Neujahrsempfang der SPD in Kaarst Viel Harmonie auf dem Neujahrsempfang der SPD
Kaarst. · Das Thema Energie spielte im Bistro der SG Kaarst eine große Rolle.
Beim SPD-Neujahrsempfang im Bistro der SG Kaarst am Samstagvormittag ging es eher familiär zu. Gastredner war Manuel Rendler, Sekretär der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie. Der bekannte sich zwar ausdrücklich zur Energiewende und zum Klimaschutz, aber nur unter einer Bedingung: „Erst muss man beim Ausbau der erneuerbaren Energien liefern, dann können Kohlekraftwerke abgeschaltet werden – alles andere wäre unverantwortlich.“ Versorgungssicherheit und bezahlbare Strompreise müssten auch künftig gewährleistet sein.
Vor der Tür mag die Gesellschaft immer weiter auseinanderdriften, aber in Kaarst ging es harmonisch zu, über Parteigrenzen hinweg. Da lobte das CDU-Ratsmitglied Dagmar Treger den Vortrag des Gewerkschaftssekretärs ausdrücklich, und Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus (CDU) bekam Applaus von Claude Köppe von den Grünen für ihren Hinweis darauf, dass jeder Bürger Energie einsparen könne. Die SPD-Vorsitzende Anneli Palmen richtete ihren Blick über Landesgrenzen hinweg auf Länder „mit diversen populistischen Landesfürsten in Europa“, sowie auf Donald Trump und diagnostizierte „weltweit eine große Unsicherheit, die sich bemerkbar macht – bei den Menschen, mittlerweile aber auch bei der Wirtschaft“. Im Hinblick auf die Europawahlen mahnte sie, „für ein geeintes Europa zu votieren, auch wenn nicht alles gut ist“. Und Palmen wünscht sich eine Jugend, die endlich wieder den Mund aufmacht, wenn auch nicht so heftig wie die 1968er-Generation.
Wieder in Kaarst angekommen, betonte Palmen: „Wir diskutieren nicht, ob der Doppelkonverter erforderlich ist. Es geht nur darum, wo er hinkommen soll.“ Man könne nicht erwarten, dass der Strom aus Steckdose kommt. Die Frage, die ihr in diesem Zusammengang wichtig ist: „Wie können wir Deutschland mit Energie versorgen, ohne das die Strompreise explodieren?
Gewerkschafter kritisiert Tempo beim Ausbau des Stromnetzes
Gewerkschaftssekretär Rendler bezieht bei der Energiewende folgende Position: „Ich bin gegen Maximalforderungen einzelner Gruppen, die Energiewende muss von der gesamten Gesellschaft mit getragen werden.“ Die Kernenergie ist im Jahr acht nach Fukushima für ihn keine verlockende Alternative. Die Stromversorgung werde dezentraler: Die Windparks seien da, wo es besonders windig ist, und nicht nah an den Stromverbrauchern. Man dürfe auch Zielkonflikte nicht verschweigen: „Für die 28 000 bestehenden Windräder sind Waldflächen gerodet worden, die viel größer sind als der Hambacher Forst.“ Rendler kritisierte, dass der Ausbau des Stromnetzes nur im Schneckentempo vorankomme und warnte davor, Zehntausende von Arbeitsplätzen zu gefährden: „Die Region darf nicht zum Naherholungsgebiet von Düsseldorf und Köln werden.“
Für Rendler ist es wichtig, dass die Diskussion versachlicht und ent-ideologisiert werde. Bürger müssten akzeptieren, dass weitere Flächen beispielsweise für Windräder verbraucht werden. Palmen mahnte, die Kosten im Blick zu halten, beispielsweise wenn es darum geht, unterirdisch verlegte Starkstromleitungen zu fordern.