Schimmel und Schädlinge - Häufige Macken alter Häuser

Berlin (dpa/tmn) - Alte Häuser sind romantisch. Doch durch die rosarote Brille sieht so manch ein Bewohner vielleicht nicht, wie groß der Sanierungsbedarf ist. Der reicht von nassen Wänden bis hin zu gesundheitsgefährdenden Asbestplatten.

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Ein bisschen neue Farbe, vielleicht einen Satz neuer Fenster - schon ist das alte Haus wieder in Form. Wer so denkt, kann beim Immobilienkauf leicht auf die Nase fallen. Denn alte Häuser haben häufig einen viel größeren Sanierungsbedarf. Ein Überblick zeigt die häufigsten Mängel an alten Gebäuden und deren Sanierungsmaßnahmen:

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Feuchtigkeit: „Aufsteigende Feuchtigkeit ist ein Dauerthema“, sagt Ulrich Zink vom Bundesarbeitskreis Altbauerneuerung. Das zerstört das Mauerwerk. Hier gibt meist ein feuchter Keller Ausschlag für die Feuchtigkeit. 60 bis 70 Prozent der Häuser, die Zink sich ansieht, haben einen nassen Sockel. „Eigentlich müssen Sie das gesamte Gebäude trockenlegen.“ Das bedeutet oft die Abdichtung von außen - dafür muss unter Umständen Erde abgetragen werden.

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Für die horizontale Abdichtung seien zwei Verfahren üblich: Entweder werden Platten in die Fugen eingeschlagen, oder es wird durch Bohren Material in die Wände injiziert. Dafür muss man mit 180 bis 280 Euro pro laufendem Meter Mauerwerk rechnen, schätzt der Bauexperte.

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Feuchtigkeit kann sich auch durch falsche Baumaßnahmen in den Wänden sammeln. Vor rund 20 bis 30 Jahren habe man teilweise zu viel Kunststoff verwendet, erzählt Zink. Dadurch könne die Feuchtigkeit nur schlecht ausweichen. In den Wänden entstehen so Blasen, von außen ist die Nässe durch Dellen erkennbar. Von oben kann Wasser durch defekte Rinnen oder Ziegel eindringen. Dadurch bestehe die Gefahr, dass Holz- oder Strahlträger beschädigt werden.

Schädlinge: Feuchtigkeit begünstigt Schimmel. Gerade in Gipsputz halte sich die Feuchtigkeit gut, sagt Jürgen Gesell, Bauherrenberater des Vereins Wohnen im Eigentum. Eventuell müssten die Eigentümer die Räume mit Schimmelbefall von Grund auf neu verputzen. In alten Häusern nisten sich auch Schädlinge wie der Hausbock ein. „Die Sanierung reicht vom Austausch beschädigten Holzes bis hin zum Abschlagen des Dachstuhls und Rausnehmen beschädigter Wände“, erklärt Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren. Noch ein bisschen übler kann ein anderer Pilz den Bewohnern mitspielen: der echte Hausschwamm. „Das ist so ziemlich der Gau.“

Leitungen: Wasserleitungen setzen sich im Laufe der Jahre häufig zu, erklärt Gesell. Bei ganz alten Anlagen und bei solchen mit Rohren aus unterschiedlichen Materialien müsse womöglich die gesamte Anlage ausgetauscht werden. Die gute Nachricht: Heizungsleitungen seien weniger häufig ein Problem als die Wasserleitungen.

Dämmung: Alte Häuser haben nicht grundsätzlich ein Problem mit fehlender Dämmung und einen Bedarf an Nachrüstung. Hier ist die Abwägung ganz wichtig. Womöglich ist es in Sachen Energieeffizienz sinnvoller, in eine gute Heiz- und Fenstertechnik zu investieren, sagt Reinhold-Postina. Auch Gesell erklärt: Alte Gebäude mit 40 bis 50 Zentimeter dickem Mauerwerk benötigen nicht immer eine Wärmedämmung. Viele Häuser aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hätten wiederum eine recht dünne Außenwand, hier lohne es sich zu dämmen. Generell empfiehlt es sich, einen Bauphysiker zu fragen.

Schadstoffe: Asbest sei immer noch ein Problem, sagt Gesell. Auch wenn häufiger Verwaltungs- als Wohngebäude betroffen seien. Aber auch Nachkriegshäuser könnten mit Asbestplatten gebaut sein. So lange die Asbestteile intakt seien, stellten sie keine Gesundheitsgefahr dar - und „dann müssen sie es nicht entfernen“, sagt Reinhold-Postina. Aber sobald Fasern austreten, muss eine Spezialfirma her. Auch die früher verwendete künstliche Mineralfaser für Dämmung und Isolierung gilt heute als schädlich, erklärt Gesell. Sie müsse je nach Situation ausgebaut und entsorgt werden. Kritisch sei auch das Holzschutzmittel Lindan, das lange benutzt wurde, erklärt Reinhold-Postina.

Daumenregel für Sanierungskosten: „Die Leute unterschätzen, was alte Häuser wirklich kosten“, sagt Reinhold-Postina. Wer in ein Haus aus den 30er Jahren investiert, müsse etwa 50 Prozent der Kaufkosten noch einmal an Sanierungskosten einrechnen. Bei Häusern aus den 70ern bis 80ern seien es etwa 35 Prozent. Und bei 20 Jahre alten Häusern fallen rund 20 Prozent an, um es an moderne Anforderungen anzupassen.