Das Apple iPad mini mit Retina Display im Test: Der kompakte Pixelgigant
Nun gibt es auch das iPad mini mit Apples hochauflösendem Retina Display. Dem kleinen Tablet hat die Aufrüstung sichtlich gut getan. Es braucht sich nicht mehr hinter dem iPad Air zu verstecken. Für unseren Tester ist klar: Wenn es wirklich ein iPad sein muss, dann dieses.
Als Apple das iPad mini auf den Markt brachte, sahen viele die Zeit des großen iPads für abgelaufen. Denn die kleine Ausgabe brachte bei wesentlich kompakteren Ausmaßen etwa die gleiche Leistung, passte dafür aber auch in Handtaschen und brachte weniger Gewicht auf die Waage. Wer sollte da noch das größere und schwerere Gerät kaufen? Doch die Verkaufszahlen des klassischen Apple Tablets blieben zunächst stabil. Das könnte sich durch das neue Gerät ändern. Die neue Generation des iPad mini packt noch einmal einen drauf und bringt zusätzlich dazu nun auch noch das hochauflösende Retina Display mit. Hat Apple mit dem iPad mini also nun ein kleines iPad Air im Angebot?
Das Gerät verspricht eine Akkulaufzeit von bis zu zehn Stunden, kann mit bis zu 128 Gigabyte Speicher bestellt werden und ist sowohl als reines W-LAN-Gerät als auch in der Variante mit LTE zu haben. Wie üblich sind keine Möglichkeiten zur Speichererweitertung eingebaut. Ein erster Unterschied zum Vorgängermodell zeigt sich schon bei den Abmessungen. Klar braucht das hochauflösende Retina Display (2048 zu 1536 Pixel statt vorher 1024 zu 768 Pixel) mehr Strom. Um den größeren Akku zu beherbergen ist das Gehäuse des iPad mini leicht gewachsen und ist nun 20 Zentimeter hoch und knapp 13,5 Zentimeter breit. Knapp 350 Gramm bringt das Tablet auf die Waage. Im Inneren werkelt der gleiche A7-Prozessor wie auch im großen iPad Air, allerdings mit einer etwas geringeren Taktzahl, ein Gigabyte Arbeitsspeicher ist auch an Bord. So weit die Leistungsdaten.
Im Alltag hat man mitunter das Gefühl, ein geschrumpftes iPad Air in der Hand zu halten. Abgesehen von der geringeren Größe ist nämlich tatsächlich kein Unterschied festzustellen. Das Gerät ist unheimlich flott, startet Programme verzögerungsfrei und kommt auch mit den anspruchvollsten 3D-Spielen aus dem Appstore problemlos klar. Der Wechsel vom Porträt- in den Landscape-Modus verläuft beinahe ohne Wartezeit. In den gängigen Benchmark-Programmen Sunspider und 3DMark hängt es den etwa gleichgroßen Konkurrenten Google Nexus 7 locker ab. Die hohe Prozessorleistung lässt sich dabei nicht nur am Bildschirm bemerken. Auch die Aluminiumhülle wird bei hoher Beanspruchung recht warm.
Einen recht guten Eindruck hinterlassen die beiden Kameras des iPad mini. Zwar ist die Frontkamera mit ihren 1280 zu 960 Pixel im Vergleich zur Displayauflösung etwas grobkörnig, leistet aber gute Dienste. Lediglich bei schwachem Licht gibt es deutliches Bildrauschen. Die auf der Rückseite eingebaute iSight-Kamera (Bild unten) überzeugt bei Tageslicht und Sonnenschein und liefert anständige Bilder. Da sie aber ohne Hilfslicht oder Blitz daherkommt, sollte man im Dunklen nicht auf sie bauen. Videobilder nimmt die 5-Megapixel-Kamera mit 1080p auf. Wer eine ruhige Hand hat, kann brauchbare Filme machen.
Die Anbindung ans Netz ist schnell und zuverlässig. Das WLAN-Modul hat zwei Antennen und kann auch auf das 5 Mhz-Band zugreifen — in der Konsequenz sind theoretisch bis zu 100 Megabit Übertragungsgeschwindigkeit drin. Auch im 3G und LTE-Modus (hierfür ist eine seperate Nano-Sim mit Datentarif nötig) zeigte sich unser Testgerät im städtischen Raum recht zuverlässig, lediglich hinter dickeren Wänden ging die Übertragungsgeschwindigkeit stark zurück.
