Atempause für Stromkunden: Preise steigen Anfang 2014 nur leicht
Essen (dpa) - 2014 wird Strom kaum teurer - jedenfalls in den ersten Monaten. Die stark gesunkenen Beschaffungskosten an den Börsen kommen endlich bei den Verbrauchern an.
Deutschlands Stromkunden können im neuen Jahr erst einmal durchschnaufen. Die Preise steigen Anfang 2014 nach schmerzhaften Erhöhungen 2013 nur noch moderat um durchschnittlich gut drei Prozent. Viele Versorger halten sie trotz der erneut kräftig erhöhten Ökostrom-Umlage zunächst sogar konstant. Das ergab eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa bei Internet-Vergleichsportalen. Grund sind die niedrigeren Beschaffungskosten für Strom an der Börse, die viele Versorger zunehmend an die Kunden weitergeben. Außerdem stagnieren vielfach die Netzentgelte.
„Das bringt Druck in den Markt: Wer jetzt noch erhöhen will, muss das sehr gut begründen“, sagte Udo Sieverding von der Verbraucherzentrale NRW. „Sonst kriegt er den Wechsel seines Kunden zur Konkurrenz als Denkzettel.“ Experten erwarten zwar, dass im Laufe des Jahres noch Versorger mit Erhöhungen nachziehen. Auch die späteren Erhöhungen würden voraussichtlich aber deutlich geringer ausfallen als im Vorjahr, sagte ein Sprecher des Vergleichsportals TopTarif.
Nur rund ein Fünftel bis ein Viertel der rund 1000 deutschen Versorger erhöht voraussichtlich zum Jahresbeginn, ergab die Umfrage. Bis Dienstag (19. November) hatte das Portal Verivox 193 Ankündigungen für Preiserhöhungen um durchschnittlich 3,3 Prozent für das nächste Jahr registriert. Ähnliche Werte verzeichneten Check 24 (182 Versorger um 3 Prozent) und TopTarif (197 Versorger um 3,3 Prozent). Dutzende weitere Meldungen sind auf den letzten Drücker bis zum Stichtag am 20. November abends zu erwarten. Preiserhöhungen für Anfang des kommenden Jahres müssen sechs Wochen vorher angekündigt werden.
TopTarif errechnete für 2014 eine Mehrbelastung von etwa 35 Euro für eine vierköpfige Familie mit 4000 Kilowattstunden Verbrauch. Rund 7 Millionen Haushalte seien betroffen. Anfang 2013 hatten die Preise noch fast flächendeckend für 80 bis 90 Prozent der Haushalte um durchschnittlich zwölf Prozent zugelegt. Verbraucher mit 4000 Kilowattstunden mussten laut TopTarif gut 120 Euro zusätzlich auf den Tisch legen.
Während Anfang 2013 und in den ersten Monaten danach praktisch die gesamte Branche von den Stadtwerken über die Discounter bis zu den Energieriesen erhöhte, bleiben in diesem Jahr die Preise der vier Großen Eon, RWE, EnBW und Vattenfall zunächst konstant. Der Oldenburger EWE-Konzern machte sogar mit einer Preissenkung um 0,36 Cent pro Kilowattstunde für seine rund 900 000 Kunden auf sich aufmerksam. EWE sei dabei aber von einem vergleichsweise hohen Preisniveau gekommen, erklärte eine Verivox-Sprecherin. Die Durchschnitts-Stromkosten für eine vierköpfige Familie lagen nach ihren Erhebungen im Schnitt aller Anbieter 2013 bei 1111 Euro.
Der nur moderate Preisanstieg ist aus Sicht von Fachleuten bemerkenswert, weil die EEG-Umlage erneut kräftig von knapp 5,3 auf 6,2 Cent pro Kilowattstunde erhöht wurde. Der zweite große Posten, die Netzentgelte für den Transport des Stroms, wächst nach einer Prognose des Branchendienstleisters Ene't bei sehr starken regionalen Unterschieden nur leicht um 2,9 Prozent oder 0,18 Cent pro Kilowattstunde. Andere Beobachter sehen die Netzentgelte stagnieren.
Zugleich fällt seit Mitte 2011 der Börsenstrompreis kontinuierlich. Wie stark die Versorger davon profitieren, hängt davon ab, ob sie langfristig Jahre vorher eingekauft haben oder auf den kurzfristigen Spotmarkt setzen. Eine Studie der Analysten von Energy Brainpool im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion beziffert den Rückgang der Beschaffungskosten auf 1,44 Cent pro Kilowattstunde zwischen 2009 und 2013.
So können sich die Stromkunden vielfach auf zunächst konstante Preise freuen, obwohl sie 2014 über die Ökostrom-Umlage die Energiewende nach Berechnungen des Branchenverbandes BDEW mit der Rekordsumme von 23,6 Milliarden Euro subventionieren. Der Anteil der Steuern, Abgaben und Umlagen am Strompreis steigt im kommenden Jahr auf mehr als 52 Prozent, wie der Verband Mitte Oktober vorgerechnet hatte.
Wie lange die Bescheidenheit der Versorger anhält, steht erst einmal dahin. Branchenexperten erwarten Erhöhungen zur zweiten Jahreshälfte. „Im Juni ist Fußball-WM, da sitzt ganz Deutschland vor dem Fernseher und keiner hat Lust, zum Rechner zu gehen, um sich einen neuen Anbieter zu suchen“, meint ein Branchenkenner. „Da kommen die Erhöhungen.“