Schlau geheizt mit Wegwerfstrom - Messetrends der ISH
Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Die Energiewende findet nicht nur auf dem Dach in Form von Solaranlagen statt. Sondern auch im Heizungskeller. Hierfür tüftelt die Branche an schlauen Geräten, die Energie für schlechte Zeiten speichern.
Die Messe ISH zeigt die Neuheiten.
Die internationale Fachmesse ISH 2013 will besondere Akzente mit effizienter Heizungstechnik setzen. Auf der Leistungsschau der Sanitär-, Heizungs- und Klimabranche in Frankfurt am Main (12. bis 16. März) sind innovative, aber bereits marktreife Alternativen zu konventionellen Öl- und Gaskesseln zu sehen.
„Diese Technik kann erheblich zum Gelingen der Energiewende beitragen - und dies gilt es Hausbesitzern klarzumachen“, sagt Frank Ebisch vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima (SHK) in St. Augustin bei Bonn. „Denn viele Verbraucher reduzieren die Energiewende auf Ökostrom.“ Doch Energie spare man auch mit der richtigen Technik im Heizungskeller. Denn etwa 85 Prozent der Energie werde für die Heizung und die Warmwassererwärmung verbraucht.
Nur rund 25 Prozent der Heizungen in Deutschland sind laut Branche mit moderner Technik ausgerüstet. Technisch ihren Zenit haben Heizungen überschritten, die mehr als 20 Jahre alt sind, sagt Michael Herma, Geschäftsführer des VdZ-Forums für Energieeffizienz in der Gebäudetechnik in Köln. Sie arbeiteten meistens nicht effizient.
Die Zukunft können Hybridheizungen in den 4,9 Millionen ölbeheizten Ein- und Zweifamilienhäusern in Deutschland sein - jedenfalls nach Ansicht des Instituts für Wärme und Oeltechnik (IWO) in Hamburg. Ein großer Pufferspeicher hält einen Vorrat der Wärme aus den Energieträgern Sonne und Holz, bis diese gebraucht werde. Können die erneuerbaren Energien den Bedarf nicht abdecken, greift das System auf Heizöl zurück. Auf der ISH zeigt das IWO marktreife Hybridheizungen und Perspektiven für die Zukunft.
Diese Systeme verbinden die Effizienz aktueller Heiztechnik mit den Vorteilen regenerativer Energien. „Insofern passen solche Systeme sehr gut zu der energiepolitischen Vorgabe, die Energieeffizienz und den Anteil erneuerbarer Energie im Gebäudebereich zu erhöhen“, sagt IWO-Geschäftsführer Prof. Christian Küchen. Eine fast schon etablierte Hybridlösung sei die Kombination eines Öl-Brennwertgeräts mit Solarthermie. Vermehrt werde dazu ein wasserführender Holzkaminofen gestellt.
Die Solaranlage übernimmt im Sommer die Warmwasserbereitung. In den Übergangsmonaten und im Winter trägt der wasserführende Kaminofen einen beachtlichen Anteil zur Wärmeversorgung bei. Erst wenn sich so der Wärmebedarf nicht mehr decken lässt, schaltet sich der Brennwertkessel hinzu. So werde ein beträchtlicher Anteil der benötigten Wärmeenergie regenerativ erzeugt, erklärt IWO-Chef Küchen.
Die Wärmepumpen-Branche präsentiert als Innovation Modelle, die smart-grid-fähig sind. Smart Grids sind intelligente Stromnetze. Dafür empfängliche Maschinen reagieren auf Netzkapazitäten und laufen zu möglichst günstigen Stromzeiten. Entsprechende Wärmepumpen, die etwa den Zusatz „SG Ready“ tragen, sollen einen Teil der Stromüberschüsse im Netz abfangen und als thermische Energie speichern, erklärt Karl-Heinz Stawiarski vom Bundesverband Wärmepumpe (BWP) in Berlin. Herrscht Stromknappheit, können diese Wärmepumpen zeitweise auf Strom verzichten, ohne dass man im Kalten sitzt.
„Verbraucher können auf Kosteneinsparungen hoffen, wenn sie zumindest teilweise mit überschüssigem Ökostrom heizen, der sonst zu Dumping-Preisen ins Ausland verkauft wird“, sagt Stawiarski. Gespeichert werden könne in den Wärmepumpen auch der aus Wind und Sonne gewonnene Strom, der wegen Netzüberlastung sonst nicht eingespeist wird. „Wegwerfstrom“ sei ein teurer Luxus, da er dennoch vergütet werden müsse, sagt der Experte.
Ein weiterer Schwerpunkt der ISH 2013 im Bereich Energie sind stromerzeugende Heizungen, die Blockheizkraftwerke (BHKW). Die Technik ist laut Ebisch zunehmend für Ein- und Zweifamilienhäusern erhältlich. Die BHKW können bis zu 100 Prozent der Wärme und bis zu 75 Prozent des Strombedarfs abdecken. Ein Vorteil der Minikraftwerke sind die handlichen Maße - sie passen durch normale Türen.