Beim eingebauten 7,9 Zoll (20,06 cm) messenden Display ist kein Unterschied zum 9,7 Zoll messenden Display des größeren iPad Air zu erkennen. Farben werden klar und natürlich dargestellt, der Blickwinkel des Displays ist sehr weit und auch bei schrägem Blick auf das Tablet zieht sich kein störerender Grauschleier über den Bildschirm. Helligkeit und Kontrast des Bildschirms sind in Ordnung, gefühlt ist das Display des iPad Air aber heller. Wie bei allen anderen iPads auch lässt sich der stark spiegelnde Bildschirm bei starkem Sonnenlicht im Freien leider ziemlich schwer ablesen. Den Punktabzug dafür macht das Display aber als Eingabegerät wieder gut. Bis zu zehn Eingaben werden parallel erkannt und die virtuelle Tastatur arbeitet sehr genau. Aufgrund der Größe empfiehlt es sich aber, Texte im Querformat zu schreiben. Im Hochformat sind die Schaltflächen selbst für normalgroße Finger reichlich klein.
Beim Alltagsnutzen hat das iPad mini gegenüber dem großen Bruder klar die Nase vorn. Es passt locker in größere Jackeninnentaschen und auch Damenhandtaschen, wiegt rund 100 Gramm weniger und lässt sich auch komfortabel mit einer Hand halten. Gerade unterwegs ist das von Vorteil — Nachrichtenseiten und Ebooks (Bild oben) lassen sich so in der Bahn viel komfortabler lesen. Schon nach wenigen Stunden mit dem kleinen iPad kam uns das bisher gerne genutzte größere iPad 3 nur noch schwer und klobig vor. So schnell kann das gehen. Dazu kommt die annehmbare Akkuleistung. Trotz des Mehrverbrauchs durch den feineren Bildschirm hält das iPad mini mindestens genau so lang wie die größeren Modelle.
Fazit: Dieses iPad mini braucht sich nicht hinter den großen Modellen zu verstecken. Im Gegenteil. Bei annähernd gleicher Leistung ist es viel mobiler und komfortabler zu nutzen als die großen 9,7-Zöller. Gerade als Ebook-Reader und mobile Multimediastation ist es im Vergleich ein Stück praktischer und lässt sich auch auf längeren Zugfahrten bequem in einer Hand halten. Die Kamera ist für ein Tablet ziemlich gut, auch da gibt es nichts zu klagen. Dazu erhält man als iPad-Nutzer ein ausgereiftes Betriebssystem mit zahlreichen kostenlosen Programmbeigaben wie Apples Officepaket und viele weitere Apps in Apples Appstore. Auch der im Schnitt 90 Euro niedrigere Anschaffungspreis könnte für manchen die Entscheidung für die kleine Version erleichtern. Ein Wehrmutstropfen bleibt beim iPad mini mit Retina Display allerdings. Frei heraus gesprochen: Es ist ziemlich teuer. Knapp 390 Euro kostet das Einstiegsmodell mit 16 Gigabyte und WLAN. Für den Preis gibt es Googles Nexus 7 bereits in Vollausstattung. Da es leider keine Möglichkeit gibt, den physischen Speicher per SD-Karte zu erweitern, sollte man also nicht unter dem 32-Gigabyte-Modell (479 Euro) einsteigen. Wer zum Spitzenmodell mit 128 Gigabyte und LTE greift, muss 779 Euro auf den Tisch legen. Bei diesem Preis überlegt man sich den Kauf zweimal.
Man darf dabei nicht aus den Augen lassen, dass man für sein Geld einen guten Gegenwert bekommt, das iPad mini mit Retina Display ist trotzdem ein teures Vergnügen. Und was bedeutet das jetzt für das große iPad Air? Nach zwei Wochen Testbetrieb können wir zumindest sagen: Wenn es unbedingt ein iPad sein muss, dann ist es dieses. Die größeren Modelle sind für uns nach Nutzung des minis keine Option mehr.