Nicht nur was für Oma: Teppiche mit antiken Mustern im Trend
Hannover (dpa/tmn) - Alte Perserteppiche klingen nicht gerade nach einer neuen Entwicklung. Doch die antiken Muster werden heute mit Computern oder gar Feuer neu interpretiert. Aus den alten Vorlegern werden hippe Kunstwerke - eine Mischung aus Tradition und Moderne.
Traditionelle Teppiche mit antiken Mustern kennen viele noch aus Omas Wohnzimmer. Doch die oftmals altbacken wirkenden Bodenbeläge müssen sich schon seit einiger Zeit nicht mehr in der Mottenkiste verstecken. Auf der weltweit führenden Teppichmesse Domotex in Hannover (17. bis 20. Januar) zeigen sich die traditionellen Vorleger im aktuellen Design.
„Klassische Muster werden neu interpretiert und modern aufbereitet“, erklärt Jochen Köckler, Vorstand der Deutschen Messe, die die Domotex veranstaltet. Ein Beispiel hierfür sind die Teppiche von Hossein Rezvani. Der Hamburger entwirft Perserteppiche in zeitgemäßem Stil. Er lässt sich vom klassischen Orientteppich inspirieren und verfremdet die Muster am Computer.
„Auf den Böden finden sich manchmal wahre Kunstwerke“, beschreibt Köckler die ausgestellten Teppiche auf der Messe. Auch das Berliner Teppichlabel Rug Star by Jürgen Dahlmanns kombiniert modernes Design mit persischen Teppichen - etwa bei seiner Kollektion Persia/Rajasthan. Die traditionellen Motive wirken leicht blass und verwischt.
Schon seit einiger Zeit gibt es klassisch-moderne Teppichkreationen im sogenannten Used Look. Der Teppichproduzent Jan Kath etwa spielt mit alten Mustern, allerdings werden die Teppiche zum Beispiel bei seiner Kollektion Erased Heritage nach dem Knüpfen mit Feuer und Wasser bearbeitet. „Der Used Look ist im wahrsten Sinne nichts Neues mehr“, betont Industriedesigner und Trendexperte der Messe Stefan Diez. Doch gerade zeigt sich dieser Look auch bei Holz- und Laminat-Böden.
So sind Holzdielen nicht mehr klinisch gerade, sondern orientieren sich am Bauplan der Natur. Die geschwungenen Dielen des Unternehmens Bolefloor zum Beispiel folgen dem natürlichen Wuchs des Baumes. Die Dielen der Marke Fibonacci Floors der Parkettfabrik Lieverdink wirken unkonventionell. Sie haben abgerundete Kanten und sind leicht geschwungen. Auch sie gehören zu den 46 „Innovations@Domotex“. Eine Fachjury unter dem Vorsitz von Stefan Diez stellte die innovativen Neuheiten für einen Trendkatalog zusammen.
Köckler von der Deutschen Messe stellt fest, dass bei Parkett und Laminat Eiche den Ton angibt. Die Böden gibt es in Natur, in verschiedenen Nuancen gebeizt oder in gealterter Optik.
Aber: Auch die technischen Möglichkeiten, die Natur zu kopieren, werden immer perfekter. „Es gibt heute Vinyl-Beläge, da sieht man selbst aus zehn Zentimeter Entfernung nicht, ob es sich um Holz oder Kunststoff handelt“, erklärt Diez. Ein Beispiel hierfür sind die Designbeläge von Moduleo, einer Marke der International Vinyl Company. Bei der Kollektion Impress, die sich ebenfalls unter den „Innovations@Domotex“ findet, ist die Holzstruktur fühlbar nachgebildet, die Musterung von Holz deutlich erkennbar.
Neben naturgetreuer Optik spielt das Thema Nachhaltigkeit auf der Domotex 2015 eine bedeutende Rolle. Die Käufer legen sehr viel Wert darauf, weiß Messevorstand Jochen Köckler.
Er beobachtet, dass bei den elastischen Bodenbelägen viele Beläge recycelbar sind, selbst aus Recyclingprodukten gefertigt werden oder eine klebefreie und damit umweltfreundlichere Verlegung bieten. Der Designboden Neo by Classen vom Classen Holzkontor kommt etwa ohne PVC und Weichmacher aus und ist voll recycel- und wiederverwertbar.
Auch Teppichhersteller setzen auf Nachhaltigkeit. Einige Produzenten bedienen sich besonders ausgefallener Methoden. Das Label Papilio des belgischen Herstellers Prado Rugs ist dafür ein Beispiel. Beim Teppich Cyclo werden benutzte Fahrradschläuche verarbeitet, die normalerweise im Müll landen würden.