Mit der Eisenbahn kam die Kohle in die Stadt
1835 fuhr der „Adler“. Krefeld ist aber erst seit 1849 an das Schienennetz angeschlossen.
Krefeld. Der erste Zug im Deutschen Reich dampfte am 7. Dezember 1835 von Nürnberg nach Fürth. In die Samt- und Seidenstadt fuhr das Eisenbahn-Zeitalter aber mit ein wenig Verspätung ein, denn erst 1849 wurde die Stadt Krefeld an das Schienennetz angeschlossen. Als Textilstandort benötigte man unter anderem die günstige Kohle aus dem Ruhrgebiet für die Dampfmaschinen in den heimischen Betrieben.
Die private Bahngesellschaft "Ruhrort-Crefeld-Kreis Gladbacher Eisenbahngesellschaft" besaß Ende 1844 bereits ein Stammkapital von 1,2 Millionen Talern für den Bau einer Eisenbahntrasse. Gut fünf Jahre später rollte der erste Zug in Krefeld ein. Die Strecke bis Duisburg wurde erst 1852 komplett fertig gestellt.
Eine Strecke zwischen Krefeld und Köln sollte zwar auch schon in den 1840er Jahren erbaut werden. Wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten verzögerte sich die Konzessionserteilung, und erst 1853 konnte mit dem Verlegen der Schienen begonnen werden. Drei Jahre wurde gearbeitet, bis die Strecke Krefeld erreichte. Weitere Linien und somit der Anschluss an das internationale Schienennetz sollten folgen.
Mit der Eröffnung der ersten Bahnlinie wurde auch Krefelds erster Bahnhof in der Nähe des Ostwalls eingeweiht. Die Schienen lagen zu dieser Zeit noch ebenerdig und nicht wie heute auf einem Bahndamm. Ein Schienenstrang kam übrigens über die heutige Berliner Straße in die Innenstadt.
Den ersten, kleinen Bahnhof steuerten zuerst nicht viele Züge an. Mit der Strecke nach Köln und der Weiterführung nach Kleve begannen neue Planungen für ein größeres Bahnhofsgebäude. Der Ostwall lief auf diesen Neubau exakt zu. Doch das Gebäude sollte von den ebenerdigen Schienen umschlungen werden: Quasi als Insel wurde es zwischen den beiden Schienensträngen der Privatbahnen errichtet.
Die Probleme mit dieser besonderen Lage stellten sich rasch mit dem dann wachsenden Verkehr ein. Wer zum Bahnhof wollte, musste über die Gleise gehen und an den Schranken stellten sich längere Wartezeiten für Fuhrwerke und Fußgänger ein. Zur Erleichterung wurde immerhin 1871 ein Personentunnel zum Bahnhofgebäude vom Ostwall eröffnet. Doch auch dort war das Gedrängel groß. Zeitweise musste der neue Tunnel gesperrt werden, da Grundwasser eindrang.
Die Lage sollte sich endlich 1898 ändern: der Preußische Landtag stimmte dem Neubau eines Bahnhofes sowie der Anhebung der Gleise auf einen Damm durch die Stadt zu.
1906 war der Damm der Eisenbahn schon weit fortgeschritten, nicht zuletzt dank des Aushubmaterials aus dem Hafen, gearbeitet wurde auch an Eilgut- und Gepäcktunnel im neuen Bahnhof. Und die Vorarbeiten für die dreischiffige Bahnsteighalle wurden in Angriff genommen.
Am 3. Dezember 1907 sollte der neue Bahnhof eröffnet werden - eigentlich ohne "großen Bahnhof". Als erster Zug stoppte aber der Schnellzug von Aachen nach Berlin. Unplanmäßig! Denn der Lokführer dachte sich, dass ein so schöner Bahnhof nicht von einem ordinären Nahverkehrszug eingeweiht werden dürfe.
Also hielt der Berliner um 23.52 Uhr am 2. Dezember in der neuen Halle an. Kein Personal auf den Gleisen, die Zuggäste stiegen dennoch aus und standen alsbald vor verschlossenen Türen. Nachdem sie durch das Gebäude irrten, kehrten sie in den Zug zurück. Der fuhr schließlich mit allen Fahrgästen in den Notbahnhof, wo er abgefertigt wurde. So hat der Hauptbahnhof zwar keine große Feier, aber eine amüsante Anekdote zu seiner Eröffnung erhalten.