Neue Ikea-Kollektion Afrikanische Designer bringen Farbe in die Möbelwelt

Kapstadt (dpa) - Modernes afrikanisches Design und Ikea - geht das zusammen? Der schwedische Möbelriese hat sich mit zwölf der talentiertesten Designer des Kontinents zusammengetan.

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Sie kommen aus Südafrika, Kenia, Senegal, Ägypten, der Elfenbeinküste, Ruanda und Angola. Ihre Kollektion mit dem Namen „Överallt“ (Überall auf Deutsch) soll moderne, städtische afrikanische Kultur in den Rest der Welt bringen. Insgesamt 30 Produkte, von Möbeln über Textilien, zu Geschirr und Haushaltswaren, sollen ab Mai 2019 in Ikea-Läden weltweit und online zum Verkauf stehen.

„Es ist das erste Mal, dass wir mit afrikanischen Designern zusammen arbeiten. Wir finden das total aufregend“, sagt James Futcher, der das Projekt von Ikeas Seite betreut. Afrika habe bei Design, Musik und Mode in vergangenen Jahren regelrecht eine „kreative Explosion“ erlebt. „Darüber wollten wir mehr rausfinden“, erzählt Futcher. „Es geht uns um eine neue Interpretation dessen, was man in Europa normalerweise unter ikonischem, afrikanischem Design versteht“.

Das Projekt begann vor gut zwei Jahren nach einer Zufallsbegegnung zwischen Ikea Design-Direktor Marcus Engman und Ravi Naidoo, dem Gründer der jährlichen südafrikanischen Kreativ-Messe „Design Indaba“, auf einer Konferenz in Amsterdam.

„Unser Ziel war es, afrikanischen Stil in den globalen Designdiskurs einzubringen und ein bisschen Farbe und positives Lebensgefühl in Haushalte rund um den Globus einfließen zu lassen“, erklärt Naidoo, der Ikea bei der Auswahl der zwölf Designer half.

So entwarfen Bethan Rayner and Naeem Biviji aus Kenia beispielsweise einen runden Esstisch mit geschwungenen Sitzbänken, der daran erinnern soll, dass in Afrika große Familien oft eng zusammen sitzen und essen. Die Möbel eignen sich außerdem für Innen- sowie Außenbereiche - ein Hinweis darauf, wie sehr das afrikanische Klima den Lebensalltag beeinflusst.

Auch Wiederverwertung und Umfunktionierung waren große Themen während der Designphase, denn auch sie gehören zum täglichen Leben in Afrika, wo aus der Not oft eine Tugend gemacht werden muss. Hend Riad und Mariam Hazem aus Ägypten entwickelten eine neue Ausführung der archetypischen Ikea-Einkaufstasche, die nun erstmals aus alten Chips- und Kaffee-Verpackungen geflochten sein wird.

Modedesignerin Selly Raby Kane aus dem Senegal hat für die Kollektion ebenfalls mit neuen Techniken und Materialien gearbeitet, die noch nie zuvor von dem Möbelriesen benutzt wurden. Kanes dekorative Produkte, die auf der afrikanischen Tradition des Haarflechtens beruhen, sollen „stereotypischen Vorstellungen, was afrikanisches Design ist, entgegenwirken“, sagt Kane.

Am Schwierigsten sei es für die Gruppe gewesen, Produkte zu entwickeln, die in Ikeas extrem günstige Preissparte passen und massenerzeugt werden können, erzählt die südafrikanische Designerin Renée Rossouw, die für „Överallt“ einen farbenfrohen Stoff mit dekonstruierten Elefanten entworfen hat.

Ikea zeige der Welt, das es möglich sei, in Afrika Talent auf Weltniveau zu finden, meint Rossouw. „Das Projekt ist eine riesige Chance, die Kreativindustrie in Afrika anzukurbeln und andere große Designfirmen zum Nachmachen zu animieren“, sagt die junge Designerin.

Die Zusammenarbeit werde das Designtalent des Kontinents ins wohlverdiente Rampenlicht rücken, sagt auch Andrew Lamprecht, ein Design-Dozent der Universität Kapstadt. Afrikanisches Design werde nun einem Massenmarkt zugänglich gemacht, während es bislang hauptsächlich in Spezialgeschäften erhältlich sei.

Die neue Kollektion wird rund um den Globus verkauft werden - doch nach Afrika werden die Produkte so gut wie nicht kommen. Derzeit gibt es nur zwei Ikea-Geschäfte auf dem Kontinent mit rund 1,2 Milliarden Menschen, in Ägypten und Marokko.

Daher plant Ikea, zwei der 30 Designs über die Open-Source-Gemeinschaft verfügbar machen. Issa Diabaté aus der Elfenbeinküste hat beispielsweise einen Sperrholzstuhl entwickelt, der anhand seiner Werkzeichnung einfach und günstig nachgebaut werden kann. Ikea wolle außerdem sicherstellen, dass einige der Materialien aus Afrika bezogen werden und zumindest ein geringer Teil der Produkte in Afrika hergestellt werde, verspricht Naidoo.

Doch das afrikanische Designteam hat größere Ambitionen. „Ich hoffe“, sagt die Senegalesin Kane, „der nächste Schritt ist, dass Ikea mehr Geschäfte in Afrika eröffnet.“