Tilly: Das wäre mein Papst-Wagen

Ein paar Stunden zu spät ist Benedikt zurück getreten. Für einen Wagen war keine Zeit.

Düsseldorf. Der Papst hat im Rosenmontagszug einen eigenen Wagen gehabt — zumindest im Kopf von Jacques Tilly. Er hat genaue Vorstellungen, wie der Wagen hätte aussehen können: Darauf läuft Benedikt XVI. aus der Kirche, die das Volk längst verlassen hat. Jedoch hat der Papst seinen Rücktritt zu spät bekannt gegeben. So schnell konnten Tilly und sein Team nicht reagieren — der Wagen blieb eine Idee. „Wäre er ein paar Stunden eher zurückgetreten, hätten wir die ganze Nacht hindurch am Wagen gebaut“, sagt Tilly.

Einen Papst-Kopf von einem alten Wagen hat er aufgehoben, der hätte schnell recycelt werden können. Für die WZ hat Tilly aber zumindest exklusiv Dienstag zeigte sich der Kreative noch fassungslos: „Der Papst ist richtig stillos. Seinen Rücktritt am hohen Fest der Narren zu verkünden, ist geschmacklos“, sagt der Wagenbauer. Zumal Benedikt XVI. Deutscher ist: „Er weiß ganz genau um die Bedeutung des Karnevals. Auf der ganzen Welt wird dieses Fest gefeiert.“ Ohnehin sei Benedikt der schlechteste Papst seit 150 Jahren gewesen.

Zugleiter Hermann Schmitz hat einen anderen Vorschlag: „Ich hätte den Papst mit der Pille in der Hand gezeigt, um ihn herum verhungernde Kinder.“ Dass das harter Tobak wäre, gibt er auch gleich zu. „Er hätte uns auch nicht so in die Supper spucken sollen. Der Schritt an sich ist ja völlig in Ordnung. Aber nicht am Rosenmontag.“

Papst-Wagen hin oder her: Seit Dienstag sind alle Mottowagen 2013 Geschichte, alles wurde auseinandergenommen und verschrottet. Darum sieht Jacques Tilly die Sache sportlich: „Wir sind nächstes Jahr noch da. Der Papst nicht“, sagt er und bearbeitet Klaus Wowereit mit einem Seitenschneider. Knick, knack und ab sind die Augäpfel. „Ein paar Zähne und etwas Gehirn nehme ich mir auch noch mit.“ Ein bisschen was von den Wagen hebt Tilly immer auf.

Der Kopf von OB Elbers wurde in Sicherheit gebracht. Vielleicht hat er im Zoch 2014 seinen nächsten Auftritt. Annette Schavan hingegen landet im Container. Den kleinen Feuerwehrmann, der am Montag noch demütig vor Majestät Elbers hockte, haben sich Karnevalfans gesichert. Jeder, der am Abrissmorgen zur Wagenbauhalle kommt, darf sich auch etwas mitnehmen.

Traurig ist es schon. Was die Karnevalisten über Monate in mühsamer Kleinarbeit, mit viel Mühe und Kreativität gebaut haben, wird in nur einem Tag wieder verschrottet. Und da wird alles andere als zimperlich vorgegangen. Während der echte Tausendfüßler noch auf seinen Abriss wartet, musste der von der Düsseldorfer Karnevalsgesellschaft Rot-Weiss-Gold schon Dienstag das Zeitliche segnen. „Wir hatten auf den Tausendfüßler einen Garten gemacht. Das war ja mal eine schöne Idee. Jetzt wird er ja leider abgerissen“, sagt Präsident Wolfgang Dobbertin.

Bei Tilly und seiner Truppe werden die Wagen mit dem Hammer bearbeitet. Bei Dobbertin geht es etwas vorsichtiger zu. „Wir wollen den Maschendrahtzaun, der um den Wagen gespannt ist, nicht beschädigen. Der allein kostet schon 200 Euro. Den würden wir gerne im kommenden Jahr wiederverwenden.“ Ab Oktober basteln die Jecke an einer neuen Hülle für den Maschendrahtzaun.