Nokia Lumia 520 im Test: Viel Windows Phone 8 zum kleinen Preis
Ein Smartphone unter 200 Euro Einführungspreis ist selten. Eins mit Windows Phone 8 als Betriebssystem ist zu diesem Preis einzigartig. Aber bringt Nokias neues Einsteigermodell Windows 8 auch flüssig auf das Display?
Düsseldorf. Ein Smartphone mit dem Betriebssystem Windows Phone 8 ist immer noch ein Hingucker. An kaum etwas scheiden sich die Geister der Technikbegeisterten so sehr wie an Microsofts Handy-Oberfläche. Nokia unterstützt Redmond bei der Verbreitung mittlerweile mit einem breiten Angebot. Im oberen Sektor gibt es das Lumia 925 und 920, als Mittelklassemodell soll das Lumia 620 fungieren. Jetzt kommt mit dem Lumia 520 ein sehr günstiges Smartphone dazu.
Das Handling
Nokia hat bei dem Lumia 520 ein handliches 4-Zoll-Display (Diagonale 10,5 Zentimeter) verbaut. Es ist mit 124 Gramm angenehm leicht. Die ohne Schrauben wechselbare Plastikrückseite gibt es zum Start in fünf Farben (schwarz, weiß, rot, blau und gelb), aber sicher werden schon bald unzählige Wechselschalen in anderen Farben und anderen Motiven den Markt überschwemmen.
Die Plastikabdeckung sitzt auch nach dem Dauertest noch fest am Display, lässt sich aber trotzdem ohne große Mühe entfernen. Dass sich ein Smartphone dieser Preisklasse nicht so hochweritg wie ein iPhone oder die neuen HTC-Flaggschiffe anfühlt, ist klar.
Das Lumia 520 punktet dadurch, dass die abgerundete Rückseite gut in der Hand liegt. Einziges Manko: Wo Plastikrahmen und Displayglas aufeinandertreffen entsteht durch die lose Verbindung schon bei etwas festerem Druck auf das Display ein Knartz-Geräusch — für einen Preis von weniger als 200 Euro für uns zu verschmerzen. Zumal auch bei intensiver Nutzung nur wenig Staub und Dreck den Weg unter die Rückschale findet.
Ausstattung
Die Fünf-Megapixel-Kamera muss ohne LED-Blitz auskommen. Das ist deshalb schade, weil die Kamera besonders bei dunkler Umgebung etwas schwach auf der Brust ist. Der Autofokus leistet hingegen gute Arbeit und die beiden Druckpunkte des mechanischen Auslöse-Knopfes sind gut eingestellt. Bei Schnappschüssen am Tag leistet die Kamera durchaus gute Dienste, für mehr reicht es nicht.
Dafür gibt es reichlich Platz für Fotos: Das Lumia 520 ist mit acht Gigabyte internem Speicher ausgestattet, zusätzlich können bis zu 64 GB per SD-Karte nachgerüstet werden. Bei Lieferung steht mit mehr als vier Gigabyte freiem Speicher genug Platz für Fotos, Apps und Musik zur Verfügung. Selbst bei deutlich teureren Handys ist das oft nicht der Fall.
Hardware
Das Innenleben ist der eigentliche Knackpunkt bei Nokias neuem Einsteigermodell. Die spannende Frage: Reichen der 1-GHz-Dual-Core-Prozessor (Qualcomm Snapdragon S4) und 512 MB Arbeitsspeicher aus, um dem bisher nur auf teureren Geräten eingesetzten Windows Phone 8 Beine zu machen? Die Antwort lautet: Ja und Nein.
Zunächst läuft das neue mobile Betriebssystem von Microsoft recht flüssig. Lange Ladezeiten gibts kaum, auf dem Homescreen lässt sich fix navigieren und auch die mit der Zeit länger werdenden Kontakt- und App-Listen sind auf Wisch oder Touch da.
Besonders weil die Grundfunktionen so schnell und reibungslos zu bedienen sind, ist die Ernüchterung im Dauertest groß. Immer wieder hakelt die Oberfläche an nicht reproduzierbaren Stellen: Manchmal reicht schon die Eingabe von zwei Buchstaben in der Store-Suche um das Lumia für eine volle Sekunde unbrauchbar zu machen. Nach dem nächsten Neustart werden unter selben Bedingungen sofort die passenden Ergebnisse angezeigt.
Wer das Smartphone per mechanischem Tastendruck in den Ruhezustand versetzt und es schnell wieder wecken will, kann auch Lotto spielen. Ob und wann das Telefon wieder erwacht, scheint reine Glückssache — mal reicht ein kurzer Tastendruck um zum Sperrbildschirm zu gelangen, mal haben wir Zeit um zehn mal auf der Taste rumzuhämmern.
Wirklich ärgerlich ist das nur deshalb nicht, weil der Touchscreen zuverlässig arbeitet. Wenn das Lumia nicht reagiert, hakelt es eben mal wieder. Mehrfach aufs Display gedrückt, weil wir dachten, der Befehl wurde nicht verstanden, haben wir nur in den ersten Stunden des Tests.
Ebenfalls erfreulich: Die Ladezeiten der Apps unterliegen kaum Schwankungen. Natürlich müssen wir auch hier mit Blick auf den Preis Abstriche machen und grafisch anspruchsvolle 3D-Spiele ausklammern, aber Standard-Apps laden in angemessener Zeit.
Fazit
Wer ein Windows 8-Smartphone für wenig Geld kaufen will, kommt an dem Nokia Lumia 520 nicht vorbei. Handling und Ausstattung sind angesichts des Preises wirklich gut. Wer über kleine Ruckler im alltäglichen Einsatz hinwegsehen kann, bekommt ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis geboten.
Windows Phone 8 kämpft hingegen auch in der neuesten Version immer noch mit großen Problemen. Die Betreffen allerdings gar nicht das Betriebssystem selbst - gegenüber dem extrem statischen iOS-Homescreen zum Beispiel sind Live-Kacheln ein Segen - sondern die App-Unterstützung: Tagesschau-App oder Instagram für Windows Phone 8? Fehlanzeige. Und auch die portierten Apps wie Facebook oder die App der Deutschen Bahn fühlen sich gegen die Android- oder iOS-Variante wie sehr frühe Beta-Versionen an.
Alternativen
Auf dem Windows Phone-Markt ist das Lumia 520 in seiner Preisklasse konkurrenzlos. Auch deshalb lohnt der Blick über den Tellerrand hinaus: Ebenfalls für unter 200 Euro gibt es sehr gute, wenn auch etwas in die Tage gekommene Android-Smartphones. Das Samsung Galaxy S Plus i9001 wäre eine solche Alternative. Wer etwas mehr Geld investieren will (und auf LTE verzichten kann) bekommt für 299 Euro mit dem Google Nexus 4 einen echten Preis-Leistungs-Hammer, der zudem von Google direkt mit den neusten Updates versorgt wird.