Zentral oder dezentral: Welches Warmwasser-System ist besser?
Sankt Augustin (dpa/tmn) — Warmes Wasser soll schnell und günstig aus dem Hahn fließen. Ob eine zentrale oder dezentrale Warmwasser-Anlage die richtige Lösung ist, hängt vom jeweiligen Gebäude ab.
Ein Check der jeweiligen Vor- und Nachteile hilft.
Das Erhitzen von Wasser kann in gut sanierten Häusern und Neubauten einer der letzten Energiefresser sein. Aber was ist sinnvoller: Das Warmwasser über die Zentralheizung zu erhitzen? Oder eignet sich eine Erwärmung direkt am Waschbecken?
„Bei der zentralen Warmwasserversorgung gibt es zwei Leitungsnetze im Haus“, erläutert Andreas Braun vom Zentralverband Heizung Sanitär Klima. Eines ist für Kaltwasser und eines für Warmwasser. Letzteres erwärmt sich im Kessel der Heizung und wird in der Regel in Behälter gespeichert. Eine zentrale Anlage wird meist mit Gas, Heizöl oder Holzpellets beheizt. Über einen Pufferspeicher ist außerdem der Anschluss an eine Solarthermieanlage möglich.
„Bei einer dezentralen Warmwasserversorgung wird Trinkwasser dagegen unmittelbar an den einzelnen Zapfstellen erwärmt - meist mit strom- oder gasbetriebenen Durchlauferhitzern“, erklärt Braun. Alternativ könne in Gebäuden mit mehreren Einheiten ein einziger leistungsstarker Durchlauferhitzer pro Wohnung ausreichen. Diese Lösung sei hier oft kostengünstiger als mehrere kleine Geräte.
Bei einem dezentralen System entfallen sowohl die Speicherung von großen Wassermengen als auch lange Leitungen, um das warme Wasser zur Zapfstelle zu bringen. Und das kann viel Geld sparen: Bei zentralen Anlagen verursachen die lange Wege und die Speicherung einen Verlust, der 40 Prozent des Energiebedarfs für die Warmwasserbereitung entspricht, sagt Jörg Gerdes von der Initiative Wärme+ in Berlin. Wer moderne dezentrale Warmwassergeräte außerdem mit thermischen Solaranlagen koppelt, könne weitere Energieeinsparungen erzielen. Und im Sommer lasse sich die Heizung meist komplett abschalten.
„Bei Durchlauferhitzern ist die pro Minute zur Verfügung stehende Warmwassermenge allerdings begrenzt“, sagt Braun. An leistungsstarke Ausführungen lassen sich zwar mehrere Zapfstellen für Dusche und etwa Spüle anschließen. Sie sollten aber nicht gleichzeitig genutzt werden. Denn wenn jemand duscht und ein anderer in der Küche heißes Wasser zapft, kann es unter der Brause kalt werden. „Wenn aber keine weitere Person im Haushalt zur gleichen Zeit warmes Wasser benötigt, ist das normalerweise unproblematisch“, so Braun.
In zentralen Anlagen mit Wasserspeicher lassen sich die Verluste durch eine gute Dämmung der Rohre reduzieren. Auch ein möglichst geringer Leitungsquerschnitt der Rohre vermeide unnötige Kosten, erklärt Christian Stolte, Bereichsleiter für Energieeffiziente Gebäude bei der Deutschen Energie-Agentur (dena) in Berlin.
Führt eine Zirkulationspumpe das warme Wasser ständig durch das Leitungssystem, steht an jeder Zapfstelle ohne große Verzögerungen warmes Wasser bereit. Das kostet aber Geld. Hier können Verbraucher laut Stolte sparen, indem sie eine Zeitschaltuhr installieren. Diese treibt das Wasser nur zu Stoßzeiten durch die Leitungen.
In Einfamilienhäusern sei es manchmal sogar ratsam, auf so ein Zirkulationssystem zu verzichten, wenn die Zapfstellen in der Nähe der Warmwasserbereitung liegen. Gibt es hier kein Zirkulationssystem, entstehen zwar geringe Wasserverluste, erläutert Stolte. Denn das in der Leitung stehende kalte Wasser muss erst abfließen, ehe das Warmwasser aus dem Speicher an der Zapfstelle ankommt. „Diese Verluste dürften jedoch durch die Energieeinsparungen mehr als ausgeglichen werden“, sagt Stolte.
Eine effiziente Warmwasserbereitung richtet sich auch nach den baulichen Gegebenheiten. Deshalb sei es manchmal ratsam, eine zentrale und dezentrale Versorgung miteinander zu kombinieren, erläutert die gemeinnützige Beratungsgesellschaft co2online in Berlin. Eine zusätzliche dezentrale Komponente habe Sinn, wenn eine Zapfstelle sehr weit vom zentralen Warmwasserspeicher entfernt liege. Ein typisches Beispiel ist ein nur selten genutztes Gäste-WC.