VHS-Chefin hat sich gut eingelebt: „Wir verschlafen nichts“
Am Samstag stellt Inge Röhnelt ihr zweites VHS-Programm vor. Die neue Chefin des Instituts ist schnell in Krefeld heimisch geworden.
Krefeld. Inge Röhnelt ist angekommen. Das Büro, in dem 14 Jahre lang ihr Vorgänger Hansgeorg Rehbein saß, ist längst ihres geworden, die Volkshochschule, die sie nun führt, empfindet sie als „gut bestelltes Haus mit engagiertem Team“. Und in der Stadt, die sie vorher nicht kannte, atmet sie einen „bürgerlich aufgeschlossenen Krefelder Geist“. Da ist jemand in kaum acht Monaten erstaunlich heimisch geworden.
Im April hat Röhnelt die Krefelder VHS übernommen. Unter 110 Kandidaten hatte sich die Ratingerin durchgesetzt, was vor allem ihre Kinder stolz machte. Ihr selbst geht kein Eigenlob über die Lippen, sie spricht lieber von den „neuen Herausforderungen“, denen sie sich mit 53 Jahren stellen wollte. „Ein komplexes Ding“ hat sie da übernommen, das gibt sie zu. Die Krefelder VHS gilt in NRW als Vorzeigeinstitut, das Gemeindeprüfungsamt hat ihre Wirtschaftlichkeit gelobt.
Röhnelt kann das aus Erfahrung nur bestätigen, als Gutachterin des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung hat sie viele Einrichtungen gesehen. Und in Ratingen hat sie den Wandel der Volkshochschulen seit den 80ern von innen miterlebt: „Früher hat sich ein VHS-Leiter noch persönlich um historische Stadtthemen gekümmert. Heute halten sich die Klischees nur noch in Kabarett-Programmen.“ Volkshochschule heute — das sei „Zeitgeist pur“: „Bei uns geht es um handfeste Themen der Gesellschaft.“
Das wichtigste dieser Themen, das Röhnelt immer wieder herausstellt, ist der demographische Wandel. Ihn wolle und müsse eine Volkshochschule durch alle Generationen begleiten: vom Fitmachen jugendlicher Schulabgänger über die Unterstützung von Arbeitnehmern im immer dichteren Berufsalltag bis zu Angeboten für aktive Senioren. Die Arbeit mit Migranten und der Service für Unternehmen gehören ebenfalls dazu. „Wir verschlafen nichts“, verspricht Röhnelt.
In dieser Haltung erinnert sie an ihren Vorgänger, der die VHS wie ein mittelständisches Unternehmen geführt hat. So wie er stammt Inge Röhnelt vom Lande, aus dem Westerwald: „ Da habe ich meine Bodenständigkeit her.“ Die half ihr auch, als die Landesregierung mitten in ihrem Lehramts-Examen verkündete, dass auf absehbare Zeit keine Lehrer mehr eingestellt werden: „Ich habe die Flucht nach vorne angetreten und promoviert.“
Über die Uni Düsseldorf und die VHS ist sie schließlich im Ratinger Kulturamt gelandet — und will ihr Faible für manches Randthema auch in Krefeld bewahren. „Gerade in hektischen Zeiten brauchen wir die Kultur für unsere Herzensbildung. Muße ist kein Luxus, sondern gibt uns Raum, Dinge emotional zu verarbeiten.“ Auch dabei soll die VHS helfen — wie bei der körperlichen Verarbeitung des demographischen Wandels: Röhnelt jedenfalls besucht gern in der Mittagspause die VHS-Rückengymnastik.