobachtet. Die 5,67 Euro liegen ein gutes Zehntel unter dem Schnitt vom Mai 2013.

Im Mai 2011 - laut Ami von der Witterung noch am besten vergleichbar - schlugen 5,07 Euro zu Buche. Jetzt sind es also 60 Cent oder rund ein Zehntel mehr. „Das ist aus Erzeugersicht natürlich erfreulich“, sagt Ami-Marktexperte Michael Koch. Die Verbraucher müssten bedenken, dass bei den Landwirten auch die Kostenseite angezogen habe und Posten wie Dünger, Agrardiesel oder Löhne ihren Einfluss hätten. Das bestätigt der jüngste Situationsbericht des Deutschen Bauernverbandes, wonach die Betriebsmittel der Bauern zuletzt um 6,4 Prozent teurer wurden.

Bei den Spargelpreisen sieht Koch auch mit Blick über den Mai hinaus auf die ganze bisherige Saison ein Niveau „leicht unter Vorjahr“. Damit zeigt der Trend nach einem eher hochpreisigen Jahr 2012 und dem vergleichsweise teuren Vorjahr derzeit wieder nach unten.

Die Preise sind das eine, die Mengen dahinter das andere. „Ich stöhne zwar ganz gerne, aber diesmal gibt es echt wenig Grund zum Meckern“, sagt Dietrich Paul, Chef der Spargelanbauer in Niedersachsen. Er habe die ersten Stangen am 11. März aus der Erde geholt, in all den Jahren zuvor sei ein Auftakt Ende März schon ungewöhnlich früh gewesen.

„Einen so frühen Start hat es noch nie gegeben. Und dann ist die Saison auch sehr kontinuierlich verlaufen“, sagt Paul. Dieter Weber von der Landwirtschaftskammer in Niedersachsen - dem Spargelanbauland Nummer eins - bestätigt den Rekord: „So früh - das haben wir noch nie gehabt.“ Und selten sei es auch vom Wetter her so glatt verlaufen.

Das wissen auch die Meteorologen vom Deutschen Wetterdienst (DWD): „Der März 2014 bescherte Deutschland überwiegend frühlingshaftes Hochdruckwetter mit viel Sonnenschein, wenig Niederschlag und einem deutlichen Wärmeüberschuss.“ Das stehe im „krassen Gegensatz zum recht winterlichen März des Vorjahres“. Und im Anschluss ging es munter so weiter: Der DWD vermeldete den „viertwärmsten April seit 1881“. Seit Dezember sei es statistisch gesehen zu warm. Ende Mai kamen die Meteorologen dann mit der Nachricht, dass der gesamte Frühling zu den wärmsten drei seit dem Messbeginn 1881 gezählt werde.

Zu heiß sei aber auch nicht gut, meint Niedersachsens Spargelchef Paul. „Dann grillen die Leute eher.“ Frühlingshaft mild sei bestens.

Die wenigsten Verbraucher dürften beim Genuss des Edelgemüses samt Schnitzel, Schinken und Co. ahnen, wie hart die Erntearbeit ist. Niedersachsens Landwirtschaftskammer rechnet vor, dass ein Spargelstecher zwischen dem ewigen Bücken am Damm pro Tag mindestens fünf Kilometer laufen müsse. Wird auf dem Acker Folie eingesetzt, verdoppele sich der Weg auch noch wegen des Auf- und Wiederabdeckens. Laut der Kammer stehen schon 80 Prozent der Spargeläcker unter Folie. Sie erlaubt Temperaturmanagement und wehrt Schädlinge und Unkraut ab.

Inzwischen bekommt der weiße Spargel, der erst über der Erde an der Sonne sein Blattgrün entwickelt, zunehmend Konkurrenz. Oberirdischer Grünspargel ist im Vormarsch. In Niedersachsen, von wo laut Kammer fast jede fünfte Spargelstange stammt, macht Grünspargel schon fast ein Zehntel der Anbaufläche aus. Selbst Experimente mit violetten Varianten laufen schon. „Das ist aber unter ein Prozent und eher ein Gag, zum Beispiel für Werbeaufnahmen“, meint Kammerexperte Weber. Übrigens: Weltweit macht Grünspargel laut Weber die Mehrheit aus.