Das Apple iPad Air im Test: Die Entdeckung der Leichtigkeit
Apples neues iPad ist handlicher, leichter und schneller als die Vorgänger. Aber ist die neue Generation des Tablet-Pioniers so gut, dass man jetzt nicht doch ein günstigeres Modell der alten Baureihe kaufen soll? Wir haben den Test gemacht.
Düsseldorf. Ist neu immer besser? Nicht in jedem Fall trifft diese TV-Weisheit zu. Und auch beim neuen iPad Air ist auf den ersten Blick eigentlich kein großer Fortschritt sichtbar. Schließlich ist es „nur“ eine schnelleres Tablet, auf dem die gleiche Software läuft wie schon auf den Vorgängergeräten. Doch dieser Eindruck verschwindet, wenn man den weißen Karton öffnet.
Schon beim Auspacken wird der Unterschied deutlich. Dieser Tabletcomputer hat eine umfangreiche Diät hinter sich. Das iPad Air bringt rund 200 Gramm weniger auf die Waage als das Vorgängergerät, schmaler, schlanker und weniger scharfkantig ist es auch. Die bislang etwa fingerbreite Einfassung des 9,7-Zoll-Bildschirms ist an den Seiten auf weniger als die Hälfte geschrumpft. Im Ergebnis wirkt das iPad Air wesentlich kleiner als seine Vorgänger — obwohl die Displaygröße gleich geblieben ist.
Links alt, rechts neu. Das iPad Air ist merklich dünner als sein (schwer beanspruchter) Vorgänger, das iPad4.
Durch die geschrumpften Dimensionen liegt das iPad Air wesentlich besser in der Hand. Waren die Vorgänger noch massiv und hatten das Gewicht eines dicken Lexikons, lässt es sich mit knapp 480 Gramm endlich halbwegs bequem auch mit einer Hand halten. So lassen sich nun auch Ebooks länger lesen, ohne dass es sich nach kurzer Zeit wie Training anfühlt. Die neue Bauform hat aber auch spürbare Effekte für den Gesamteindruck. Zwar ist die Verarbeitung hochwertig. Im Vergleich zum iPad 3 und 4 scheint das Displayglas allerdings deutlich dünner zu sein. Bei schnellen oder festen Fingerstupsern gibt es merklich nach.
Ein großer Unterschied zum Vorgänger ist die Rechengeschwindigkeit. Ob beim Hochfahren oder beim Starten von Apps, das iPad Air ist unglaublich schnell. Im Vergleich schnitt das Gerät im Testprogramm "Geekbench" etwa doppelt so gut ab wie das iPad4. Unser Testgerät erreichte 1480 Punkte, unser Vergleichs-iPad kam auf knapp 780 Punkte. Etwas negativ ist uns bei aller Leistung aufgefallen, dass unter Last die Rückseite des Tablets ziemlich warm wird.
Veränderungen gibt es auch beim Display. Im Vergleich mit älteren iPads fällt auf, dass die Bilddarstellung besser geworden ist. Das verbaute Retina-Display ist weniger gelbstichtig und auch ein wenig heller geworden. Nach wie vor setzt der Bildschirm im Tablet-Segment Maßstäbe. Allerdings spielt er seine Stärken nur innerhalb geschlossener Räume aus. Im Freien, und da besonders bei Sonnenschein, lässt sich das stark spiegelnde Display kaum ablesen.
Keine Veränderung gibt es bei der Batterielaufzeit. Laut Hersteller soll das iPad Air 9-10 Stunden mit einer Batterieladung unter Volllast durchhalten. Im Alltagstest ließ sich dieser Wert nicht erreichen. Etwa sieben Stunden lang hielt das Gerät durch, wenn man es nur gelegentlich benutzt allerdings deutlich länger. Dann sind auch mehrere Tage Betrieb ohne Aufladen möglich. Im Leerlauf zeigte sich das iPad Air deutlich stromhungriger als ein älteres iPad3. Nach einer Nacht im Flugmodus waren gelegentlich bis zu zehn Prozent Batteriespannung verschwunden.
Zu den neuen iPads gibt Apple gratis Bürosoftware und Schnittprogramme für Audio und Video.
Mehr Geschwindigkeit, schönerer Bildschirm — alles schön und gut. Doch die wahre Innovation beim neuen iPad ist weniger die Hardware als Apples neue Software-Politik. Um die Geräte attraktiver zu machen, gibt Apple dem neuen iPad und iPad mini die komplette Bürosoftware mit der Textverarbeitung Pages, dem Tabellenkalkulationsprogramm Numbers und der Präsentationssoftware Keynote mit auf den Weg. Dazu gibt es das iLife-Softwarepaket mit Bildbearbeitung- und verwaltung, GarageBand und iMovie. Damit wird das iPad schon kurz nach dem Auspacken zu einem praktischen mobilen Arbeitsgerät — bei den Vorgängergeräten waren dafür noch zwischen vier und neun Euro je Programm fällig.
Ab 479 Euro für die Einsteigerversion ist das iPad zu haben. Unser Testgerät mit 128 Gigabyte Speicher und Mobilfunkmodul kostet stolze 869 Euro. Das ist viel Geld, selbst für einen der derzeit besten Tabletcomputer auf dem Markt. Aber ganz ehrlich: Das Rad wurde hier nicht neu erfunden. Schneller ist es, leichter auch, gut verarbeitet ebenfalls. Doch das alles lässt sich Apple teuer bezahlen. Man sollte sich also gut überlegen, ob es tatsächlich ein iPad sein muss. Inzwischen gibt es auf dem Markt eine Vielzahl an guten Konkurrenzmodellen mit dem Betriebssystemen Android und Windows 8. Außerdem werden nun bei den älteren iPad-Modellen die Preise purzeln.
Doch obwohl die Vorgängergeräte nun immer günstiger werden, sind sie nicht wirklich ein Schnäppchen. Zwar reichen sie in Sachen Rechenleistung für den normalen Nutzer völlig aus, wirklich billiger als das neue iPad Air sind sie aber nicht. Denn durch die Gratis-Softwarebeigaben relativiert sich der Preisunterschied. Für das neue iPad spricht im direkten Vergleich außerdem das geringere Gewicht und die rundere Form. Dadurch lässt es sich endlich weitgehend ermüdungsfrei halten — rund 200 Gramm weniger Gewicht machen hier den Unterschied.